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Stadtgeschichte: Historische Tafelrunde

Ein neuer Schilder-Parcours durch Potsdam soll Besuchern und Spaziergängern die Geschichten großer und kleinerer Potsdamer Sehenswürdigkeiten näherbringen

Von Matthias Matern

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Wer auf dem Weg zum Brandenburger Tor durch die Wilhelm-Staab-Straße spaziert, kann leicht übersehen, dass er gerade erst eine andere Sehenswürdigkeit verpasst hat. Zwar ist der Nikolaisaal als Veranstaltungsort auch über die Stadtgrenzen bekannt, doch seine Geschichte und die seiner Straße dürfte neben dem Holländischen Viertel beispielsweise eher ein Schattendasein führen. Das soll sich nun ändern. Ab dem kommenden Frühjahr soll eine gut 40 mal 30 Zentimeter große Informationstafel an der Fassade über die Vergangenheit des Ortes Auskunft geben und der Nikolaisaal und die Wilhelm-Staab-Straße Teil eines historischen Parcours durch die Innenstadt werden. Die ersten drei von zunächst zwölf Schildern hängen schon. Am Mittwoch wurden sie am Nauener, am Brandenburger und am Jägertor angebracht.

Neben der Wilhelm-Staab-Straße samt Nikolaisaal und den drei bekannten Stadttoren gehören das Alte Rathaus, der Obelisk auf dem Alten Markt, das Naturkundemuseum an der Breiten Straße, der Lange Stall, das Museumshaus „Im Güldenen Arm“, das Kabinetthaus, das Kulturhaus Babelsberg sowie die Goethe-Grundschule und das Bertha-von-Suttner-Gymnasium bislang zum neuen Tourismus-Angebot. Und weitere Stationen sollen noch folgen. „Wir sind zuversichtlich, dass der Parcours noch wächst“, sagte Sigrid Sommer, Marketingchefin der Stadt, am Mittwoch. Bei den ersten zwölf Tafeln handele es sich nur um Muster, die auch Privateigentümer ansprechen sollen, die in die Substanz ihrer historischen Immobilien viel investiert haben und die Geschichte ihrer Häuser nun zeigen wollen, so Sommer weiter. „Wir haben bereits eine Anfrage aus der Brandenburger Vorstadt.“

Die Kosten für das Schild müssten die privaten Eigentümer allerdings selbst übernehmen. Die ersten zwölf werden von der Stadt finanziert. Kostenpunkt rund 2300 Euro. Dazu kommen jährlich 250 Euro, die für Pflege und Instandhaltungsarbeiten eingeplant sind. Außer historischen Aufnahmen und einem geschichtlichen Abriss bieten die Tafeln aus Sicherheitsglas auch die Möglichkeit, sich tiefergehend mit der betreffenden Sehenswürdigkeit auseinanderzusetzen. Aufgedruckt wurde auch ein sogenannter QR-Code, der mit einem Smartphone eingescannt werden kann und einen zu umfangreicheren Texten im Internet weiterleitet. Außerdem sind Telefonnummern gelistet, über die sich Hörbeiträge in fünf Sprachen abrufen lassen, darunter neben Deutsch und Englisch auch Französisch, Italienisch, Spanisch und Niederländisch. Das Angebot für Brandenburgs östlichen Nachbarn Polen fehlt allerdings.

Die Idee zu einem historischen Parcours gab es nach Angaben der Stadt schon seit Längerem. „In den letzten Jahren wurde die Innenstadt nahezu vollständig saniert. Jetzt wollen wir Besucher, aber auch Anwohner einfach entsprechend informieren“, erläuterte Marketingchefin Sommer weiter. Zwar seien bereits 2006 vereinzelt in der Stadt Infotafeln an einigen Gebäuden angebracht worden, doch die seien zum Teil während der Sanierungsarbeiten verschwunden, oder heute nicht mehr zeitgemäß.

Ein QR-Code ist nicht nur zeitgemäß, sondern wird offensichtlich auch tatsächlich genutzt. Entsprechende Erfahrungen sammelte die Stadt laut Sommer im vergangenen Jahr. „Damals hatten wir am Jägertor anlässlich des 300. Kronjubiläums Friedrich Wilhelm I. einen Aufsteller samt QR-Code dort aufgestellt und später die Resonanz ausgewertet. Innerhalb kürzester Zeit gingen die Klickzahlen auf dem entsprechenden Beitrag in die Höhe“, berichtet Sommer. Knapp 6000 Mal wurde der Artikel aufgerufen, laut Stadt größtenteils über den QR-Code.

Zu finden sein werden die Codes künftig auch noch an anderen Stellen der Stadt. Denn neben dem neuen Parcours will die Stadt auch die blauen Tafeln des touristischen Wegeleitsystems damit ausstatten. Dies stamme noch aus dem Buga-Jahr 2001 und sei „nicht mehr in Topform“, so Sommer. Ausgetauscht würden aber nicht die Tafeln an sich, sondern nur die darauf klebenden Folien.

Mit der Überarbeitung des touristischen Informationsangebots im Zentrum trägt die Stadt auch dem gewachsenen Interesse der Touristen an der Innenstadt Rechnung. Wie berichtet, hatte eine Umfrage unter 800 Tages- und Übernachtungsgästen im vergangenen Jahr gezeigt, dass das Zentrum in der Gunst der Gäste erstmals vor den Schlössern und Gärten lag. Bei der Frage nach dem am häufigsten besuchten Reiseziel in Potsdam belegte die historische Innenstadt mit 75 Prozent den ersten Platz. Die Schlösser und Gärten der Stadt landeten mit lediglich 52,6 Prozent auf Rang zwei.

Inwieweit der Nikolaisaal von Interesse war, wurde nicht abgefragt. Dabei umweht auch dieses Haus ein Hauch preußischen Glanzes. Zur feierlichen Einweihung 1909 kam immerhin sogar Kaiserin Auguste Viktoria von Preußen.

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