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Klettertrainer Robby Sandmann an seinem liebsten Sportgerät. Der Kletterfelsen in der Waldstadt zählt zu den besten seiner Art in Deutschland. Sportklettern liegt auch in Potsdam absolut im Trend.

©  Johanna Bergmann

Sport: Hoch im Kurs

Sportklettern ist der moderne Freizeittrend. Am Samstag werden die besten Gipfelstürmer der Mark gesucht

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Fußball war gestern. Klettern heißt der neue Lieblingssport der Deutschen. Immer mehr Menschen hängen nach Feierabend oder am Wochenende in den Seilen, hangeln sich an künstlichen Kletterfelsen hinauf oder schwingen sich an Kletterwänden entlang. „Klettern ist eine der führenden Trendsportarten geworden“, sagt Bernhard Laws, Vize-Präsident das Brandenburgischen Bergsteigerverbandes. Er ist zudem Leiter des Hochschulsports an der Technischen Universität Cottbus, wo es inzwischen mehr als zehn Kletterkurse gibt.

Auch an der Uni Potsdam zählt Sportklettern zu den Top-Angeboten des Hochschulsports. Derzeit gibt es neun Kurse – wer mitmachen will, muss sich auf eine Warteliste setzen lassen. Auch außerhalb der Universitäten boomt der Klettertrend. Die Mitgliederzahl der Potsdamer Ortsgruppe des Deutschen Alpenverein (DAV) ist rapide gestiegen. „Anfang der 1990iger-Jahre waren wir etwas mehr als hundert Mitglieder, heute sind es weit über tausend“, sagt Robby Sandmann, selbstständiger Klettercoach und Jugendtrainer beim DAV.

Die Gründe für die gewachsene Popularität des Klettersports liegen für Sandmann klar auf der Hand: „Man bekommt ein neues Körpergefühl und den Kopf frei, lernt neue Dimensionen kennen und fühlt sich frei“, zählt er auf. Sich an einem Kletterturm oder an einer Boulderwand mit einer schwierigen Stelle auseinanderzusetzen, sei die sportliche Herausforderung, die Passage geschafft zu haben, verschaffe Entspannung und Genugtuung. In seinen Kursen vermittelt Sandmann Griff- und Tritttechniken, die schon nach kurzer Zeit Fortschritte ermöglichen. „Klettern ruft dazu auf, zu schauen, ob eine Situation zu meistern ist“, sagt Sandmann. Weil dies aus dem Berufsalltag bekannt ist, sei Klettern eine geeignete Form für Teambildung oder auch Workshops für Führungskräfte.

Längst muss man zum Klettern nicht mehr in die Berge fahren. In Potsdam sind in den vergangenen Jahren hervorragende Kletterbedingungen geschaffen worden. Seit der Bundesgartenschau 2001 gibt es im Volkspark Bornstedter Feld eine Boulderwand. An solchen klettert man aufgrund der geringen Höhe ungesichert ohne Seil. Von Weitem betrachtet erscheint eine Boulderwand wie eine Fläche mit vielen bunten Smarties drauf. Diese stellen sich aus der Nähe betrachtet als Griffe in verschiedenen Farben dar, die wiederum unterschiedliche Klettertouren markieren. „An Boulderwänden gibt es meist eine größere Vielfalt an Griffkombinationen als an Kletterwänden“, erklärt Sandmann, der auch Fachübungsleiter für alpines Klettern ist. Mit etwas regelmäßiger Übung bekommt man an Boulderwänden schnell mehr Sicherheit, Bewegungen werden flüssiger und geschmeidiger, so Sandmann.

Neben der Boulderwand gibt es seit Kurzem auch zwei Kletterwände im Volkspark. Und in Potsdam-Waldstadt, Am Kahleberg, steht ein zwölfeinhalb Meter hoher Kletterturm, den Sandmann für den schönsten in Deutschland hält. „Mit seinen Löchern und Rissen ist er nach den Vorgaben der Natur modelliert, sodass dort das Klettern sehr authentisch ist“, sagt der 45-Jährige.

Türme und Wände unterscheiden sich durch Schwierigkeitsgrade, die nach bestimmten Bewertungssystem vergeben werden. Schwierigkeit ist auch das Kriterium, wenn am kommenden Samstag die besten Kletterer Brandenburgs gesucht werden. Die zehnten Landesmeisterschaften im Sportklettern werden in Cottbus von Studenten der Technischen Universität organisiert. Geklettert wird an einem Kunstfelsen auf dem Betriebsgelände einer Cottbuser Firma, die sich auf den Bau von Kletteranlagen spezialisiert hat. Bei den Meisterschaften hat sich das Schwierigkeits- gegen das Zeitklettern, bei dem es um Tempo geht, durchgesetzt. „Dabei wird der Felsen oder die Wand in verschiedene Schwierigkeitsbereiche selektiert. Wer am höchsten kommt, der gewinnt“, beschreibt Brandenburgs Chef-Bergsteiger Laws den Weg zum Erfolg. „Und ganz nach oben schaffen es nur wenige“, sagt er. Gewertet werden verschiedene Altersklassen ab Kinder, Jugendliche über Erwachsene bis Senioren. In den vergangenen Jahren kletterte die Teilnehmerzahl bei den Landesmeisterschaften auf über 100 Aktive.

Potsdamer Gipfelstürmer werden in Cottbus allerdings nicht vertreten sein. Die Ortsgruppe des DAV ist aus dem Landessportbund ausgetreten – die LSB-Mitgliedschaft ist laut Laws jedoch Voraussetzung für die Teilnahme an Meisterschaft. Grund für den Austritt: Der bürokratische Aufwand für die jährlich vom LSB geforderte Bestandserhebung sei aufgrund der wachsenden Mitgliederzahl zu groß geworden.

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