Einen der größten Baubooms seit 19 Jahren erlebt Potsdam derzeit. Womöglich ist es nur gefühlt, aber die Stadt gleicht an vielen Stellen einer Tagebaulandschaft, die hier anstatt mit Wasser mit neuen Häusern gefüllt wird. Der Bauschwerpunkt hat sich dabei von der Innenstadt und Babelsberg an den Alten Markt, die Havel und Krampnitz verlegt. Dabei verschwinden wie am Hauptbahnhof oder in der Speicherstadt die wenigen letzten Brachen zusammengebrochener DDR-Industrie. In einigen Monaten wird nichts mehr darauf hinweisen, wo die Reichsbahn ihre Züge ausbesserte oder wo der Schlachthof einmal war. Es beginnt ein neues Leben an Stellen, deren Pulsschlag schon vor langer Zeit aufgehört hat. Genau darin liegt die Chance. Etwas Neues könnte atmen, abseits des barocken Ensembles. Die Investoren in der Speicherstadt, rund um den historischen Landtag am Alten Markt, auf den Flächen des Potsdam-Centers, in Krampnitz und am Jungfernsee haben noch die Möglichkeit, neue, zeitgenössische und einzigartige Architektur in der Stadt der Schlösser und Gärten zu verankern. Vielleicht gelingt es einem Investor und seinem Architekten dabei sogar, dass seine Gebäude einmal in einem Atemzug mit Knobelsdorff und Persius genannt werden. Darin sollten Anspruch und Herausforderung bestehen.
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