
© Andreas Klaer
Sport: Hohe Wogen am Seekrug Die Potsdamer RG hat neuen Vorstand gewählt
Verhaltener Applaus statt frenetischem Jubel, eher Unsicherheit im Saal als eine zu erwartende Aufbruchstimmung: Nach langwierigen Querelen zwischen den altgedienten Masters und den Kaderathleten hatten sich die Mitglieder der Potsdamer Ruder-Gesellschaft (PRG) entschlossen, einen neuen Vorstand zu wählen – dies taten sie am Mittwochabend im heimischen Seekrug. Fortan wird Corina Wartenberg-Zschuppe das Sagen auf der Kommandobrücke haben: Sie setzte sich mit 42 Stimmen gegen Kathrin Boron durch.
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Verhaltener Applaus statt frenetischem Jubel, eher Unsicherheit im Saal als eine zu erwartende Aufbruchstimmung: Nach langwierigen Querelen zwischen den altgedienten Masters und den Kaderathleten hatten sich die Mitglieder der Potsdamer Ruder-Gesellschaft (PRG) entschlossen, einen neuen Vorstand zu wählen – dies taten sie am Mittwochabend im heimischen Seekrug. Fortan wird Corina Wartenberg-Zschuppe das Sagen auf der Kommandobrücke haben: Sie setzte sich mit 42 Stimmen gegen Kathrin Boron durch. Die weltbeste Ruderin aller Zeiten kam auf 36 Stimmen.
Bereits im Vorfeld der Wahl war zu spüren, dass sich die PRG ganz klar in zwei Lager aufgeteilt hat und das Tischtuch zwischen beiden zerschnitten ist. Ein Fakt, den Wartenberg anders sieht, womöglich anders sehen muss. „Bei uns gibt es keine Grabenkämpfe“, bekräftigte die Masters-Ruderin. „Im Gegenteil: Wir wollen eine Verbindung zwischen dem Leistungs- und dem Mastersrudern. Den Sport an sich wollen wir auf keinen Fall in Frage stellen.“ Unter ihrer Führung sollten die Belange beider Bereiche integriert werden, die Suche nach Verständigung stünde nun obenan.
Die Neuwahl wurde erst möglich, nachdem das Materslager um Wartenberg- Zschuppe die Wahl vom 24. Februar aus formellen Gründen nicht hinnehmen wollte. Gerhard Selle als bisheriger Vorsitzender war damals im Amt bestätigt worden, der Gegenpol um die neue Vorsitzende hatte Formfehler ausgemacht und vor dem Potsdamer Amtsgericht Einspruch eingelegt. Der Vorstand wehrte sich dagegen und bekam das Recht zugesprochen: Die Mehrheit der Mitglieder entschied sich letztlich doch für eine Neuwahl.
Entscheidender Knackpunkt ist die Frage nach der Zukunft des angestammten PRG-Areals am Seekrug (PNN berichteten). Ein einst vom inzwischen verstorbenen Vorsitzenden Peter Langbehn unterzeichneter Vertrag sicherte den Ruderern einen Pachtvertrag bis zum Jahr 2021 zu. Gerhard Selle unterschrieb 2006 hingegen einen neuen Vertrag, der ein Verbleib der PRG nur bis 2014 zusichert. Die Luftschiffhafen GmbH stellte im Januar dieses Jahres indes ein Projekt vor, das dem Verein neue und bessere Möglichkeiten bietet. Auf dem Gelände des Luftschiffhafens soll ein Rudergebäude nach modernsten Maßstäben entstehen, das sowohl den Leistungs- als auch den Breitensportlern eine neue Heimstatt bietet und den dringend sanierungsbedürftigen Seekrug ablöst. Dagegen verwehren sich vor allem die Masters.
Durch die Neuwahl wird die Kluft zwischen beiden Lagern allem Anschein nach nicht kleiner – im Gegenteil. „Damit ist meine Zeit in dem Verein beendet“, sagte eine sichtlich enttäuschte Kathrin Boron nach der Abstimmung am Mittwochabend. „Das ist ganz klar ein Zeichen gegen mich und gegen den Leistungssport. Es trifft mich persönlich und ich bin nahezu sprachlos“, so die vierfache Olympiasiegerin, die inzwischen Chefin des Ruderstützpunktes und unter dem alten Vorstand stellvertretende Vorsitzende war. „Ich hatte eine leise Hoffnung und muss das jetzt erst einmal sacken lassen.“
Sichtlich betroffen zeigte sich auch Kerstin Kowalski. „Sie wissen nicht, was sie tun“, meinte die ehemalige Athletin, die bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 Gold im Doppelvierer erkämpft hatte. Unverständnis auch bei Clemens Wenzel: Der Junioren- und U23-Weltmeister machte noch einmal auf die widrigen Bedingungen am Seekrug aufmerksam, die für den Hochleistungssport schon längst nicht mehr zeitgemäß sind.
Die gesamte Trainingstechnik, die im Seekrug vorzufinden ist – vom Ruderkasten bis hin zu modernen Ergometern – ist indes kein Eigentum der PRG, sondern ist allein für die Kaderathleten vorgesehen. Diese wiederum stellten sie in der Vergangenheit stets gern auch den Masters zur Verfügung. Gut möglich, dass künftig so manche Tür verschlossen bleibt.
Henner Mallwitz
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