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Landeshauptstadt: Hilferuf nach Berlin

Der Offene Brief des Betriebsrats an den Kanzler

Stand:

Der Offene Brief des Betriebsrats an den Kanzler In einem Offenen Brief hat sich der Betriebsrat von Studio Babelsberg an Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gewandt. Gestern wurde der Brief in Berlin an das Bundeskanzleramt übergeben. Im Folgenden das Schreiben im leicht gekürzten Wortlaut. Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, Studio Babelsberg ist verkauft. Vivendi Universal hat für das traditionsreiche Studio mit Dr. Carl Woebcken und Christoph Fisser zwei Investoren den Zuschlag gegeben. Beide Investoren hinterließen bei ihren bisherigen wirtschaftlichen Engagements Pleiten und Prozesse und im Filmbereich verfügen sie über keinerlei Know how. Auch sind die beiden Manager bislang den Nachweis schuldig geblieben, über die notwendige Kapitaldecke zu verfügen, dem Studio entscheidende Impulse zu geben. Drei Angebote lagen Vivendi Universal insgesamt vor, darunter mit Studio Hamburg und dem jetzigen Management (MBO) zwei dem Standort verbundene, kompetente Bieter. Dies ist offensichtlich die schlechteste Variante. Beim meinem Besuch in Paris vergangene Woche wurde uns von Jean-René Fourtou persönlich zugesichert, in den Prozess um einen neuen Investor einbezogen zu werden. Dies war leider nicht der Fall. Damit hat Herr Fourtou sein Versprechen uns gegenüber nicht eingehalten und nun gibt die aktuelle Entwicklung Anlass zu größter Sorge um die Zukunft des Produktionsstandortes und die damit verbundenen 220 festen (und) produktionsbedingt bis zu 2000 Arbeitsplätze. Während unsere Mitarbeiter () mitten in der Vorbereitung zu den aktuellen Filmen „Mission Impossible III“ und „Aeon Flux“ () stecken, wird offensichtlich auf der Gesellschafterebene der Dolchstoß beschlossen. Projekte dieser Größenordnung, die das Studio braucht, um wirtschaftlich zu arbeiten, sind mit der Entscheidung aus Paris gefährdet. Damit verbunden sind Einbußen der Länder von ca. 100 Millionen Euro jährlich, wie Wirtschaftsforscher und Politiker einmütig festgestellt haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie, Herr Bundeskanzler, dieser Entwicklung tatenlos zusehen. () Da Sie gerade in den letzten Wochen den Aufbau-Ost () zur Chefsache erklärt haben, sind wir verwundert darüber, dass die überaus kritische Situation von Studio Babelsberg nicht Gegenstand Ihrer Gespräche war. Zumal es sich bei Studio Babelsberg nicht nur um ein wirtschaftlich wichtiges, sondern auch um ein medienpolitisch einzigartiges Unternehmen handelt, dessen Zerschlagen tief in die Seele der Menschen treffen wird – in Ost und West. Die mediale Diskussion der letzten Wochen hat dies bewiesen. Das vierte Leben des Studios hat mit dem Brief des damaligen Bundeskanzlers Dr. Helmut Kohl an den Geschäftsführer der Treuhandanstalt Detlef Rohwedder begonnen und den Einstieg von Vivendi ermöglicht. Er hat es zur Chefsache erklärt, dieser () Produktionsstätte eine Zukunft zu geben. Wenn wir jetzt nicht engagiert handeln, setzen wie zwölf harte Jahre des Aufbaus und der Konsolidierung aufs Spiel. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Studio Babelsberg und verbundenen Unternehmen bitten Sie deshalb, auch das fünfte Leben zu Ihrer Chefsache zu machen und Ihre guten Kontakte zu dem französischen Präsidenten Jacques Chirac für ein offenes Gespräch zu nutzen. () Obwohl die grundsätzliche Entscheidung für die beiden Investoren bereits gefallen ist, bietet die Ausarbeitung des Vertrags zahlreiche Möglichkeiten, Sicherungen für den Fortbestand des Studios, seiner Tradition, der Menschen, die dort arbeiten zu vereinbaren, die für den Film leben, manche bereits in vierter Generation, und die mit Ihrer Unterstützung auf eine Zukunft hoffen. Mit freundlichen Grüßen Jan-Peter Schmarje Betriebsratsvorsitzender

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