Landeshauptstadt: Hexenbesen für Behördenfrau Ursula Balke erhielt Frauen-Power-Trophäe
Sie will ihn nicht mehr hergeben, den frisch verliehenen Hexenbesen. „Ist das ein Wanderpokal“, fragte deshalb Ursula Balke, die gestern mit dem Frauenpower-Symbol ausgezeichnet wurde, unsicher.
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Sie will ihn nicht mehr hergeben, den frisch verliehenen Hexenbesen. „Ist das ein Wanderpokal“, fragte deshalb Ursula Balke, die gestern mit dem Frauenpower-Symbol ausgezeichnet wurde, unsicher. Nein, sie dürfe das gute Stück behalten, sagte Heiderose Gerber, Geschäftsführerin des Autonomen Frauenzentrums, das bereits seit 1993 immer kurz vor der Walpurgisnacht den Preis für Frauenengagement vergibt. Man solle den Hexenbesen sogar immer griffbereit haben, um „mit Frauenkraft gegen Männerstrukturen“ agieren zu können, heißt es in der auf violettem Papier gedruckten Verleihungsurkunde .
Die heute 60 Jahre alte Ursula Balke ist seit Gründung des Jugendamtes 1991 Mitarbeiterin in der Behörde. Zu Beginn ist die Sozialarbeiterin in der Jugendförderung gewesen, nach der Umstrukturierung leitet sie nun das Regionalteam im Sozialraum I: Innenstadt, Potsdam-West, nördliche Gebiete und neue Ortsteile. „Sie ist kein Behördenmensch im klassischen Sinne“, sagt Heiderose Gerber über die Frau im Jugendamt. Ursula Balke habe sich immer besonders für die Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen eingesetzt. Als Jugendförderin sei sie maßgeblich an der Gründung des Mädchentreffs „Zimtzicken“ in Trägerschaft des Frauenzentrums vor zwölf Jahren beteiligt gewesen, sagte die Zentrumsleiterin. Die Zusammenarbeit mit der Amtsinhaberin sei immer „konstruktiv und angenehm“ gewesen. „Wir kommen gerne zu Ihnen“, sagte Heiderose Gerber. Deshalb schöpfte die Jugendamtsmitarbeiterin auch keinen Verdacht, als sich das Frauenzentrum mit einem Arbeitstermin bei ihr im Büro anmeldete. Erstaunt war die 60-Jährige denn auch weniger über den Besuch von Vera Spatz und Wiebke Matthesius-Handorf von den Zimtzicken sowie Heiderose Gerber als vielmehr vom Besen. „Das ist aber eine tolle Überraschung“, sagte sie, obwohl sie sich nicht würdig fühle. „Ich mach doch ganz normale Arbeit.“ Die meisten Preisträgerinnen seien so bescheiden, sagt Heiderose Gerber. Mit der gestrigen Verleihungen gingen bereits 15 Hexenbesen an engagierte Frauen – die wohl berühmteste Inhaberin des Hexenbesens ist die bereits verstorbene Sozialministerin Regine Hildebrandt.
Ursula Balke wird im August in den Ruhestand gehen und zu ihrer Tochter nach Niedersachsen ziehen, um sich unter anderem um ihr Enkelkind zu kümmern. „Dort sind die Betreuungsangebot nämlich längst nicht so gut wie hier“, sagt Ursula Balke. Und als erkennbares Stück Potsdam bekomme der Hexenbesen im neuen Zuhause einen Ehrenplatz. NIK
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