
© Olaf Möldner
Von Thomas Gantz: Hingabe bestraft Lässigkeit
Der VfL Potsdam bezwang in der 2. Handball-Bundesliga Nord den HC Empor Rostock mit 30:29
Stand:
Lars Rabenhorst hätte die Angelegenheit auf sich beruhen lassen können, so wie es eigentlich auch seine Handballer nach dem Ablauf dieser überaus spannenden sechzig Spielminuten in Potsdam taten. Sie ließen sich länger als gewöhnlich Zeit, das Geschehene in der Kabine zu verarbeiten. Ihr Trainer hatte da längst den Moderator des Pressegesprächs düpiert, indem er dessen Bewertung, ein gutes Zweitliga- Handballspiel gesehen zu haben, entschieden widersprach. Hinterher ging Rabenhorst näher ins Detail und sprach davon, sich wieder einmal über das sogenannte zweite Gesicht seiner Truppe geärgert zu haben. „Wir treten auswärts einfach zu bescheiden auf. Ich bin sehr unzufrieden, denn wir hatten hier alle Möglichkeiten“, so der Trainer des HC Empor Rostock.
Tatsächlich scheiterten die Gäste aus Mecklenburg am Samstagabend beim 30:29 (14:14)-Sieg des VfL Potsdam an einem Ausmaß an Lässigkeit und Inkonsequenz, das geradezu dazu einlud, sportlich bestraft zu werden. Die Gastgeber taten dies in ihrem ersten Heimspiel nach der sechswöchigen EM-Pause auf beeindruckende Art und begeisterten damit ihre 500 Zuschauer. Wie nahe dieser knappe Erfolg den unmittelbar Beteiligten ging, zeigte der kollektive Jubel, der sich schon Sekunden vor der Schlusssirene Bahn brach, als Ariel Panzer katzengleich eine Fußspitze an einen Rostocker Wurf bekam. Auch Peter Melzer öffneten sich diesmal Herz und Seele ungewöhnlich weit: „Ich hatte vor dem Spiel gewisse Befürchtungen. Wir haben dann aber sehr gut die Kurve gekriegt und sind letztlich glücklich zum Sieg gekommen. Ein sehr schöner Abend für uns. Ich bin sehr stolz“, sagte der VfL-Trainer. Angebrachte Worte für eine Gemeinschaftsleistung, die zum Lehrstück dafür herhalten könnte, was sich mit Willen im Mannschaftssport bewerkstelligen lässt.
Im Spiel selbst lagen die Gäste über weite Strecken knapp in Front, obwohl sie nicht am Limit spielten. Insbesondere der Tscheche Michal Bruna, der für den Stralsunder HV und die Füchse Berlin schon in der 1. Bundesliga am Ball war, vermittelte den Eindruck, als hätte er an diesem Abend nicht die rechte Inspiration. Ganz anders die Potsdamer, für die der 18-jährige Matthias Frank erstmals über längere Phasen des Spiels zwischen den Pfosten stand. Frank, der an der Potsdamer Sportschule ausgebildet wurde, nutzte dies zu einer beeindruckenden Präsentation seines Talents.
Im diesmal ohne den verletzt zusehenden Victor Pohlack stattfindenden Feldspiel überzeugten insbesondere die beiden zentralen Rückraumspieler Lars Melzer und Stephan Mellack. Beide schonten sich nicht und betätigten sich gegen die kantige Abwehr des HC Empor als eine Art Rammbock. Mellack bestätigte hinterher, dass er auch diese Art des Spielens gern einmal praktiziert: „Wenn es handballerisch nicht ganz so läuft wie gewünscht, will das Publikum eben so etwas geboten bekommen. Dafür darf man sich nicht zu schade sein.“
VfL Potsdam: Pahl, Panzer, Frank; Melzer 9/3, Bolduan 5/1, Kohnagel, Piske 1, Mellack 6, Schmidt 3, Urban 5, Kübler, Sommer 1, Schugardt.
Thomas Gantz
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