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Der Schein trügt. Ein wirklicher Hingucker ist der Jugendtreff Ribbeckeck in der Potsdamer Straße nicht. Die Fassade ist alt und marode. Drinnen hingegen laden Billiardtische und Internetzugänge junge Leute zum Verweilen ein.

© Andreas Klaer

Von Eva Ziebarth: Hinter bröckelndem Putz

Jüngst feierte der Jugendclub „Ribbeckeck“ sein zwölfjähriges Bestehen – Ein Blick hinter die Fassade

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Bornstedt - Der Putz bröckelt von den Wänden. Ein paar Mauersteine sind zu sehen. Welche Farbe das Haus in der Potsdamer Straße einst hatte, lässt sich heute schwer sagen. Seit zwölf Jahren ist in der Nummer 197 der Jugendtreff Ribbeckeck zu Hause. „Zu Hause“ sieht irgendwie anders aus, findet Ria Fleckstein. „Seit Jahren wird hier nur das Nötigste gemacht“, sagt die Sozialarbeiterin des Klubs.

Der Weg in den Treff führt durch ein rotes Tor. Der Hof dahinter wirkt ganz anders, als die marode Außenfassade des Hauses suggeriert. Eine Grillparty wird vorbereitet. Kinder, Jugendliche und Erwachsene wuseln mit Tellern und Schüsseln vom Haus zum Grillplatz und zurück. Ein kleines Mädchen schaukelt. Vier, fünf Jungen toben sich auf einem Beachvolleyballfeld aus. Die Sonne scheint, und die Rückseite des Hauses strahlt leuchtend weiß. Auch ein Blick in das Gebäude überrascht. An überraschte Gesichter ist Sozialarbeiterin Kornelia Henning gewöhnt. Die Fassade schrecke viele ab, sagt sie. Viele, aber nicht jeden. Dem 14-jährigen Pascal Müller sind Äußerlichkeiten egal. Drei Jahre zieht es ihn nun schon ins Ribbeckeck. Solange es nicht einstürzt, käme er weiter, um im Kraftraum zu trainieren.

Ein langer Flur führt in das Haus. Die Wände sind orange, die Räume hell und großzügig. Rechts das Billardzimmer, links der Gemeinschaftsraum. Ein Kachelofen fällt sofort ins Auge. „Wir sind der einzige Jugendklub in Potsdam, der noch über eine Ofenheizung verfügt“, erklärt Henning. Eine Besonderheit, auf die die 48-Jährige nicht wirklich stolz ist. Im Winter kämen sie und ihre Kollegin schon eine Stunde vor Öffnung in den Klub – zum Anheizen. Sechs bis neun Tonnen Kohle werden pro Jahr verheizt. „Den Staub können Sie sich ja vorstellen“, winkt Henning ab. In den ersten Stock gelangt man über eine alte, blaue Holztreppe. Zwei Stufen sind erst kürzlich instand gesetzt worden. Auch die Elektrik ist neu. Eine Rundumerneuerung könne dem Haus trotzdem nicht schaden, sagen die beiden Sozialarbeiterinnen. Der Kommunale Immobilienservice (KIS), der den Klub verwaltet, habe bislang aber keine Sanierungspläne.

Etwa zehn bis 15 junge Besucher hat das Ribbeckeck täglich. Es habe ein Generationswechsel stattgefunden, resümiert Henning die letzten zwei Jahre. Die „Großen“, wie sie ehemalige Schüler nennt, könnten wegen Lehre oder Job nicht mehr so oft reinschauen. Das derzeitige Klientel umfasse vor allem Viert- bis Sechsklässler, weshalb mit der nahegelegenen Karl-Foerster-Grundschule eng kooperiert werde. So dürfe das Ribbeckeck die Sporthalle für Turniere nutzen. Nur ein Drittel der Besucher sind Mädchen. Auch das hat sich laut der Sozialarbeiterin geändert, vor zwei Jahren sei das Geschlechterverhältnis noch ausgeglichen gewesen. Das liege daran, dass Mädchen nicht so laut sind und eher eine Freundin mit nach Hause bringen dürfen, mutmaßt sie. Darum geht es auch im Ribbeckeck: Freunde treffen. Der 16-jährige Lenné- Schüler Benjamin Cersovski trifft sich hier bis zu dreimal in der Woche mit Freunden zum Fußballspielen. „Hier ist alles ganz lässig“, sagt er. Auch laut sein ist erlaubt. „Wir haben eine hohe Toleranz“, sagt Fleckstein. Die jungen Gäste über zwei Etagen zu beaufsichtigen, sei kein Problem – zumindest solange nichts anderes ansteht. Eine dritte Kraft konnte bislang nicht eingestellt werden, die Forderung an das Jugendamt bestehe aber weiter. Im Ribbeckeck ist man ans Warten gewöhnt.

Eva Ziebarth

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