Landeshauptstadt: Hochzeitstanz trotz Fliegeralarms

„Schon“n bisschen aufregend“, sei der ganze Rummel, den die Stadtbeigeordnete Elona Müller, die Presse und das Fernsehen in ihrer Wohnung veranstalten, meint Käte Fietzke am Donnerstagmittag. Aber sie sieht lachend ein, „man ist ja nicht jeden Tag 60 Jahre verheiratet.“ Und Diamantene Hochzeit hin oder her: „Immer noch richtig doll verliebt“ seien sie beide. Geheiratet haben der Installateur und die Weißnäherin in schwierigen Zeiten: 1944 als Karl Fietzke, der von seiner Frau liebevoll „Charlie“ genannt wird, aus dem Heer in die Potsdamer Arado-Flugzeuwerke dienstverpflichtet wurde. Zur Hochzeit versuchten sie vergeblich, in Werder Obstwein zu organisieren, aber ein Berliner Freund konnte ihnen schließlich doch noch zehn der begehrten Weinflaschen verschaffen. Als während der Feier Fliegeralarm gegeben wurde, kam die Hochzeitsgesellschaft schon wieder vor der Entwarnung aus dem Luftschutzkeller, um weiter zu tanzen. Denn ihre Hochzeit, so Karl Fietzke, wollten sie sich nicht durch den Krieg verderben lassen. Kurz nach Kriegsende kam ihre erste Tochter zur Welt, zwei weitere Kinder folgten und inzwischen haben sich Enkel und Urenkel dazu gesellt. Während Karl Fietzke im Militärhistorischen Institut in Potsdam arbeitete, engagierte sich seine Frau in verschiedenen ehrenamtlichen Bereichen. Wie sich das Ehepaar über die Jahre hinweg jung gehalten hat, verrät der Rentner nur mit verschwörerischer Miene: „Mit dem Lebenselixier 4L – Laufen, Lachen, Lust und Liebe.“ Mehr brauche man dazu nicht. Den Rest des Tages wolle man aber nicht mit dem üblichen Spaziergang verbringen, stattdessen sei das Tanzbein schwingen angesagt, so Käte Fietzke. Und natürlich: „Sich hoch leben lassen!“ Das habe man sich nach all den Jahren schließlich auch mal verdient, meint Karl Fietzke augenzwinkernd. mo