Landeshauptstadt: Helmhöltzer werden „fox-devils-wild“
Stundenstreichungen? Gymnasium fürchtet um sein Englisch- und Musikprofil / Schulamt: Keine Panik
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Innenstadt - Mit Witz und Wut haben am Freitag Schüler des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums gegen befürchtete Stundenstreichungen in den Unterrichts-Bereichen Englisch/Bilingual und Musik protestiert. „Streicher statt Streichen“ stand auf Transparenten oder, in absichtlich verquerem Englisch, „Without English we get fox-devils-wild“ – „Ohne Englisch werden wir fuchsteufelswild“. Elisabeth von Heimendahl, Vorsitzende der Schulkonferenz sagte, das staatliche Schulamt wolle dem Gymnasium 16 Extrastunden Musik und acht zusätzliche Stunden für zweisprachigen Unterricht – Geschichte in englischer Sprache – streichen.
Für den kommenden Mittwoch haben die Schüler des Helmholtz-Gymnasiums von 11 bis 14 Uhr eine Demonstration „quer durch die Stadt“ mit bis zu 500 Teilnehmern angemeldet, sagte Polizeisprecher Mario Heinemann.
Nach Ansicht zahlreicher Eltern werden die Stundenstreichungen das Profil der Schule in der Kurfürstenstraße schwer treffen. Insbesondere der zusätzliche Musikunterricht gehört an dem einstigen Viktoria-Gymnasium zur Schulidentität. Zu DDR-Zeiten konnte die Schule über 200 Zusatzstunden Musik verfügen. „Wir waren zehn Musiklehrer“, erinnert sich Helgert Weber, der seit 1981 an der Schule Musik unterrichtet. Der Wegfall des bilingualen Unterrichts gefährdet nach Ansicht von Elisabeth von Heimendahl die CertiLingua-Einstufung der Schule, ein Exellenzlabel für mehrsprachige, europäische und internationale Kompetenzen, auf das einzig das Helmholtz-Gymnasium im Land Brandenburg verweisen kann. Elternvertreter Professor Stefan Zundel sagte, seine musisch-sprachlich begabte Tochter besuche eigens wegen des Schulprofils das Helmholtz-Gymnasium. Eigentlich habe das Bildungsministerium auf Profilbildung gesetzt – „das jetzt durch die kalte Küche wieder zu kassieren ist nicht in Ordnung“. Schülervertreter Till Hainbach sieht die Big Band, den Chor und Musical-Projekte der Schule gefährdet. Er fragt: Wie passen die Stundenstreichungen mit der vielzitierten Pisa-Studie zusammen? Die Schülerin Mia Knop Jacobsen sagte, sie fühle „Wut, Trauer und Enttäuschung“.
Schulleiter Dieter Rauchfuß unterstützt den Protest. Das jährliche Warten darauf, „wie viele Stunden man uns zubilligt, ist entwürdigend“. Der Leiter des staatlichen Schulamtes Ulrich Rosenau versuchte gegenüber den PNN, die Lage zu entspannen: „Es gibt keinen Grund zur Panik.“ Gegenwärtig beginne die Planung für das neue Schuljahr. Richtig sei, dass aus den vorhandenen Stundenressourcen zunächst ein Pool für die Pflichtaufgaben der Schulen gebildet werde. Da seien die Stunden für die Profilbildung, wie die Bilingual- und Musikstunden des Helmholtz-Gymnasiums, noch nicht enthalten. Es blieben aber Stunden übrig, die für Profilkurse zugewiesen werden, so Rosenau: „Kontinuität hat Priorität.“ Der Schulamtsleiter: „Es besteht keine Gefahr für den bilingualen Unterricht und für das Musikprofil der Schule.“Guido Berg
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