Von Jan Brunzlow: Höherer Umsatz trotz Krise
19,3 Millionen Besucher wurden 2009 in Potsdam gezählt, vor allem der Einzelhandel profitiert davon
Stand:
Touristen haben bei ihrem Besuch in der Landeshauptstadt trotz Wirtschaftskrise mehr Geld ausgegeben als in den Vorjahren. Mehr als 750 Millionen Euro sollen die Unternehmen im vergangenen Jahr allein durch Potsdam-Besucher eingenommen haben, das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr. „Die Stadt profitiert insgesamt vom Tourismus“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern. Statistisch gesehen könnten 18 050 Potsdamer vom Tourismus leben. Der Einzelhandel bekommt den Löwenanteil des Umsatzes, gefolgt von Gastgewerbe und Dienstleister. Das Münchner Unternehmen „Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr Consulting GmbH“ (diwv) hatte im Auftrag der Stadt untersucht, welche Auswirkungen die Krise auf den Tourismus in der Stadt hat.
Die Frage nach den Auswirkungen der Krise konnte das Institut für die Stadt beantworten. Sie hat sich nicht bemerkbar gemacht. 19,3 Millionen Besucher geben die Unternehmensberater für Potsdam an, dabei sind laut Studie Fahrten zur Arbeit, Schule, Supermarkt und Arzt nicht berechnet. Und es hätte noch besser werden können, meint Dieter Hütte. Der Geschäftsführer der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH sagte, wäre die S-Bahn im vergangenen Jahr normal gefahren, wären die Zahlen wohl noch höher gewesen. Das Bahn-Chaos hätte manchen Tagesbesucher abgeschreckt. Dies sei durch die Umsatzzahlen bei der Touristeninformation am Hauptbahnhof belegbar.
Ein Besucher-Minus gab es bei Übernachtungsgästen im Vergleich zu 2008. Eine Million Besucher schliefen in Hotels der Stadt. Die Zahl der Tagestouristen soll dagegen gestiegen sein. 18,3 Millionen Menschen haben laut der diwv-Studie Potsdam im vergangenen Jahr zumindest für einige Stunden besucht. Das sind 300 000 mehr als ein Jahr zuvor.
Von den Touristen profitieren vor allem die Einzelhändler. Knapp die Hälfte, genau 45,6 Prozent, des Umsatzes erhalten die Händler. In Euro: 343,7 Millionen Euro hat der Einzelhandel in Potsdam allein durch Touristen verdient. Hotels und Gaststätten haben 292,8 Millionen Euro eingenommen und Dienstleistungsbetriebe wie Taxiunternehmen 116 Millionen Euro.
Etwa 39 Euro gibt jeder Potsdam-Besucher durchschnittlich in der Stadt aus. Der Hotelgast etwa 182 Euro am Tag, der Privatmieter oder Camper 61 Euro und der Tagesbesucher 32 Euro. Werden aus den Umsätzen Steuereinkommen, so werden knapp 100 Millionen Euro Umsatzsteuer fällig – die Stadt Potsdam profitiert laut Studie mit 16 Millionen Euro an den Umsätzen.
Für Stefan Frerichs sind die Zahlen Beleg für eine gute Wirtschaftsförderung. Der Chef der Potsdamer Wirtschaftsförderung meinte, statistisch gesehen komme fast jeder der 19 Millionen Berliner Übernachtungsgäste einen Tag nach Potsdam. Damit aus Tagesbesuchern Urlauber werden, werde das Programm immer weiter entwickelt. So sei jetzt ein Projekt mit der Rewe-Touristik aufgelegt worden, das gezielt Familien im Sommer an die Havel locken soll. Unter dem Titel „Sommerresidenz Potsdam“ werden in acht Hotels der Stadt drei Übernachtungen mit Frühstück, teilweise Abendbrot sowie andere Extras ab 167 Euro pro Person angeboten. Hütte verspricht sich dadurch, dass die „Sommerdelle“, die es durch den Wegfall der klassichen Geschäfts- und Tagungsreisen im Sommer gibt, aufgefangen werden.
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