Landeshauptstadt: Hoffnung für Jagdschloss
Stiftungs-Generaldirektor kündigte in der Schlossnacht Bemühungen um Wiederöffnung an
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Am Stern - Für eine Wiederöffnung des Jagdschlosses Stern, das durch giftige Stäube belastet ist, sieht Hartmut Dorgerloh neue Möglichkeiten. Der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten kündigte am Sonnabend auf der 3. Schlossnacht des Fördervereins für das Schloss und die Parforceheide an, dass die Untersuchungen im Erdgeschoss in zwei Monaten beendet werden. Die bisherigen Ergebnisse berechtigten zu der Hoffnung, dass die Stäube dort entfernt werden können. Wahrscheinlich ist nur der Dachstuhl bei der Restaurierung Mitte der 1980er Jahre mit hochgiftigen Holzschutzmitteln behandelt worden, von wo aus die Schadstoffe in die darunter liegenden Räume eindrangen.
Der 1730/32 im holländischen Stil errichtete einzige Schlossbau König Friedrich Wilhelms I. war Pfingsten 2004 durch den Verein für das Publikum geöffnet worden, musste aber bereits nach fünf Führungstagen wegen der Kontamination wieder geschlossen werden. Laut Dorgerloh soll nach Abschluss der Untersuchungen entschieden werden, ob die Entgiftungsarbeiten im nächsten Jahr in Angriff genommen werden können. Dann jährt sich die Fertigstellung des Schlösschens, das Ausgangspunkt für Hetzjagden in der Parforceheide war, zum 275. Mal.
Eine gute Nachricht war für den von Christine Färber geleiteten Verein auch Dorgerlohs Ankündigung, dass die Verhandlungen über einen sinnvollen Grundstücksaustausch vor einem erfolgreichen Abschluss stehen. Die Forstverwaltung soll alle Waldgebiete, die Schlösserstiftung Jagdschloss und Kastellanhaus und die Stadt den Großen Stern übernehmen. Dieser zentrale Platz, von dem sternförmig Gestelle (Reit- und Jagdwege) in die Parforceheide führen, könnte dann durch den Sanierungsträger Stadtkontor Babelsberg wieder sein ursprüngliches Bild und ein gepflegtes Aussehen zurück erhalten.
Nach wie vor kein Investor wurde dagegen für die Sanierung des Kastellanhauses und dessen Wiedernutzung als Ausflugsgaststätte gefunden. Der jüngste Versuch von fünf jungen Enthusiasten scheiterte an mangelndem Eigenkapital. „Wir sind aber weiter auf der Suche nach einer Lösung und haben dafür im Verein ein neues Modell entwickelt“, deutete Christine Färber an.
Die Verwirklichung all dieser Vorhaben würde den Verein seinem Ziel näher bringen, das Jagdschloss und seine Umgebung durch Konzerte, Vorträge, Lesungen, Heidewanderungen und Feste als kulturelles Zentrum für die Wohnviertel Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld zu nutzen Die von über 500 Personen besuchte Schlossnacht, die mit einem nachmittäglichen Sommerfest verbunden war, zeigte erneut die Attraktivität solcher Veranstaltungen. Sie bot u. a. Fahrten mit einer historischen Postkutsche, Klezmer-Musik, einen Malwettbewerb für Kinder, eine Tombola und nach historischen Rezepten von Vereinsmitgliedern gebackenem Kuchen. Der Direktor des Geheimen Staatsarchivs Dahlem, Jürgen Kloosterhuis, und Klaus Büstrin lasen Texte über die Langen Kerls beziehungsweise Briefe, die zwischen dem Soldatenkönig und dem Kronprinzen Friedrich gewechselt wurden.
Der Erlös des Festes kommt dem Wiederaufbau eines Backofens zugute, der auf dem Gelände unter einem Rasenhügel verborgen liegt. Er wird bereits 1818 als „alter Backofen“ bezeichnet, stammt also wohl aus der Erbauungszeit des Jagdschlosses. Unter Leitung der Stadtarchäologin Gundula Christl soll er ab Ende September ausgegraben, vermessen, fotografiert und dokumentiert werden. „Zur Geschichte des Ofens, der bis in die 50er Jahre noch zu sehen war, suchen wir weiterhin Zeitzeugen“, erklären die Vereinsmitglieder Ulrike und Gerhard Kümmel (Wagnerstraße 53 A, 14480 Potsdam, Tel. 621005). Sie bereiten den Neuaufbau des Ofens vor, in dem dann auch wieder Brot und Kuchen gebacken werden sollen.
Noch bis September stehen jeden Sonntag zwischen 10 und 13 Uhr Vereinsmitglieder für Außenführungen über das Schlossgelände zur Verfügung. Am 24. September wird eine Schleppjagd durch die Parforceheide vorgeführt, am 17. Dezember können dort Interessenten selbst ihren Weihnachtsbaum einschlagen.
Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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