ATLAS: Helfen
Juliane Wedemeyer befürwortet den Aufruf an die Freier
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Postkarten für Freier zu drucken, wirkt auf den ersten Blick befremdlich. Zumal die von Kobra.net Angesprochenen auch noch Verantwortung übernehmen sollen gegen Zwangsprostitution. Freier und Verantwortung? Das scheint irgendwie nicht zusammen zu passen. Doch für Sex zu zahlen, ist in Deutschland nicht verboten und bei rund 400 000 Berufshuren wohl auch nichts wirklich Ungewöhnliches. Diese können sich mittlerweile sogar in der AOK krankenversichern oder als Ich-AG in die Existenzgründung starten.
Aber weil eben nicht alle Frauen freiwillig im so genannten horizontalen Gewerbe arbeiten, ist es umso wichtiger, diejenigen darauf hinzuweisen, die diesen Frauen am nächsten kommen. Nur sie können helfen, denn ein Menschenhändler, der junge Osteuropäerinnen mit Gewalt zum Sex für Geld zwingt, wird sich ja nicht selbst anzeigen. Aber niemand sonst hat Kontakt zu diesen Mädchen, die meist die Bordelle in unauffälligen Wohnungen nicht allein verlassen dürfen. Nur der Freier kann und sollte den Frauen helfen.
Darum ist es wichtig und gut, dass er auf den Karten mit dem entsprechenden Aufruf direkt mit „Du“ angesprochen und vor allem nicht vorverurteilt wird. Denn zur Polizei zu gehen oder zu einer Fachberatungsstelle für Opfer von Menschenhandel erfordert Mut. Und den könnten sie verlieren, wenn dabei etwa von Mitschuld die Rede wäre. Doch in diesem Fall geht es nicht um Moral, sondern darum, die Opfer dieser modernen Form der Sklaverei zu retten. Denn sie werden tagtäglich vergewaltigt und geschunden.
Juliane Wedemeyer
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