Landeshauptstadt: Herzenssache Nordpol
Arved Fuchs berichtete im Einstein-Gymnasium über Klimaveränderungen
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Arved Fuchs berichtete im Einstein-Gymnasium über Klimaveränderungen Dem Brandenburger Warmblüter sind die derzeitigen Minusgrade mehr als genug. Was den Winter in den hiesigen Breiten betrifft, so könnte dieser getrost dem Frühling weichen. Für Arved Fuchs jedoch muss das Potsdamer Winterwetter der prächtigste Frühlingsanfang sein. Der gestandene Polarforscher ist ganz andere Temperaturen bis zu Minus 60 Grad gewöhnt, wie er gestern in seinem Vortrag Schülern der 11. Jahrgangsstufe am Einstein-Gymnasium erklärte. Seit über 25 Jahren ist der gebürtige Schleswig-Holsteiner in der Nordpolarregion unterwegs. Er hat so manches „gefährliche Segelabenteuer“ erlebt, manche „haarsträubende Begegnung mit Eisbären“ gehabt, wie Fuchs erklärte. Doch darüber zu berichten, war er nicht nach Potsdam gekommen. Die augenfälligen Veränderungen am Nordpol in den zurückliegenden Jahren seien alarmierend. Denn wenn im globalen Klima Entscheidendes passiere, reagiere die riesige Eisfläche wie ein „Frühwarnsystem“, so Fuchs. Wo Arved Fuchs vor knapp zehn Jahren mit seinem internationalen Forscherteam noch versuchte, mit dem Segelschiff bestimmte Regionen im ewigen Eis zu bereisen und frühzeitig an den meterdicken Schollen scheiterte, da sei heute ein problemloses Durchkommen möglich. Gletscher schmelzen, der Permafrostboden in Sibirien und Kanada werde weicher. In manchen Küstenbereichen rutsche die Steilküste ab, in Alaska mussten sogar schon manche Siedlungen evakuiert werden, berichtete der 51-Jährige. Doch als Apokalyptiker, der realitätsferne Weltuntergangsszenarien wie in dem Film „The day after tomorrow“ nachzeichnen wolle, versteht sich Arved Fuchs nicht. Der Nordpol ist ihm Herzenssache. Seine langjährigen Erfahrungen vor Ort, die Gespräche mit den Einheimischen zeigen, dass diese, vor allem vom Menschen beeinflussten Veränderungen, sehr ernst genommen werden müssten. Wo sich die seriöse Wissenschaft mit Kommentaren vorsichtig zurückhält, da findet Fuchs klare Worte. Handlungsbedarf ist notwendig, und darum bereist der Polarforscher Schulen, um hier Aufklärungsarbeit zu leisten. Fuchs berichtete mit Leidenschaft von seiner Arbeit und versuchte die Auswirkungen durch die Veränderungen in der Polarregion auf den mitteleuropäischen Raum klar zu machen. Doch weder höhere Krankheitsanfälligkeiten noch stärkere Stürme in der Region weckten das Interesse bei den Schülern. Bei der anschließenden Fragerunde herrschte Zurückhaltung in den Stuhlreihen. Drei Fragen von zwei Schülern, dann wurde Arved Fuchs freundlich verabschiedet. Aufklärungsarbeit ist hier mehr als nötig. D. Becker
D. Becker
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