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Landeshauptstadt: Historischer Trockenleger

Das alte Schöpfwerk im Potsdamer Ortsteil Grube wird zum Tag des offenen Denkmals mit einer kleinen Ausstellung geöffnet

Von Sarah Kugler

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Es wirkt eher unscheinbar, fast wie ein Fehler in der idyllischen Landschaft: das Schöpfwerk im Golmer Luch, historisch auch Nattwerder, im Potsdamer Ortsteil Grube. Klein und etwas heruntergekommen steht es auf einer großen Wiese – und ist dabei von hoher historischer Bedeutung, wie Carola Walter, Vereinsvorsitzende vom Gemeinnützigen Bürgerverein „Wir in Grube“ erzählt. Zum Tage des offenen Denkmals am 14. September wird das historische Gebäude für die Besucher geöffnet.

„Sie müssen sich vorstellen, das war hier alles mal Sumpfgebiet“ sagt Carola Walter und macht eine weit ausholende Geste mit dem Arm. „Wie der Name Nattwerder schon sagt, war das eine ,nasse Insel’, die nicht bewirtschaftbar war.“ Friedrich Wilhelm von Brandenburg, auch als Großer Kurfürst bekannt, ließ das Golmer Luch im 17. Jahrhundert für eingewanderte Schweizer Kolonistenfamilien entwässern. Das so entstandene Land bestand aus zwölf rechteckigen Wiesenflächen mit Dämmen, Entwässerungsgräben und Dammwegen. Das erste Schöpfwerk, das 1678 am Hauptgraben gebaut wurde, war damals noch windbetrieben. Es pumpte das ansteigende Wasser in die anliegende Wublitz, die das Wasser dann in die Havel ableitete. „Das System war natürlich nicht so effektiv“, so Carola Walter. „Die hier angesiedelten Schweizer hatten oft mit Hochwasser zu kämpfen, weil das Werk eben nur bei Wind funktionierte.“ In der Regierungszeit von Friedrich Wilhelm I. (1712-1740) wurde das Schöpfwerk erneuert. Allein für die Entwässerung wurden mehr als 8000 Taler ausgeben. Die Wirkung blieb jedoch weiterhin uneffektiv. Auch die erste eingesetzte Dampfmaschine von 1847 brachte nicht den gewünschten Erfolg. Erst der Bau von Stromleitungen und der damit verbundene Einsatz von leistungsstarken Niederdruckpumpen ermöglichte einen besseren Hochwasserschutz. „Das Schöpfwerk, das sie jetzt hier sehen, stammt aus den 30er-Jahren und war das erste mit Elektromotor“, sagt Carola Walter. „Das hatte viel mehr Kraft.“ Im Erdgeschoss befand sich der Elektromotor, der die Pumpe antrieb, sowie sämtliche Elektronik, die heute aus Sicherheitsgründen vollständig gekappt worden ist. Die vertikale Kreiselpumpe im Tiefgeschoss des Werkes hatte eine Förderleistung von 1700 Kubikmetern pro Stunde und eine Förderhöhe von 4,7 Metern. Trotzdem wurde es 1980 aus wirtschaftlichen Gründen durch ein einfaches Pfahlschöpfwerk mit ausgelagerter Tauchpumpe ersetzt. Das neue Schöpfwerk befindet sich nur wenige Meter neben dem alten. Mit drei weiteren modernen Schöpfwerken reguliert es bis heute die Grundwasserbestände des 4800 Hektar großen Golmer Luchs. „Ohne das Schöpfwerk würde das hier alles wieder sumpfig werden“, betont Walter. „Landwirtschaft wäre dann hier nicht möglich.“

Angeregt durch den erst im Juni gegründeten Bürgerverein „Wir in Grube“, der sich das Ziel gesetzt, mehr Interesse für den Ort Grube zu wecken, bekommt das alte Schöpfwerk noch dieses Jahr einen Eintrag in die Denkmalliste Potsdams, die Denkmalsplakette hat der Verein bereits überreicht bekommen. Wie Sabine Ambrosius, Denkmalpflegerin der Unteren Denkmalschutzbehörde, sagte, sei es von kulturhistorischer und wissenschaftlicher Bedeutung und erfülle so die nötigen Voraussetzungen, um als Denkmal zu gelten. Das Brandenburgische Amt für Landespflege gibt vor, dass ein Gebäude von historischer, städtebaulicher, bauwirtschaftlicher oder wissenschaftlicher Bedeutung sein muss, um unter Denkmalschutz gestellt werden zu können. „Der nächste Schritt wird die Entwicklung eines Konzeptes für die weitere Sanierung sein“, sagt Carola Walter. „Außerdem soll zum Tag des offenen Denkmals eine kleine Ausstellung entstehen, welche die historische Entwicklung des Schöpfwerkes zeigen soll.“

Zum Tag des offenen Denkmals am 14. September ist das Schöpfwerk von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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