Sport: Hinten sicher, eiskalt vorn
SG Michendorf gewinnt in Unterzahl gegen Oberhavel Velten und klettert auf Tabellenplatz neun
Stand:
Die Arme vor der Brust verschränkt und die Beine fest in den Boden gestemmt – die nach außen ruhig wirkende, aber doch angespannte Haltung, in der Horst Strebe, Trainer der SG Michendorf, am Spielfeldrand stand, sprach Bände, welche Bedeutung die Partie gegen SC Oberhavel Velten hatte. Für beide Teams ging es am vergangen Samstag um einiges, jedoch mit völlig anderen Vorzeichen: Während die Michendorfer den Abstand zum Tabellenkeller ausbauen wollten, brauchten die Veltener einen Dreier, um den Anschluss an das obere Tabellendrittel nicht zu verlieren. Nach fünf sieglosen Spielen setzte sich die SG Michendorf schließlich in der Landesliga-Begegnung mit 3:1 (1:1) durch und kletterte in der Tabelle damit auf den neunten Platz.
„Das ist für uns ein richtiger Befreiungsschlag“, sagte Strebe sichtlich entspannter nach dem Abpfiff. Denn die Anfangsphase seiner Elf zeichnete ihm so einige Sorgenfalten ins Gesicht. „Wir mussten uns in der neuformierten Abwehrkette erst einmal ordnen“, beschrieb Michendorfs Abwehrchef Philipp Völker den turbulenten Beginn, in der sie den Veltener Gästen beinahe fahrlässig Chancen servierten. Doch mit zunehmender Spieldauer stabilisierte sich die Michendorfer Hintermannschaft. Damit erfüllte das Team von Strebe zunächst den ersten Teil der Aufgabe, mit der er seine Elf aufs Feld geschickt hatte: aus einer sicheren Defensive nach vorne Druck machen. Von gefährlichen Aktionen im und um den gegnerischen Strafraum war jedoch in der ersten halben Stunde kaum etwas zu sehen, denn die wenigen Offensivaktionen wurden meist nicht konsequent genug gespielt. So war es auch kein Wunder, dass ein Standard für die Michendorfer Führung her musste. Innenverteidiger Völker, mit 2,01 Meter Körperhöhe größter Mann auf dem Feld, köpfte nach einer Ecke den Ball aus vollem Lauf in die Maschen (23.).
„Wenn ich treffe, dann mit dem Kopf“, erzählte der Michendorfer Mannschaftskapitän danach. In der vergangenen Saison waren ihm so drei Treffer gelungen, während in der laufenden Saison nun schon zwei Kopfballtreffer auf das Konto des 30-Jährigen gehen.
Das Spiel von Philipp Völker war beispielhaft für den Auftritt der gesamten Michendorfer Mannschaft, durch die mit der Führung ein Ruck gegangen war. Plötzlich herrschte Sicherheit im Passspiel und Aggressivität in den Zweikämpfen aufseiten der Hausherren. „Deswegen ärgert mich so ein Gegentor umso mehr“, meint Völker zum Ausgleichtreffer in der 34. Spielminute. Grund für die Verärgerung war ein Absprachefehler zwischen Völker und Michendorf-Keeper Alexander Kroop, der den Ball direkt vor die Füße von Michele Lemke faustete, welcher zum 1:1 einschob. Doch während die Michendorfer noch vor der Halbzeit das 2:1 oder gar 3:1 auf dem Fuß hatten, entwickelte sich nach dem Seitenwechsel ein Spiel mit vielen intensiven Zweikämpfen.
„In so einer Situation in so einem Spiel muss der Schiedsrichter mehr Fingerspitzengefühl beweisen“, meinte Völker, dessen Rolle als Führungsspieler besonders nach der 50. Spielminute – Oliver Jankowiak hatte nach einem Foul die Gelb-Rote Karte gesehen – gefragt war. Immer wieder trieb er seine Mannschaft von hinten heraus an, trotz Unterzahl weiterhin offensiv zu spielen. Mit der sicheren Abwehr im Rücken konnte dann vor allem Stürmer Steve Goermer aufspielen. In der 63. Spielminute traf er zur erneuten Führung und konnte zehn Minuten später mit seinem zweiten Treffer zum 3:1-Endstand noch einen draufsetzen. „Das war eine starke kämpferische Leistung. Besonders nach dem Platzverweis“, so Völker.
Trainer Horst Strebe lobte vor allem den Einsatz, den jeder seiner Spieler in der Unterzahl-Situation auf den Platz gebracht hat. „Immer wenn wir mit dem Rücken zu Wand stehen, packen wir das irgendwie“, meinte der Michendorfer Coach hochzufrieden zur Leistung seiner Mannschaft. Deswegen habe er auch nach dem Platzverweis gewusst, dass sein Team das Spiel noch gewinnen würde. Obwohl die fast schlagartige Erleichterung, die sich mit dem Abpfiff in seiner Körpersprache zeigte, dann doch etwas anderes aussagte.
SG Michendorf: Kroop; Woiwode, Völker, Czarnofski, Rössel; Haubner, Balke, Jankowiak, Seyed-Vousoghi, Siebert (90.+1 Gräser); Goermer (80. Pollack). Tore: 1:0 Völker (23.), 1:1 Lemke (34.), 2:1 Goermer (63.), 3:1 Goermer (73.)
Chantal Willers
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