
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Hoher Besuch in Soutane
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki segnete die Kapelle der Marienschule in Babelsberg
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Babelsberg – Die Kinder scharen sich um den hohen Besuch aus Berlin mit dem roten Käppchen: „Ist Kirche anstrengend?“, fragen sie ihn. „Trägst du auch mal etwas anderes?“ Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki lässt die Fragen der Grundschüler der katholischen Marienschule über sich ergehen und versucht kindgerecht zu antworten. Einen langen Tag habe er gestern gehabt, erzählt er den Drittklässlern, von fünf Uhr morgens bis um 11 Uhr abends sei er in Deutschland unterwegs gewesen. In die Aula der Babelsberger Schule war er am Dienstagmittag zur Begegnung mit Schülern und Lehrern gekommen, nachdem er die neue Kapelle in dem Gebäude gesegnet hatte.
Der Gottesdienst in der weihrauchgeschwängerten Kappelle galt als festlicher Abschluss der Umbauarbeiten. Zu Beginn des neuen Schuljahres waren Grundschule und Gymnasium in den neu errichteten Erweiterungsbau mit Aula und Kapelle gezogen. Mit dem Bau habe sich die Grundfläche der Schule mehr als verdoppelt, sagte Matthias Nowak vom Förderverein der Schule. Bis Sommer 2014 soll auch der Verbindungstrakt zur Griebnitzsee-Grundschule fertiggestellt sein. Das Erzbistum Berlin investiert rund 15 Millionen Euro in den Standort.
Vor sieben Jahren wurde die Schule eingeweiht. Seit August sei die Schule erstmals komplett zweizügig – von der ersten bis zur zwölften Klasse, sagte Schulleiter Thomas Rathmann. So habe am Morgen auch der Prüfungsausschuss in der Schule getagt, denn zum ersten Mal werde im nächsten Jahr das Abitur abgenommen. Derzeit lernen rund 370 Mädchen und Jungen von der ersten bis zur zwölften Klasse an der Marienschule.
„Es ist ganz wichtig“, sagte Kardinal Woelki während des Gottesdienstes, „dass wir nicht irgendwo eine Tafel anbringen, dass wir katholisch sind, sondern dass man uns auch daran erkennt, wie wir miteinander umgehen und lernen“. Eine Schule sei nicht deshalb katholisch, „weil wir eine Kapelle haben“. Stattdessen ziele das Erzbistum auf ganzheitliche Erziehung.
Nur mit Kindern aus katholischen Familien würde die Schule wohl auch in der brandenburgischen Diaspora ihre Klassen nicht füllen können. Zwar hat es nach Aussagen von Schulleiterin Mechthild Blasczyk in der einzügigen Grundschule mehr Anmeldungen als Plätze gegeben, doch mit der Zweizügigkeit ist die Schule auch auf konfessionslose Kinder angewiesen. „Wir nehmen selbstverständlich Schüler auf, die konfessionslos sind. Aber die Bereitschaft, sich mit dem katholischen Glauben zu beschäftigen, muss da sein“, ergänzt Schulleiter Thomas Rathmann. Im Unterschied zu staatlichen Schulen ist Religion ein ordentliches Unterrichtsfach. Die Kapelle soll auch für regelmäßige Gottesdienste und Morgenkreise genutzt werden.
Einer katholischen Jungenschule, die von der erzkonservativen Vereinigung Opus Dei in Potsdam oder Umgebung geplant ist, sieht Schulleiter Rathmann gelassen entgegen. „Opus Dei macht uns keine Angst“, sagt er. Kardinal Woelki hingegen will dazu keine Stellung nehmen. Er selbst hat an einer Opus-Dei-Universität in Italien promoviert. Nur so viel will er sagen: „Ich kann nur jedem empfehlen, dieses gute Angebot an der Marienschule anzunehmen.“ giw
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