
© dpa
Von Michael Meyer: Hoffen auf Zeiten ohne Hightech-Hilfe
Potsdamer Felix Wolf schwimmt nun bei den WM in Rom in bisherigem Anzug
Stand:
Er wartet auf das Ende und den Neuanfang. „Ich habe für diese Saison eigentlich so gut wie alles erreicht – was jetzt noch kommt, ist ein i-Pünktchen. Im nächsten Jahr will ich dann richtig angreifen – ohne besonderen Schwimmanzug“, erklärt Felix Wolf vom Potsdamer SV im OSC, der heute aus der Höhe der spanischen Sierra Nevada zu den Schwimm-Weltmeisterschaften nach Rom fliegen wird. Dort wird der 20-Jährige am Donnerstag die 200 Meter Rücken bestreiten und am Freitag mit der deutschen 4mal-200-Meter Freistil-Staffel starten.
Wolf wird in Rom in einem Schwimmanzug der Firma „Jaked SRL“ durch das Wasser gleiten. „Das ist der gleiche, mit dem ich bei den Deutschen Meisterschaften geschwommen bin“, erzählt der Potsdamer, der Ende Juni in Berlin mit neuer persönlicher Bestzeit von 1:58,03 Minuten den Titel über 200 Meter Rücken gewonnen und sich als 200-Meter-Freistil-Vierter in 1:48,89 Minuten auch für die Freistilstaffel empfohlen hatte. Vor den WM in Rom hatten die Hersteller der neuen Hightech-Anzüge – mit denen allein 2008 insgesamt 131 Weltrekorde erzielt wurden, die meisten davon im „LZR Racer“ – ihre Produkte allen Schwimmern zur Verfügung stellen müssen. „Die Anzahl der Anzüge war natürlich begrenzt und der Andrang groß“, sagt Felix Wolf. „Deshalb bin ich letztlich bei meinem geblieben.“
Im Becken des Foro Italico will der Potsdamer übermorgen auf seiner Spezialstrecke das Halbfinale erreichen. „Mehr wird nicht möglich sein“, glaubt er. „Mit meiner momentanen Bestzeit stehe ich auf Platz 15 der WM-Meldeliste, und die 16 Schnellsten der Vorläufe kommen weiter. Allerdings wird es extrem schwer für mich werden, weil mir viele Leute mit nur knapp schlechteren Bestzeiten im Nacken sitzen.“ In den vergangenen Wochen bereitete sich Felix Wolf unter Regie seines Heimcoachs Jörg Hoffmann im Höhentrainingslager des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) in der Sierra Nevada auf den Jahres-Höhepunkt vor. „Ich fühle mich ganz gut, von der Kraft her ähnlich wie vor den Deutschen Meisterschaften“, so der DSV-Perspektivkader für die Olympischen Spiele 2012 in London. Seit Sonntag waren Wolf und Hoffmann die letzten beiden DSV-Vertreter im Trainingscamp. „Das Gelände hier ist riesig, mit einem großen Stadion, zwei großen Hallen, einem Hallenbad und vielen weiteren Trainingsmöglichkeiten für viele Sportarten – und niemand außer uns ist hier“, erzählt der Schwimmer.
Der am Freitag mit der deutschen Staffel um eine Medaille kämpfen will. „Dass wir den Deutschen Rekord verbessern, ist angesichts der neuen Anzüge so gut wie sicher“, glaubt Felix Wolf, der in den letzten Wochen in Spanien beim Kraul-Training besser vorankam als auf der Rücken-Strecke. Wenig überrascht zeigt er sich vom neuen Fabel-Weltrekord des Hallensers Paul Biedermanns über 400 Meter (3:40,07 Minuten) in einem X-Glide-Anzug seines Ausrüsters „arena“ zum WM-Auftakt am Sonntag (PNN berichteten). „Dass lässt auch auf eine sehr gute Staffelzeit hoffen“, meint Wolf.
Er hält im nächsten Jahr, wenn die Hightech-Schwimmanzüge wieder verboten sind, seine Zeit für gekommen. „Die neuen Anzüge“, erläutert er, „reduzieren das Gewicht im Wasser, so dass man seine Kraft besser umsetzen kann. Ich selbst bin aber mehr ein Techniker und brauche das nicht unbedingt. Meine Zeit dürfte kommen, wenn nicht mehr der beste Anzug gewinnt, sondern der beste Schwimmer.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: