Von Peer Straube: Hochsicherheitstrakt über dem Bacchus-Keller
Die Innensanierung des Alten Rathauses und seiner zwei Nachbarn hat begonnen / Historischer Eingang im Knobelsdorff-Haus soll wieder geöffnet werden
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Innenstadt - Eine frühlingshafte Sonne bescheint freundlich das Alte Rathaus, doch im Innern schlägt einem beißende Kälte entgegen. „Hier drin sind fünf Grad weniger“, sagt Erich Münkner und schlägt den Mantelkragen hoch. „Das Haus wurde eben sehr massiv gebaut.“
Münkner muss es wissen, denn er ist der Projektleiter für die Sanierung des Alten Rathauses, des „Verbinders“ und des Knobelsdorff-Hauses – jener drei Gebäude am Alten Markt, die bereits zu DDR-Zeiten im Innern zu einer Einheit verschmolzen waren und ab 2012 das gemeinsame Domizil des Potsdam-Museums und des Potsdam-Forums werden sollen. Vor ein paar Tagen erst hat offiziell die Innensanierung begonnen.
Viel zu sehen ist davon noch nicht, denn erstmal wird entkernt. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, fliegt raus. Beim Gedanken an den nächsten Schritt legt sich Münkners Stirn in Falten. „Wir haben hier eine ganze Menge Schadstoffe drin“, sagt er und zählt auf: Asbest, Mineralwollfasern und die krebserregenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe. „Das kostet uns eine Menge Geld.“
Viel Puffer bleibt nicht, auch wenn von den 8,4 Millionen Euro, die die Stadt für die Sanierung ausgibt, allein fünf ins Gebäudeinnere fließen. Denn mit dem Geld hat Münkner einiges vor. Den größten Teil des Erdgeschosses des Alten Rathauses „machen wir zu einem kleinen Hochsicherheitstrakt“, sagt der Projektleiter schmunzelnd. Welche Sicherheitstechnik genau eingebaut wird, mag Münkner nicht verraten, schließlich soll sie Langfinger ja wirksam draußen halten – sollte der Louvre je auf die Idee kommen, die „Mona Lisa“ nach Potsdam auszuleihen. In diesem Bereich soll auch die erste Ausstellung des Potsdam-Museums zum Friedrich-Jubiläum 2012 gezeigt werden – während im Rest des Hauses noch gewerkelt werden wird.
Neben dem „Sicherheitstrakt“ wird künftig jeder Gast des Hauses empfangen. Der Verbinder zwischen Altem Rat- und Knobelsdorff-Haus wird außen seine Form behalten, nur die Fenster werden durch filigranere ersetzt. Das Innere wird zum Foyer. Noch braucht es Fantasie, sich vorzustellen, wie die Besucher von dort über eine neue Treppe hinab ins Sockelgeschoss steigen, ihre Mäntel an der Garderobe abgeben und an der Kasse ihre Tickets lösen. Schon dort können sie sich dann wechselnden Ausstellungen widmen. Der alte Restaurant- und Küchentrakt soll als Bereich für Sonderschauen dienen, vor allem für Malerei. Den historischen „Bacchus-Keller“ will das Potsdam-Museum als Multimedia-Raum nutzen, etwa für Beamer-Präsentationen. Die stählerne Bacchus-Figur an der Decke kommt vorerst ins Depot des Museums.
Im ersten Obergeschoss zieht die Dauerausstellung zur Geschichte Potsdams von der Steinzeit bis zur Gegenwart ein. Dort bekommt auch der Ausspruch von Hans Marchwitza, der dem damaligen Kulturhaus zu DDR-Zeiten seinen Namen lieh, seinen neuen Platz. Die eisernen Lettern prangen noch im alten Foyer, später werden sie neben Werner Nerlichs Wandgemälde hängen, das jetzt schon zum Schutz vor Baustaub hinter Planen verschwunden ist. Im zweiten Obergeschoss kommen die Büros unter. Das DDR-Treppenhaus wird erhalten, die Denkmalpflege hat die Konstruktion aus Stahlgeländern und Stufen aus schwarzem Kunststein als wertvoll eingestuft.
Die alte Bar, die ebenfalls noch aus den 60er Jahren stammt, soll zumindest in Teilen erhalten werden und im Keller des Knobelsdorff-Hauses ihren Platz finden. Genau an jener Stelle in der Mitte des Gebäudes habe sich vermutlich bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch ein Eingang befunden, der später zugemauert wurde, erzählt Münkner. Er träumt davon, ihn wieder zu öffnen und hat das bei der Denkmalpflege schon beantragt. „Dann könnte der Barbetreiber hier draußen Tische und Stühle aufstellen“, sagt Münkner und blinzelt in die Sonne. „Wäre das nicht herrlich?“
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