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Landeshauptstadt: „Herr Platzeck, übernehmen Sie notfalls“

Hunderte Potsdamer dankten Hasso Plattner und fordern Untersuchung der Landtags-Ausschreibung

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Innenstadt - Mit Kerzen hatten die Potsdamer gestern Abend den Satz „Danke! Hasso Plattner“ auf das Pflaster des Alten Marktes geschrieben. Doch das musste Barbara Kuster von der Bürgerinitiative „Mitteschön“ noch vor dem Dank für die 20-Millionen-Spende des Software-Milliardärs loswerden: Die Wut sei ihr in Bauch und Kopf gestiegen, als sie in den PNN von dem bislang unbekannten Zusatz im Ausschreibungstext für den neuen Landtag las. Demnach werde kein Bau-Konsortium ausgeschlossen, dass sich nicht an die Vorgaben hält. Das ist, als wenn der Schiedsrichter die Regeln erkläre „und zum Schluss sagt, das könnt ihr vergessen, die rote Karte bekommt doch keiner“. In „monarchistischer Manier“ werde „in kleinem Kreise“ die Entscheidungen getroffen. Barbara Kuster: „Wir fordern eine Untersuchung!“ Und an den Ministerpräsidenten gerichtet: „Herr Platzeck, überprüfen Sie und übernehmen Sie notfalls!“

Unter langem herzlichem Beifall hunderter Potsdamer kam Barbara Kuster dann zum eigentlichen Ziel des Abends: Danke sagen dem Mann, der dafür sorgte, „dass uns die Glas- und Beton-Ästhetik erspart bleibt“. Hasso Plattner sei es zu verdanken, dass der Wille der Potsdamer Bürger nach Wiedererrichtung der Knobelsdorff-Fassade des alten Stadtschlosses nun auch umgesetzt werde. „Es ist ein Gefühl, als wenn die Mauer aufgegangen ist“, rief die Mitteschön-Protagonisten den Bürgern zu. Und: „Wir haben es geschafft.“ Am Thema Stadtschloss habe sich zum ersten Mal „Potsdamer Bürgersinn entwickelt“. Zu danken sei auch Günther Jauch, der mit dem Aufbau des Fortuna-Portals die Initialzündung gegeben habe für den Wiederaufbau des Stadtschlosses und der „bewies, es geht, man kann niveauvoll rekonstruieren“.

Michael Schöne, Vorsitzender des Stadtschloss-Fördervereins, dankte Hasso Plattner „für das politische Feingefühl“, seine Millionen-Offerte „zum richtigen Zeitpunkt“ gemacht zu haben. Schöne würdigte weiterhin die von Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) initiierte Forsa-Umfrage, die bewiesen habe, „dass das, was wir hier fordern, die Potsdamer auch wollen“. Saskia Hüneke erklärte gegenüber den PNN, der Schlusssatz der Ausschreibung zeige, dass es richtig war, den Bebauungsplan für den neuen Landtag kritisch zu begleiten. „Jetzt klärt sich auf“, so die Stadtverordnete, „warum das Land auf die unkonkreten Baugrenzen statt der eindeutigeren Baulinien bestand.“

Der Landtagsabgeordnete und Potsdamer CDU-Chef Wieland Niekisch betonte in seiner Rede, der nun in der Kritik stehende Schlusssatz der Ausschreibung sei in den im Landtag und im Präsidium gezeigten Versionen nicht dabei gewesen. „Ich wünsche mir vom Brauhausberg mehr Unterstützung für Potsdam“, forderte Niekisch. Für den Fall, dass hinter der Knobelsdorff-Fassade nicht genügend Platz für einen gemeinsamen Landtag mit Berlin sei, machte Niekisch einen Vorschlag: Dann sollte das Alte Rathaus vom Landtag mitgenutzt werden. Schließlich habe die Stadtverwaltung nach dem 2.Weltkrieg auch das ehemalige Regierungspräsidium Brandenburgs bezogen, das heutige Neue Rathaus.

Nach der Spende von Plattner kommen auch andere Spender aus der Reserve: Wie Michael Schöne den PNN erklärte, wird nun erheblich mehr gespendet als zuvor, als viele Freunde der Knobelsdorff-Fassade noch die Vorstellung hatten, die vielen Millionen seien wohl nicht zusammen zu bringen. Nun jedoch, da klar ist, dass die Knobelsdorff-Fassade kommen wird, wollen Schöne zufolge noch viele „Mithelfen auf der Zielgeraden“. Der Förderverein gibt Zeichnungsscheine heraus, mit denen sich Förderer der historischen Fassade verpflichten, zu gegebener Zeit einen bestimmten Betrag zu spenden. Schöne zufolge sind von Einzelnen bereits fünfstellige Summen gezeichnet worden.

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