Potsdamer Bad-Diskussion: Hintze erwog Weggang und blieb
Der Bürgerinitiative Pro Brauhausberg gelang es, im Badworkshop eine Variablen-Liste einzubringen
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Potsdam - Alle Teilnehmer sollen gleich wichtig sein. Aber Thomas Hintze ist freilich etwas wichtiger. Hätte es das Scheitern des Workshops um ein neues Schwimmbad in Potsdam bedeutet, wenn der Kopf der Bürgerinitiative Pro Brauhausberg demonstrativ die gestrige Workshopsitzung verlassen hätte? Dahingestellt. Denn zu Beginn der Sitzung im Vorlesungssaal der Fachhochschule ist alles gut: Thomas Hintze sitzt auf seinem Platz und wirkt zufrieden. Er habe seine Liste mit für einen Badneubau relevanten Variablen und Kriterien, entstanden bei einer Ideenwerkstatt der Bürgerinitiative, bei der Workshopchefin abgeben können. Diese Liste, beeilt sich Gabriele Harrer gleich anfangs vor den etwa 100 Badinteressierten zu betonen, werde dem bereits in den zurückliegenden Workshoptagen entstandenen „Variablensatz“ hinzugefügt. Gabriele Harrer: „Wir sind ständig offen für die Erweiterung des Variablensatzes.“ Moderatorin Andrea Heubel sprach von „einer sehr guten Checkliste“, die die Bürgerinitiative abgegeben habe.
Noch im Tagesverlauf hatte sich Hintze ungehalten gezeigt und gegenüber den PNN angekündigt, dem Workshop gegebenenfalls den Rücken zu kehren. Er sei in den Arbeitsgruppen bisher überstimmt worden und habe seine Kriterien nicht einbringen können. Dazu zähle etwa die Variable „Biosphäre“, die von der Stadt aufgrund von Förderrichtlinien weiter betrieben werden müsse und die für ein Bad im Bornstedter Feld umgebaut werden könnte.
Bevor die Workshopteilnehmer eine umfangreiche Variablen-Diskussion begannen – schließlich sollen aus der Vielzahl der Variablen am Ende eine „Konsensmatrix“ aus etwa 15 Variablen entstehen – war noch Gelegenheit für Nachfragen, Anregungen – und Unmutsäußerungen. Hans-Jürgen Scharfenberg, Fraktionschef der Stadtlinken, beschwerte sich, der Oberbürgermeister habe beim Neujahrsempfang der Stadtverwaltung erklärt, er sei für ein Schwimmbad im Bornstedter Feld. „Das ist nicht hilfreich für die Veranstaltung“, donnerte Scharfenberg. Diese Einflussnahme seitens des Rathauschefs ist der Moderatorin eine Erörterung wert – wenn auch an anderer Stelle: „Das ist etwas für das Expertenforum.“
Weitere Unmutsäußerungen kamen von den Leuten aus den Arbeitsgruppen, die sich dort nicht ernst genommen fühlen. In den zehn Gruppen gebe es ein starkes „Hierarchiegefälle“, wie ein Teilnehmer sagte. Oder mit den Worten einer verärgerten Frau: „Es wurden Maulkörbe verteilt und die Leute für blöd verkauft.“ Insbesondere Mitarbeiter der Stadtverwaltung versuchten die „einfachen“ Bürger zu dominieren. Dazu Moderatorin Harrer: „Ich hoffe da auf Selbstregulation.“
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