Landeshauptstadt: Heraus aus dem Alltag im Heim
Migrantenbeirat organisierte eine Weihnachtsfeier für Potsdamer Flüchtlinge
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Der Weihnachtsmann mit Rauschebart und roter Kutte sitzt in stoischer Ruhe auf seinem Stuhl. Gemeinsam mit den Kindern neben ihm lächelt er in die Kamera. Magdolna Grasnick, Potsdams Migrantenbeauftragte, drückt auf den Auslöser ihres Fotoapparats. Schon wenig später werden hier die nächsten Kinder Platz nehmen und zusammen mit den hinter ihnen stehenden Eltern in die Kamera grinsen. Knecht Ruprecht aber wird die ganze Zeit über sitzen bleiben und jedes Familienfoto mit seinem Antlitz adeln.
Diese Fotos von der gestrigen Weihnachtsfeier für Flüchtlingsfamilien werde sie demnächst den Familien zukommen lassen, erzählt Grasnick. Familien aus dem Potsdamer Flüchtlingsheim am Schlaatz oder der Einrichtung für traumatisierte Flüchtlingsfrauen und deren Kinder in der Hegelallee. Auf der vom Migrantenbeirat organisierten Weihnachtsfeier konnten sie alle am gestrigen Sonntag im Bürgerhaus am Schlaatz für ein paar Stunden den Heimalltag hinter sich lassen und ein wenig an vorweihnachtlicher Freude teilhaben.
So wie Kheder Yousif Shekko, der mit seiner Frau und seinen sieben Kindern seit über einem Jahr im Flüchtlingsheim am Schlaatz wohnt. Der 32-Jährige stammt aus dem Irak. Nach dem Sturz von Saddam Hussein sei er in seinem Heimatland als Polizist tätig gewesen. Doch dass es dort noch immer sehr gefährlich zugeht, habe seine Familie leidvoll erfahren müssen, erzählt Shekko, unterstützt durch eine Übersetzerin. Seine Schwester und sein Cousin seien im Irak erschossen worden. Nicht zuletzt weil auch sein Cousin genau wie er als Polizist gearbeitet habe, sei in ihm immer mehr das Gefühl gereift, dass der Irak für ihn und seine Familie ein zu unsicherer Platz zum Leben sei. Zunächst habe er sich allein zur Ausreise aus seinem Heimatland entschieden. Die erste Station in Deutschland war Bayern. Später sei seine Familie dann nachgekommen, zunächst nach Eisenhüttenstadt. Nun wohnen sie alle im Heim am Schlaatz. Das Asylverfahren laufe.
Shekkos Tochter Nahla freute sich gestern indes über den weihnachtlichen Trubel im Schlaatzer Bürgerhaus. Es sei bereits ihr zweites Weihnachtsfest hier in Deutschland. Obwohl sie Weihnachten aus dem Irak nicht kannte, freue sie sich über dieses Fest. Das Beste sei, „dass es Geschenke gibt“, meinte Nahla, die schon ein recht passables Deutsch spricht. Nur wie alt sie sei, das konnte sie gestern noch nicht so recht ausdrücken. Neun oder zehn Jahre alt ist sie wohl.
Ein spezielles Weihnachtsgeschenk brachte Sascha Krämer, Kreischef der Potsdamer Linken, auf der gestrigen Feier. Er übergab eine Spende von 342 Euro für eine Wippe im Flüchtlingsheim am Schlaatz. Die Genossen seines Kreisverbandes hatten diese Summe jüngst gesammelt. HC
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