Landeshauptstadt: Heißes Pflaster
Kompromiss-Vorschläge – aber eine Lösung? Bürgerversammlung zu Granitpflaster in der Jahnstraße
Stand:
Babelsberg - Der Pflasterstreit in Babelsberg geht weiter: Nach kontrovers geführter Debatte deutete sich in der Bürgerversammlung um die Sanierung der Babelsberger Jahnstraße am späten gestrigen Abend eine wenn auch von der Stadtverwaltung wenig geliebte Kompromissvariante an: Da bei einer Sanierung der über 100 Jahre alten Granitsteinpflaster-Decke etwa 50 Prozent der alten Steine verloren gingen, könnte doch der verwendbare Rest im dann ohnehin schmaler vorgesehenen Fahrstreifen wiederverwendet werden. So lautete das Fazit vieler Anwohner der Jahnstraße.
In der Debatte zwischen den Babelsbergern, dem Sanierungsträger Stadtkontor und der Stadtverwaltung war jedoch zunächst zum Ausdruck gekommen, dass die Unterschiede in den Auffassungen kaum größer sein könnten. Frank Steffens, Fachbereichsleiter Grün- und Verkehrsflächen, warb für die von der Verwaltung bereits angebotene Variante, das alte Granitpflaster könne für die Parkbuchten verwendet werden, die Fahrbahn werde durch ein anderes Pflaster ersetzt, das die Stadt noch vorrätig hat und das in gebundener Weise – also einbetoniert – verlegt wird. Steffens: „Wir bieten ihnen ein Pflaster, das der Norm entspricht.“ Das alte Granitpflaster dagegen habe zu breite Fugen – also zu große Abstände zwischen den Steinen – es bestehe Unfallgefahr. Wenn sich jemand den Kopf aufschlägt, „sind wir verantwortlich“, so Steffens. Anja Reinicke von der Verwaltung ergänzte: „Vor 130 Jahren gab es keine Servolenkung, keine Bremskraftverstärker.“ Gerade durch die moderne Fahrzeugtechnik würden Steine gelockert. Ebenso entstünden tiefe Fugen durch die Straßenreinigung, wie es das sanierte alte Pflaster am Weberplatz zeige, wo „Fahrradfahrer mit dem Vorderrad stecken bleiben“.
Den Pflaster-Befürwortern gilt der sich im Denkmalbereich befindliche Weberplatz aber gerade als Beispiel, dass eine Pflastersanierung möglich ist. Allerdings befindet sich die Jahnstraße nicht im Denkmalbereich. Sie ist Teil des Sanierungsgebietes, in dem die Straßensanierung mit Fördermitteln des Landes durchgeführt werden kann, worauf der Stadtverordnete Wolfhard Kirsch (SPD) hinwies, der sich selbst als Vertreter der Wohnbaufirma Kirsch & Drechsler vorstellte. Kirsch wies daraufhin, dass die Straßensanierung nach Ende der Sanierungssatzung in wenigen Jahren zu 75 Prozent von den anliegenden Grundstücksbesitzer getragen werden müssten. Nach Information der Stadtverwaltung wird das Sanierungsgebiet um 2011 aufgehoben. In der Tat waren die anwesenden Anwohner und Anlieger bereit, eine Sanierungsnotwendigkeit der Jahnstraße einzugestehen. Allerdings hatte ein Babelsberger den größten Beifall des Abends hervorgerufen, als er erklärte, es müssten alle Wege genutzt werden, die Wiederverwendung des alten Granitpflasters durchzusetzen. Der Stadtverordnete Mike Schubert (SPD) schlug sich auf die Seite der Mehrheit: Es gebe einen deutlichen Bürgerwillen und auch deutliche Signale aus dem Bauausschuss, daher sei es „völlig unklar, warum die Verwaltung ihren Weg weiter geht“. Schubert: „Ich habe heute nichts gehört, was mich überzeugt hätte.“ Er forderte abschließend, dass die Verwaltung die verschiedenen Kosten der Varianten – Asphalt, gebundenes Pflaster, Granitpflaster – ermittelt.
Heute Abend wird die Verwaltung den Bauausschuss über das Ergebnis der Versammlung berichten.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: