
© Manfred Thomas (2), Friederike Haiser (1)
Von Friedrike Haiser: Holbaek Garden zählt „The Final Countdown“
Ehrgeizig: Der dänische Fanfarenzug Holbaek Garden strich gestern seinen Auftritt, um stattdessen zu trainieren
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Mit Pauken und Trompeten begann der gestrige Tag für die Marchingband Holbaek Garden im Luftschiffhafen Potsdam. Früh um 10 Uhr nutzte der dänische Fanfarenzug dort seine knappe und bei allen Bands begehrte Trainingszeit für die Wettkämpfe, die am Mittwoch beginnen. Die Musiker sind eifrig bei der Sache, denn dies ist die erste Weltmeisterschaft für alle Mitglieder der Garde.
Die Bandleiterin Susanne Anderson beschreibt die Band als „gewissenhaft, aber ohne dabei den Spaß an der Sache zu verlieren“. Der Ehrgeiz ist so groß, dass der für den gestrigen Dienstag anstehende Auftritt im Kutschstall beim Alten Markt bereits spontan abgesagt worden ist. „Wir wollen die Zeit nutzen um zu trainieren“, so Anderson. Aber auch das Vergnügen an dem eigenen Showprogramm ist diesen Morgen kaum zu übersehen. Zwar noch ohne die für Winter und Sommer vorgesehenen Uniformen marschieren, gestikulieren und trompeten die acht- bis 30-jährigen Musiker aus vollem Herzen. „Die großen Altersunterschiede sind ein großer Vorteil unserer Band. Die Älteren wissen, was die Jüngeren durchmachen“, erklärt Anderson.
Auch Ramona Schmidt, die junge Betreuerin dieser Marching Show Band, bestätigt, dass eine sehr gute Harmonie innerhalb der Gruppe herrsche. Die 18-jährige Schülerin aus Wustermark ist diese Woche verantwortlich für die Holbaeker, dabei organisiert sie deren Tagesplanung, ist offen für persönliche Fragen, verteilt die grünen Essenmarken und führt die Band von Ort zu Ort. Ramona erhofft sich von dieser Aufgabe vor allem neue, internationale Kontakte zu knüpfen. Dies ist ihr bereits gelungen. Obwohl sie selbst bemängelt, sie sei mit der Band noch nicht so hundertprozentig warm geworden, da sie als Autoritätsperson gesehen werde, ist ihr Rat sehr gefragt.
Besonders stolz ist die Band, die im letzten Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feierte, auf ihre Stabführerin Line Vester. Diese gewann 2009 den Titel bei der World Champion Ship in Dänemark. Das diesjährige Programm beschreibt sie während des gemeinsamen Mittagessens als sehr publikumsfreundlich. Es enthalte viele bekannte Lieder, wie zum Beispiel „The Final Countdown“ der Band Europe und „You can call me Al“ von Paul Simon. Und das, obwohl die dänischen Fanfarenzüge vor allem einer militärischen Tradition nachkommen. Auch Anderson gibt zu, dass die eigene Performance verglichen mit der der temperamentvollen Südamerikaner steifer wirke.
Wie viele andere Mitglieder hat auch Line Geschwister in der Garde. Eine ihrer beiden Schwestern feierte gestern ihren zehnten Geburtstag. „Bevor wir gleich zurück in die Kaserne fahren, halten wir an einem Supermarkt und kaufen Süßigkeiten um später ein bisschen zu feiern“, erzählt Line.
Auch das mag ein Grund sein, für die familiäre Atmosphäre, die in der Band herrscht. Bei kleineren Verständigungsproblemen der jüngeren Bandmitglieder – zum Beispiel während der Essenzeiten – eilen die Älteren schnell herbei um zu dolmetschen. So wird dann schnell geklärt, dass nur einmal Nachschlag von Sauerkraut und Kartoffeln verlangt werden darf und von den Bratwürsten für jeden nur eine da ist. Die Übersetzung von Dänisch zu Englisch stellt kein Problem dar, denn in Dänemark werden alle Spielfilme in Originalsprache und nur mit Untertiteln gezeigt. Das macht sich bemerkbar.
Holbaek Garden ist mit vier weiteren teilnehmenden dänischen und einer brasilianischen Marchingband in der Kaserne in Beelitz untergebracht. Dort entsteht bei abendlichen Gemeinschaftsspielen schon einmal eine „Ferienlageratmosphäre“, so Ramona.
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
Friedrike Haiser
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