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Sport: Hitze erfordert kühle Köpfe

Morgen starten Potsdams Geherinnen Melanie Seeger und Sabine Zimmer bei den WM in Osaka

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Ob sie in den letzten Tagen noch im alten buddistischen Tempel direkt neben dem deutschen Mannschaftshotel in Shibetsu waren und aus der dortigen Quelle tranken, haben Melanie Seeger und Sabine Zimmer bislang nicht verraten. Gestern flogen die beiden Potsdamer Geherinnen vom Vorbereitungsort auf Hokkaido nach Osaka, wo sie morgen in aller Frühe ins Weltmeisterschafts-Geschehen eingreifen: Um 8 Uhr Ortszeit – in Deutschland ist es dann eine Stunde nach Mitternacht – werden sie die 20 Kilometer unter ihre Füße nehmen. Erklärtes Ziel beider Leichtathletinnen ist eine Top-Ten-Platzierung. In der Jahresweltbestenliste liegen Seeger (1:29:32 h) und Zimmer (1:30:13) derzeit auf den Plätzen 13 bzw. 20. Unter ihren Gegnerinnen fehlt die Ranglistenerste, Europameisterin und Favoritin Rita Turowa aus Weißrussland (1:27:10). Sie habe „gesundheitliche Probleme“, erklärte die 26-Jährige, die in ihrer Karriere bereits eine zweijährige Dopingsperre verbüßte, von der sie 2002 zurückkehrte.

Ihr Fehlen verbessert die Chancen der beiden Potsdamerinnen, die auch in den letzten Tagen im telefonischen Kontakt mit ihren Heimtrainern standen. „Melanie geht es gut, sie hat sich gut an die Bedingungen in Japan angepasst“, konnte Seegers Coach Michael Klabuhn gestern signalisieren. Allerdings hätten in Shibetsu ähnliche Temperaturen wie daheim geherrscht, während die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit in Osaka den WM-Teilnehmern erheblich zu schaffen mache. „Wichtig ist, dass man in der zu erwartenden Schwüle einen kühlen Kopf bewahrt“, meint der Potsdamer, der auf die Erfahrung seines 30-jährigen Schützlings setzt. „Melanie kann bis zum Ende kämpfen, und das ist jetzt ihre fünfte WM“, sagte er. „Mit einer ähnlichen Taktik wie 2001 in Edmonton könnte sie Erfolg haben.“ Vor sechs Jahren in Kanada wurde Seeger WM-Siebente.

Auch Heiko Schulze, der Trainer der 26-jährigen EM-Sechsten Sabine Zimmer, erklärte gestern: „Alles ist okay, Sabine ist gesund und munter.“ Der Wattenscheider sieht ebenfalls die klimatischen Bedingungen als große Herausforderung an: „Man muss Ruhe bewahren und auf sich selbst konzentrieren, auch wenn die ersten Gegnerinnen nach Kilometer 10 nervös werden und das Tempo forcieren. Wer bei Kilometer 15 noch ruhig durchgeht, der kann eine gute Platzierung erreichen.“

In Osaka – wo Freitag 30 Grad und Regen herrschen sollen – könnte weniger Schnelligkeit als vielmehr Kraft eine Rolle spielen. Darin sind sich die beiden Athletinnen mit Bundestrainer Ronald Weigel einig. „In Osaka wird nicht die Geherin vorn landen, die auf Schnelligkeit trainiert hat, sondern eher die, die genügend Kraft mitbringt. Und auch die Taktik dürfte eine große Rolle spielen“, meint der Potsdamer.

Aber vielleicht hilft ja auch ein bisschen das Wasser aus dem alten buddistischen Tempel in Shibetsu. Wer aus der Quelle des dortigen Heilwassers trinke, sagen die Japaner, bleibe gesund und bekomme Gold. Voraussetzung sei, dass der Wunsch geheim bleibt

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