Landeshauptstadt: Hoffnung für Anika
Konzept zum „Regionalbudget“ für Langzeitarbeitslose vorgestellt
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Anika ist 24 Jahre alt und arbeitslos. Ohne Ausbildung nach dem Schulabschluss der 9. Klasse hat sie auf dem Arbeitsmarkt null Chancen. Mal hier ein kleiner Job und mal da, nichts Dauerhaftes und dann wieder Hartz IV - Grundsicherung: 345 Euro.
Anika ist eine typische Kandidatin für das Programm „Jugend und Qualifizierung“, das die „Geschäftsstelle für Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigungsförderung“ aufgelegt hat. Deren Leiterin Marion Cramer sagt: „Bei der Auswahl unserer Klientel arbeiten wir eng mit der PAGA zusammen.“ PAGA steht für „Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitssuchende“.
Anika kam also in das Programm von Marion Cramer. Nicht nur von der Qualifizierung her, sondern auch wegen ihrer engen Vorstellungen waren ihre Voraussetzungen denkbar ungünstig. Anika wollte nämlich „ausschließlich eine Arbeit mit Tieren“ machen. Also bekam sie erst einmal für einen Monat einen Ein-Euro-Job in einer Zoohandlung. Das ist ein Schritt im Programm „Step by Step“, wie Cramer diese Säule des Konzeptes nennt.
In einem zweiten Schritt kam Anika in einen Trainingscampus. Hier lernte sie sich erst mal selbst richtig kennen, konnte ihre Fähigkeiten und Neigungen testen und ihre Lernfähigkeit ausprobieren. Und siehe da: Anika hat ein breiteres Interessenfeld als ausschließlich mit Tieren zu arbeiten. Für acht Monate konnte sie als Service-Mitarbeiterin an einer Tankstelle vermittelt werden. Anika kam in ein „junges, dynamisches Team“. Die Kollegen zeigten ihr die nötigen Tricks für den neuen Beruf. Die „Arbeit mit Tieren“ hat sie erst mal abgehakt, so wohl fühlt sie sich unter den Kollegen. Wenn auch erst einmal auf acht Monate befristet, erhielt sie am Ende ihre Step-by-Step-Umschulung einen Arbeitsvertrag vom Tankstellenbetreiber.
112 Jugendliche sind laut Cramer im vergangenen Jahr auf diese Weise in ein Unternehmen vermittelt worden. Die „Step-by-Step-Variante ist dabei nur eine von insgesamt drei Säulen, auf denen die Integrationsbemühungen von Langzeitarbeitslosen ruhen. Dienstagabend stelle Cramer das Konzept zum so genannten Regionalbudget für das laufende Jahr im Ausschuss für Gesundheit und Soziales vor. Die Ausschussmitglieder nahmen das im Eilzugtempo vorgetragene Konzept mit einer gewissen Hochachtung vor dem Erreichten auf. So wie Anika haben viele Langzeitarbeitslose dadurch neue Hoffnung schöpfen können. Aber es gab auch Kritik. „Unternehmer haben größte Schwierigkeiten, Fachpersonal zu bekommen“, bemerkte Ausschussmitglied Rüdiger van Leeuwen. Die Langzeitarbeitslosen müssten daher so geschult werden, dass sie den geforderten Aufgaben gerecht werden. Van Leeuwen meinte, dass oftmals Dinge gelernt werden, die der Arbeitsmarkt nicht braucht. Der Leiter der PAGA, Frank Thomann, widersprach: Seine Arbeitsgemeinschaft könne einem Unternehmer auf den Punkt entsprechende Angebote machen. Nachfragen kamen auch zur Nachhaltigkeit der Vermittlungen. Hier musste Cramer passen; es fehlten einfach die personellen Möglichkeiten, um die einzelnen „Fälle“ weiter zu beobachten. In dem Maße wie Hartz-IV-Empfänger in den Arbeitsmarkt integriert werden, sinken zwar die finanziellen Belastungen der Kommune, denn diese muss für die Unterkunft aufkommen. Trotzdem hat Marion Cramers Geschäftsstelle Schwierigkeiten, die hier beschäftigten vier Mitarbeiterinnen weiter zu behalten. 464 000 Euro stellt das Land für die Projekte jährlich zur Verfügung – eine Investition, die sich offensichtlich bewährt hat.Günter Schenke
Günter Schenke
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