Landeshauptstadt: „Hoffentlich tut uns das nicht mal Leid“
Patienten sprechen sich gegen Schließung von St. Josef aus/CDU Bürgerversammlung in West
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Patienten sprechen sich gegen Schließung von St. Josef aus/CDU Bürgerversammlung in West „Das Stadtschloss abgetragen - heute tut uns das Leid. Den Garnisonkirchturm gesprengt - heute tut uns das Leid. Den Stadtkanal zugeschüttet - heute wird er mühsam wieder hergestellt. Hoffentlich tut es uns nicht auch irgendwann Leid, dass ein Krankenhaus in so schöner Lage mit dem besten Ruf aufgegeben wird.“ So fasste ein Besucher die Meinung vieler Potsdamer auf einer CDU-Bürgerversammlung in Potsdam-West zusammen. Auch Stadtverordneter Volkmar Näder äußerte „Bauchschmerzen“ über die geplante Fusion von Klinikum Ernst von Bergmann und St-Josefs-Krankenhaus. Das Krankenhaus sei eine Insel im hektischen Alltag und hätte gerade durch sein Umfeld und die besonders liebevolle Betreuung die Patienten angezogen. Jeder, der sich am Dienstagabend für den Erhalt dieser „Insel“ aussprach, hatte schon einmal ihre Vorzüge genossen und wollte lieber woanders gespart sehen als dort. Lediglich die Fachleute befürworteten die Fusion. So erläuterte die Geschäftsführer-Assistentin der Alexianer-Brüder - der Orden führt zusammen mit der katholischen Kirche das St. Josefs-Krankenhaus – Inga Meyer, warum eine Fusion der beste Weg zur Umschiffung der finanziellen Klippen sei. Das neue Abrechnungssystem der Krankenkassen, das Anfang 2004 in Kraft trete, sei so eng gefasst, dass der Abbau von 20 bis 30 Prozent der Krankenhausbetten damit einhergehen werde, befürchtete sie. Wenn man nicht fusioniere und dann aus Geldmangel den Standort schließen müsse, sei auch nichts gewonnen, gab der Chefarzt der Gynäkologie/Geburtshilfe im St.-Josefs-Krankenhaus, Dr. Franz Koettnitz, zu bedenken. Er sei in seiner Laufbahn schon an sieben Krankenhäusern tätig gewesen und habe keine Angst vor einer großen Einrichtung. Es komme immer auf den Chefarzt und das Personal an, was für eine Stimmung in den einzelnen Abteilungen herrsche. Auch er bestätigte allerdings, dass er bisher noch nie an einer Einrichtung gearbeitet habe, die eine solch gute Atmosphäre und schöne Lage gehabt habe. Es müsse eben Ziel der Verhandlungen sein, das Beste aus beiden Einrichtungen in die neue hinüber zu nehmen, so Meyer. Der alte Standort werde ohnehin nicht von heute auf morgen aufgelöst, man habe dafür vielmehr eine Übergangszeit von zwei bis fünf Jahren vorgesehen. Warum denn, wenn eine Fusion das Beste für alle sei, schon so viel Geld in den alten Standort gepumpt wurde, wollte ein Potsdamer wissen. „Hinterher ist man immer klüger“, gestand Inga Meyer ein. Die Finanzsituation hätte sich durch die Gesundheitsreform gravierend geändert. Das sei so nicht vorhersehbar gewesen.Wie es im einzelnen weiterginge, wollten vor allem ältere Leute wissen. Das sei Sache von Verhandlungen, die erst noch anstünden, betonte Meyer. Zu den nicht mehr gewünschten Schwangerschaftsabbrüchen gab es kein Wort – weder von den Besuchern noch vom Gynäkologen. Als zweites stand dann noch das Bürgerhaus Potsdam-West zur Debatte. Die CDU, allen voran Volkmar Näder, will sich dafür stark machen, dass es endlich eines auch in diesem mit Treffpunkt-Möglichkeiten unterversorgten Stadtteil gibt. Während sich die Stadt jedoch dafür einsetzt, ihn in den Neubau in der Knobelsdorffstraße zu integrieren, sehen Vereine und CDU da Probleme, unter anderem bei der Mietpreisgestaltung. Deshalb wurde ein anderes Modell favorisiert. Das Bürgerhaus wäre besser in der Schule 32 untergebracht, deren Betrieb jetzt ausläuft. Dafür will man sich stark machen, hätte aber bei sinnvollen Konditionen auch nichts gegen ein Bürgerhaus im Neubau. Wichtig sei nur, dass es überhaupt endlich einen solchen Anlaufpunkt gibt. H. Dittfeld
H. Dittfeld
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