
© Manfred Thomas
Sport: „Höllisch aufpassen“
SVB-Trainer Dietmar Demuth zum Thema Doping, zur Saisonvorbereitung und zu den nächsten Spielen
Stand:
Sind Ihre Regionalliga-Fußballer doping-gefährdet, Herr Demuth?
Nein, das glaube ich nicht.
Warum hatten sie dann am heutigen Donnerstag einen Antidoping-Lehrgang?
Um eventuellen Irrtümern vorzubeugen. Wenn ich als Nicht-Fußballer eine Grippe habe, lass ich mir in der Apotheke ein Mittel geben, das mir hilft. Für Sportler ist das schwieriger. Sie müssen ganz genau wissen, was sie nehmen dürfen und was nicht – oder im Notfall nachfragen. Ein ehemaliger Spieler von mir hat vor vier Jahren ein Haarwuchsmittel benutzt, das eine verbotene Substanz enthielt. Er hat das nicht gewusst und wunderte sich, als er bei einer Doping-Probe plötzlich positiv getestet wurde. Man muss also höllisch aufpassen. Mit den Antidoping-Lehrgängen, die unser Physiotherapeut Matthias Pefestorff jährlich durchführt, wollen wir die Spieler aktuell informieren, denn es kommen ja immer wieder neue Präparate auf den Markt.
Erfolgen in der Regionalliga eigentlich genauso häufig Dopingproben wie in der ersten und zweiten Liga?
Nein, es werden nur alle paar Spiele mal Stichproben genommen. Die Kontrolleure können aber jederzeit auftauchen, auch im Training. Wobei das Thema Doping in der Bundesliga wohl eher ein Thema ist als bei uns in der vierten Liga.
Könnte man sich in einer Mannschaftssportart wie Fußball überhaupt durch Doping Vorteile verschaffen?
Natürlich. Indem man beispielsweise ein Medikament nimmt, durch das man nach 70 oder 80 Minuten Spiel nicht müde wird.
War das Thema Doping während Ihrer Zeit als aktiver Fußballer auch schon ein Thema?
Nein, damals überhaupt nicht.
Sie galten als kompromissloser Abwehrspieler und haben jetzt den Ruf eines strengen Trainers. Haben Sie Ihre Kicker in der bisherigen Saisonvorbereitung ordentlich gescheucht?
So würde ich das nicht sehen. Wir haben nur eine relativ kurze Vorbereitungszeit, die wir natürlich optimal nutzen wollen. Wir ziehen unser geplantes Programm durch und alle Spieler machen vorbildlich mit. Schließlich wollen wir als Trainer die Mannschaft und jeden einzelnen Spieler tagtäglich verbessern. Das ist unsere Aufgabe.
Wie machen sich die neuen Nulldreier dabei?
Gut. Bei uns in Babelsberg hat man es ja nicht schwer, sich rein zu finden. Unsere Mannschaft hat Charakter und hohe Ziele, und wer da nicht mitzieht, fällt bei uns Trainern und den Jungs durch das Raster. Wer sich aber korrekt verhält und gute Leistungen anbietet, wird schnell aufgenommen. Und unsere Neuen haben bisher alle hervorragend mitgezogen.
Derzeit trainiert mit Guido Kocer ein junger Offensivspieler des FC Hansa Rostock II zur Probe mit. Welche Chancen hat denn der junge Mann, beim SVB einen Vertrag zu erhalten?
Dazu kann ich noch nichts sagen. Er hat ja bisher bei uns nur trainiert und muss sich am Freitag gegen Cottbus 45 Minuten lang zeigen und beweisen – dann werden wir weitersehen.
Was steht derzeit im Mittelpunkt der Saisonvorbereitung?
Nach Ausdauer und Kraft/Ausdauer sind das jetzt vor allem Spielformen. Zunächst haben wir an unserem Abwehrverhalten gearbeitet, und unser 0:0 im Testspiel beim 1. FC Union Berlin hat gezeigt, dass wir in der Defensive schon gut stehen. Derzeit feilen wir vor allem an der Passgenauigkeit und einem besseren Spiel nach vorn.
Worauf werden Sie in den beiden Testspielen am Freitag zu Hause gegen Energie Cottbus und am Sonntag bei Rot-Weiss Ahlen Ihr größtes Augenmerk legen?
Auf unser defensives und offensives Verhalten. Darauf, wie die Jungs kombinieren und sich durchsetzen können. Die beiden Zweitligisten werden uns unsere Defizite aufzeigen, so dass wir bis zum Saisonstart noch gegensteuern können. Deshalb bringen Testspiele gegen solche starken Mannschaften letztlich mehr Erkenntnisse als Spiele gegen unterklassige Gegner, ohne dass ich denen zu nahe treten will.
Wird man in diesen beiden letzten Testspielen schon die Nulldrei-Elf sehen, die für die Meisterschaft erste Wahl ist?
Nein, das ist nicht vorgesehen. Jeder Spieler erhält jetzt noch einmal die Chance, sich gegen Zweitligisten zu beweisen. Die erste Mannschaft schält sich langsam heraus, aber es ist doch noch einiges offen.
Babelsbergs DFB-Pokalgegner Bayer 04 Leverkusen wird eine Woche später ein noch schwereres Kaliber sein als jetzt Cottbus und Ahlen.
Richtig. Aber es ist für die Jungs eine schöne Sache, gegen eine der spielstärksten deutschen Mannschaften zu spielen, die sie sonst nur im Fernsehen sehen. Das Pokalspiel wird ein schöner Anschauungsunterricht und eine gute Vorbereitung auf unsere Meisterschaftssaison sein.
Wobei Nulldrei null Chancen hat. Oder?
Das Spiel beginnt wie jedes beim 0:0 und wird auch für Bayer das erste Pflichtspiel der neuen Saison sein. Aber natürlich ist die Favoritenrolle klar vergeben. Wir wollen vermeiden, dass Leverkusen uns vorführt, wollen möglichst lange ohne Gegentor bleiben und selbst Nadelstiche setzen. Wenn das ähnlich wie im vergangenen Jahr gegen Mainz klappen würde, wäre es schön.
Zunächst werden aber Sie selbst am Freitag vor dem Spiel gegen Cottbus mit einer SVB-Auswahl gegen eine Mannschaft des Vereins-Sponsors Feuersozietät antreten. Freuen Sie sich schon darauf?
Ich freue mich vor allem auf das Spiel danach. Die Zeiten, in denen ich mich auf ein Spiel als Aktiver freute, sind vorbei. Das macht mein Körper nicht mehr so mit. Jetzt freue ich mich mehr darauf, das Geschehen von Außen zu sehen. Aber am Freitag geht es ja vor allem um Alte-Herren-Gaudi. Darum, ein bisschen Spaß zu haben und den Ball laufen zu lassen.
Wann haben Sie denn letztmals die Töppen geschnürt, um zu kicken?
1989 für meine letzten Spiele beim FC St. Pauli – danach nicht mehr.
Werden Sie sich also jetzt für die zweimal 30 Minuten dopen müssen?
(lacht) Das mache ich natürlich nicht.
Das Interview führte Michael Meyer.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: