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Landeshauptstadt: Hoffen auf Krampnitz und den Campus

Zehn Jahre Eingemeindung: Oberbürgermeister besuchte Neu Fahrland und hörte dort viele Sorgen

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Neu Fahrland - Deftiges bekam Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Dienstag in Neu Fahrland vorgesetzt. Es war die erste Station seiner Besuchstour durch Potsdams Ortsteile; vor zehn Jahren waren diese in die Landeshauptstadt eingemeindet worden. Der Neu Fahrländer Remó Kirsch ließ dem Rathaus-Chef in einem sanierten und als Reisezugwagen umgebauten Eisenbahnsalon von 1928 Rinderroulade mit Rotkohl und Klößen servieren. Ortsvorsteherin Carmen Klockow (CDU) tischte dagegen mit kritischem Ton in der Stimme eine Reihe von Problemen des nördlichen Ortsteils auf. „So haben wir uns das vor zehn Jahren nicht vorgestellt“, resümierte die Ortschefin. Jakobs dagegen wollte „bei allen mangelbehafteten Dingen“ eine positive Eingemeindungsbilanz ziehen. Folgend die diskutierten Probleme im Einzelnen:

Neu Fahrlands Nahverkehrs-Anbindung

Gleich vier Buslinien fahren durch Neu Fahrland, oft jedoch zur gleichen Zeit. Das liege an der Bündelungsfunktion der Bundesstraße, erklärte Bernd Kahle, Bereichsleiter Stadt- und Verkehrsentwicklung, und lasse sich nicht ändern. Carmen Klockow kritisierte einstündige Wartezeiten auf den Bus am Sonntagnachmittag. Jakobs machte Hoffnung auf mehr öffentlichen Nahverkehr im Zuge der Entwicklung der früheren Kaserne Krampnitz. Zudem werde es „in einigen Jahren“, zehn Gehminuten vom Ort entfernt, eine Tramhaltestelle im Nedlitzer Holz am Jungfernsee-Campus geben. Dies sei mit Geländeeigentümer Hasso Plattner fest vereinbart.

Die Nahversorgung

„Du kannst in Neu Fahrland wunderbar leben, du darfst nur nicht alt werden“, schimpfte Ortsbeiratsmitglied Jürgen Kania. Grund ist eine mangelnde Nahversorgung. Jakobs stellte klar, dass Betreiber von Vollsortimentmärkten mindestens 5000 Bewohner im Einzugsbereich wollten, sonst investierten sie nicht. Neu Fahrland habe jedoch nur 1500 Einwohner. Die Hoffnung richtet sich auch hier auf Krampnitz, wo in zehn Jahren 3800 neue Einwohner wohnen sollen. Ferner seien kleine Läden auf der Neu Fahrländer Insel denkbar. Jedoch sei der Flächeneigentümer insolvent, vor einer Weiterentwicklung des Bebauungsplanes müsse das Ende des Insolvenzverfahrens und ein Eigentümerwechsel abgewartet werden. Hinsichtlich des Einzelhandelskonzepts sieht Jakobs Änderungsmöglichkeiten wegen der Entwicklung von Krampnitz und dem Jungfernsee-Campus: „Das Einzelhandelskonzept ist nicht in Erz gegossen.“ Den Mangel an einem Geldautomaten im Ort will Jakobs indes persönlich abstellen: „Ich sitze ja im Aufsichtsrat der Sparkasse.“

Weiterführende Schule

„Es kann nicht in jedem Ortsteil ein Gymnasium geben“, entgegnete Jakobs auf die Kritik, im Potsdamer Norden gebe es nicht eine einzige Schule mit gymnasialer Oberstufe. Diese Situation werde sich ändern, so Jakobs, im Bornstedter Feld entstehe eine neue Gesamtschule. „Nächstes Jahr fangen wir an; 2016 soll sie ans Netz gehen“, so der Rathauschef.

Entwicklung von Krampnitz

Hinsichtlich des Entwicklungsgebietes in Krampnitz befürchtet Jürgen Kania, Betreiber einer Baumschule, Grundstücksenteignungen – wie andere Anlieger auch. Zudem kritisierte Kania das Vorgehen von Verwaltungsmitarbeitern: „Herr Kania, wie lange brauchen Sie für den Umzug ihrer Baumschule?“, habe einer gefragt. Jakobs zeigte sich entrüstet: „Den Mitarbeiter knöpfe ich mir persönlich vor.“ Gleichwohl sagte der Rathauschef, „im Notfall kann ein Privateigentümer gezwungen werden, sich an der Entwicklungsmaßnahme zu beteiligen“.

Parkplatzprobleme am Stinthorn

Eine Petition mit 146 Unterschriften übergaben Anwohner des Wohngebietes am Stinthorn dem Oberbürgermeister. Sie kritisieren einen Parkplatzmangel an der Heinrich-Heine-Klinik. Diese hat ihre Kapazitäten durch den Bau eines neuen Bettenhauses auf 320 Patienten erhöht. „Unser Wohngebiet soll nicht zum Parkplatz der Klinik verkommen“, schimpfte Anwohnerin Gisela Skeib. Jakobs kündigte Gespräche mit der Klinikleitung hinsichtlich einer Erweiterung der Parkplatzflächen an. Gleichsam sagten die Verwaltungsmitarbeiter Martin Drews und Matthias Scharf zu, die Schaffung einer Anwohnerparkzone am Stinthorn zu prüfen. Ergebnisse werden im September erwartet.

Erhaltung der Badestelle

Neu Fahrlands Badestelle ist gefährdet, da Grundstückseigentümer ihre Flächen am Wasser einzäunen. Ein Baustopp der Stadt verhinderte zunächst den weiteren Zaunbau. Doch eine Lösung des Problems ist Jakobs zufolge offen, da ein Deklarieren als öffentliche Badestelle eine Vielzahl an Auflagen nach sich zöge.

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