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Touristen, die diesen Stadtplan sehen, dürften sich bei einem Besuch des Alten Marktes verwundert die Augen reiben. Denn dort finden sie längst vollendet, was auf der Karte nur geplant ist – oder gar nicht vorkommt, etwa die neue Bauzeile an der Alten Fahrt rund um das Museum Barberini.

© Andreas Klaer

Stadtpläne in Potsdam: Historie, einmal anders

Haltestellen, Toilettenhäuser, Werbestelen – überall hängen Stadtpläne. Manche allerdings länger, als sie sollten. Bei Touristen dürften die alten Stadtpläne für Ratlosigkeit sorgen.

Von Peer Straube

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Potsdam - Die Friedrich-Ebert-Straße führt mitten durchs geplante Landtagsschloss, das Theaterschiff liegt friedlich an der unbebauten Alten Fahrt, das Bildungsforum heißt noch schlicht Stadt- und Landesbibliothek: Wer den Stadtplan an einem Toilettenhäuschen am Luisenplatz betrachtet, fühlt sich unweigerlich in ein anderes Zeitalter versetzt – jedenfalls muss das Einheimischen so gehen, bei Touristen dürfte die Karte wohl eher Ratlosigkeit auslösen.

Aus welchem Jahr dieser Stadtplan stammt, weiß man weder im Potsdamer Rathaus noch bei der Wall AG, die das Toilettenhäuschen nebst sieben weiteren im Stadtgebiet betreibt. Optimistisch geschätzt hängt er seit mindestens sieben Jahren dort, denn im Herbst 2009 setzte die Eröffnung der neuen Trambrücke über die Alte und die Neue Fahrt den Schlusspunkt unter den Jahre währenden Umbau der Kreuzung Breite Straße /Friedrich-Ebert-Straße, an der die Verkehrsführung seinerzeit wegen des bevorstehenden Landtagsneubaus verändert werden musste. Pessimistisch geschätzt ist der Plan vielleicht sogar noch älter, weil die Planungen für die neuen Straßenverläufe bereits vor mehr als zehn Jahren festgestanden haben.

In Potsdam hängen zehn Jahre alte Stadtpläne aus

Einen offiziellen Auftrag, in ihren Werbeanlagen Stadtpläne auszuhängen, habe die Wall AG nicht, sagte Rathaussprecher Jan Brunzlow den PNN. „Aber es ist natürlich unglücklich, wenn in Potsdam Stadtpläne aushängen, die fast zehn Jahre alt sind“, sagte er. Man werde der Wall AG umgehend einen aktuellen Plan zur Verfügung stellen und das Unternehmen bitten, den alten schnellstmöglich auszutauschen. Ob der veraltete Plan ein Einzelfall ist oder ob es noch mehr dieser Relikte gibt, konnte das Unternehmen auf Nachfrage nicht beantworten. Das Problem sei aber bekannt, sagte Wall- Sprecherin Frauke Bank den PNN. Man führe Gespräche mit der Stadt, „die auch die Aktualisierung von Stadtplänen zum Inhalt haben“. Detaillierte Angaben könne man allerdings nicht machen, weil die Abstimmung noch laufe „und auch vertraglich relevant“ sei.

Neben den acht City-Toiletten bewirtschaftet die Wall AG in Potsdam acht sogenannte Billboard-Werbetafeln, die zumeist an den wichtigsten Ausfallstraßen stehen. Hinzu kommen beleuchtete Litfaßsäulen, Werbevitrinen und Kioske. Auch die Bushaltestellen werden von dem Unternehmen betrieben. Pflege und Wartung übernimmt die Firma, im Gegenzug darf sie die Flächen für Werbung vermieten.

Alte Zahlen bei der Wall-AG

Abgesehen von veralteten Stadtplänen scheint man bei der Wall AG, was Potsdam betrifft, auch sonst nicht ganz auf der Höhe der Zeit zu sein. Heute wohnen in Potsdam mehr als 169 000 Menschen. Sogar noch ein Jahr älter sind die genannten Tourismuszahlen. Zwei Millionen Tagesbesucher hatte die Stadt 2009, jetzt sind es jährlich rund 17 Millionen.

Die Wall-Stadtpläne sind aber nicht die einzigen in Potsdam, die der rasanten Entwicklung hinterherhinken. Denn auch von den insgesamt 32 Stadtplänen, die die Potsdamer Werbefirma Outfit im Stadtgebiet aufgehängt hat, sind nicht alle auf dem neuesten Stand. Im Unterschied zu Wall hat Outfit allerdings einen entsprechenden Auftrag vom Rathaus. Gemäß dem zuletzt 2014 erneuerten Vertrag sei die Firma verpflichtet, die Stadtpläne alle fünf Jahre turnusmäßig auszuwechseln, sagte Brunzlow. Die Verwaltung stelle dafür die Vorlage zur Verfügung. Die entsprechenden Daten lägen bei Outfit auch „schon lange“ vor. Man gehe daher davon aus, dass die Pläne „in den kommenden Wochen“ aktualisiert würden, so der Rathaussprecher.

So alt wie die Wall-Pläne sind die Potsdam-Karten in den Outfit-Werbeaufstellern jedoch nicht. Laut Brunzlow stammen sie aus dem Zeitraum zwischen 2011 und 2014. Für das Stadtbild waren das aber prägende Jahre. Der Landtag wurde fertig, an der Alten Fahrt wurde mit der Neubebauung begonnen. „Dass die Pläne erst jetzt ausgetauscht werden, ist natürlich schade“, sagte Brunzlow. Die weiterhin anstehenden gravierenden Veränderungen in der Mitte sollen künftig früher auch auf den Stadtplänen sichtbar werden, kündigte er an.

Die Firma Outfit äußerte sich auf PNN-Anfrage nicht zum Thema.

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