Landeshauptstadt: Hochstraße im Westen
Infoveranstaltung zur Netzverknüpfung in Golm
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Golm - „Das Projekt Netzverknüpfung ist ein Fiasko für die gesamte Region.“ Gunnar Assmann von der Bürgerinitiative „Werder blüht was“ hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Er informierte am Dienstagabend im Landhotel Potsdam auf Einladung der neugegründeten Bürgerinitiative im Potsdamer Ortsteil über den aktuellen Sachstand. Das Interesse der Anwohner war enorm, mit über 70 Gästen war der Saal überfüllt.
„Die Anbindung der Templiner Spange an die Bundesstraße 1 wird zum Verkehrsproblem“, sagt Gunnar Assmann. Der Verkehr müsse entweder über die Baumgartenbrücke oder am Neuen Palais entlanggeführt werden. „Dort wird der Verkehr extrem zunehmen“, prophezeit er. Mit der Havelspange – die als einziges Teilprojekt im vordringlichen Baubedarf steht – werden „Tatsachen geschaffen, um einen Weiterbau zu begründen“, meint Gunnar Assmann. Denn mit dem dann neu geschaffenen Nadelöhr an der B1-Kreuzung werde man versuchen, die Notwendigkeit der Umgehung zu begründen, so Assmann weiter.
Neu für viele Golmer ist die erst kürzlich vorgestellte Alternativstrecke der Netzverknüpfung. Ein Team der Ingenieurkammer hat die komplette Trasse südlich der Eisenbahn verschoben und lässt die Strecke bei Golm westlich des Ortes verlaufen (PNN berichteten). „Dieser Vorschlag wird von der Stadt mittlerweile favorisiert“, sagt Gunnar Assmann, denn „der Wissenschaftspark möchte die komplette Fläche bis an die Eisenbahntrasse nutzen“.
Zudem entwickele sich die Netzverknüpfung zu einer Hochstraße, warnt Assmann. „Es gibt viele Kreuzungspunkte mit den Bahnstrecken. Was ist einfacher: Tunnellösungen oder einfach darüber hinwegbauen?“, fragt er rhetorisch. Er skizziert einen Verkehr in Baumwipfelhöhe. In Werder gebe es sogar Überlegungen, zwei Werften zu überbauen, die im Bereich der geplanten Trasse liegen. Damit werde die gesamte Landschaft komplett zerschnitten, Sichtachsen würden durch Brückenbauwerke und Lärmschutzwände „zugebaut“, so Assmann.
Nur langsam, aber dann umso deutlicher entlädt sich der Zorn der Anwesenden. Kritisiert wird vor allem, dass den Begründungen für eine Netzverknüpfung völlig überholte Demoskopie-Prognosen zugrunde gelegt seien. „Nicht nur das“, ergänzt Gunnar Assmann. Bei den Verkehrsströmen seien ebenfalls viel zu hohe Schätzungen vorgenommen worden. KG
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