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Landeshauptstadt: High Noon am Teufelssee

Bauaufsicht lehnte Westernstadt-Anbauten im KTC ab. Der Grund: Das Areal hat keine öffentliche Zuwegung

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Forst Potsdam - Zum dritten Mal in Folge platzte jetzt der anvisierte Wiedereröffnungstermin für das Kinder-Tourismus-Centrum (KTC) am Teufelssee. Zur Westernstadt umgebaut, sollte die Erholungsstätte in der Gemarkung Rehbrücke zur Saison 2007 im Juli eröffnen (PNN berichteten). Der Termin verstrich ungenutzt. Ob der Trägerverein Bambus e.V. das Touristenzentrum jemals in Betrieb nehmen kann, steht inzwischen in Frage.

Baustopp und Genehmigungsverfahren blockierten bisher die Fertigstellung der Freizeiteinrichtung für Kinder und Jugendliche. Am Dienstag erhielt nun der Geschäftsführer des Bambus e.V., Detlef Killat, einen Brief der Unteren Bauaufsichtsbehörde Potsdam-Mittelmark. „Unser Antrag auf Baugenehmigung wurde abgelehnt“, sagt Killat. Er habe bereits beauftragt, die nicht genehmigten Schleppdächer wieder zurückzubauen, so der Geschäftsführer. Einen Ablehnungsbescheid erhielt der Bambus e.V. allerdings nicht, weil die Anbauten etwa unsachgemäß angebracht wären, sondern vielmehr, weil das 600 Hektar große Gelände im Wald nicht mehr an einer öffentlichen Zuwegung liege. Die rund zwei Kilometer lange Verbindung zwischen den letzten Häusern von Bergholz-Rehbrücke und dem Grundstück Teufelsklause 1 wurde nämlich von der zuständigen Gemeinde Nuthetal umgewidmet. Der einstige Wirtschaftsweg ist heute ein Waldweg. „Und kann von Anliegern nur aufgrund des Notwegerechts befahren werden“, erklärt Bambus-Chef Killat. Allerdings sei damit eine Nutzung des Geländes, wie im Mietvertrag zwischen der Stadt Potsdam (Eigentümerin des KTC) und seinem Verein, als Kinder- und Jugendeinrichtung mit Übernachtungsmöglichkeit, nicht mehr gegeben, erklärt Detlef Killat. Warenlieferung und Müllentsorgung beispielsweise dürften über den Waldweg nicht erfolgen. Es sei denn, so schlug die Potsdamer Stadtverwaltung dem Bambus e.V. vor, der Verein schließe mit dem Eigentümer des Weges, der Forstwirtschaft, einen so genannten „Gestattungsvertrag“ ab. Damit verbunden sei ein Nutzungsentgelt von jährlich 1185 Euro sowie Unterhalt des Weges und Verkehrssicherungspflicht. Außerdem riet die Verwaltung dem Trägerverein, den sehr unebenen Weg zu einer befahrbaren Trasse auszubauen. Kostenpunkt: 50 000 bis 200 000 Euro. Geld, das weder die Stadt Potsdam, noch der Verein aufbringen können. Und offenbar auch der Grund ist, warum die Gemeinde Nuthetal die Fahrbahn durch den Wald „herunterwidmete“, wie Bürgermeister Gerhard Ling erklärt. Aus Angst vor Schadenersatzforderung von Autofahrern aufgrund kaputter Stoßdämpfer oder abgerissener Auspuffe habe man den Weg aus dem öffentlichen Straßennetz genommen. Dass dieser Vorgang allerdings dazu führe, dass das KTC nicht mehr als Freizeiteinrichtung nutzbar ist, wusste Ling nicht. Er hatte selbst als Vorsitzender der Schützengilde Rehbrücke noch einen Untermietvertrag mit dem Bambus e.V. über die Pachtung einer der Hütten auf dem Gelände abgeschlossen – allerdings vor der Wegumwidmung im Dezember 2004.

Auch als der Verein Bambus e.V. den Überlassungsvertrag des Grundstücks Teufelsklause 1 im Januar 2004 für eine mietfreie Laufzeit von 25 Jahren unterzeichnete, lag das Areal noch an einer öffentlichen Zuwegung. Inzwischen hat Detlef Killat einen Rechtsanwalt mit der rechtlichen Bewertung der Situation beauftragt. Obwohl der Verein das Areal am Teufelssee nicht nutzen könne, entstünden ihm doch enorme Kosten, sagt Killat. Schließlich sei man als Mieter zur Objektsicherung verpflichtet. Dazu habe der Bambus e.V. einen Haustechniker beauftragt. Auch müsse man Strom und Abwasser bezahlen. Seit dem Baustopp im November 2005 sei eine Summe von rund 45 000 Euro angefallen, rechnet er vor. „Und das, ohne irgendwelche Einnahmen aus dem Objekt zu haben.“

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