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Homepage: Hexenjagd

Die English Drama Group der Universität Potsdam führt heute „The Crucible“ von Arthur Miller auf

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Gerüchte, Anschuldigungen und Falschaussagen – so begann die Hexenverfolgung in dem amerikanischen Ort Salem im Jahr 1692. Die düstere Stimmung dieses Szenarios will die „English Drama Group“ der Universität Potsdam bei ihrer heutigen Premiere von Arthur Millers „The Crucible“ erzeugen. Die jungen Schauspieler wollen zeigen, dass sie sich auch an tiefer gehende Stücke herantrauen. „Es handelt sich um unser bisher schwierigstes Stück“, so Daniel Acker, Mitglied der englischsprachigen Theatergruppe. Schwierig vor allem deshalb, weil das Thema seine Brisanz und Aktualität bis heute behalten hat, meint der 25-jährige Student. „Es wird doch ständig mit dem Finger auf andere gezeigt.“

Im Stück beschuldigt die junge Abigail mehrere Frauen der Hexerei, doch nur um von ihrer eigenen Affäre mit dem Farmer John Proctor abzulenken. Daraufhin werden einige der Beschuldigten zum Tod verurteilt.

Verdächtigungen auszusprechen ohne Beweise zu erbringen und mit Vorverurteilungen das Leben Unschuldiger zu zerstören – das hatte Arthur Miller hautnah erleben müssen, als während der McCarthy-Ära in den USA überall sowjetische Einflüsse gewittert und viele Personen, darunter berühmte Schauspieler, als Kommunisten denunziert wurden. In dieser Zeit, 1953, entstand sein allegorisches Stück „The Crucible“. „Miller nutzte die Hexenjagd als Symbol und zeigte, dass Denunziation zu jeder Zeit vorkommt“, erklärt Benjamin Gaede, der schon seit acht Jahren in der Theatergruppe spielt. Diese verräterische Atmosphäre auf die Bühne zu bringen, empfindet der Anglistik-Student als schauspielerische Herausforderung.

Gefordert werden die Studenten aber auch durch das komplizierte Englisch des 17. Jahrhunderts, das mit dem heutigen Alltagsenglisch wenig zu vergleichen sei, meint Daniel Acker. „Das wird für die Zuschauer sehr anspruchsvoll“, prophezeit der Student. „Das Englisch dieser Zeit hat einen ganz besonderen Klang“, findet er. Auf die Darstellung der Figuren aber hat die Sprache keinen Einfluss. „Die Handlung des Stücks ist ja in jeder Sprache dieselbe“, betont Daniel, der seit Januar die Theatergruppe verstärkt. Immer wieder erstaunt ihn die unglaubliche Dynamik der Truppe. „Hier kommen die verschiedensten Charaktere zusammen, die dann auf der Bühne eine Einheit bilden.“

Zwanzig Jahre schon gibt es die „English Drama Group“ an der Universität, zwangsläufig mit wechselndem, sich immer wieder erneuerndem Ensemble. Auf dem Spielplan standen stets sehr aufwendige Stücke, von „Sherlock Holmes“ bis zur „Snow Queen“. Die neue Inszenierung, in der Anke Köhler Regie führt, ist wie immer eine Gemeinschaftsarbeit. „Alles hinter, vor und neben der Bühne ist das Werk von uns allen“, steht deshalb auch im Programmheft.

Ob eine Aufführung erfolgreich ist, das misst Daniel an den Reaktionen des Publikums, wenn es gelingt, die Zuschauer zum Nachdenken zu bringen. Die Genugtuung darüber lässt ihn manche Strapaze aushalten, auch wenn die Proben bis in den späten Abend reichen. „Hat man einmal ernsthaft mit der Schauspielerei angefangen, ist es um einen geschehen“, sagt er aus eigenem Erleben. Mit jeder Rolle mache man neue Erfahrungen, erklärt Daniel. „Außerdem kann man beim Schauspielern Entscheidungen treffen, die man im wahren Leben so nie fällen würde“. Manchmal aber greifen Bühnenwelt und Wirklichkeit auch ineinander über: Als Daniel vor kurzer Zeit selbst Opfer einer Falschaussage wurde, habe er „ziemlich gelassen“ reagiert. „Im Stück hingegen wäre ich cholerisch geworden und hätte mich auf Gott berufen.“

Uni-Campus Golm, Haus 5, 13.6., 18.30 Uhr Premiere, weitere Vorstellungen am 17./28.6. und 4./6.7. jeweils um 18.30 Uhr

Susanna Maier

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