Landeshauptstadt: Holpersteine beim neuen Müllsystem
Städtischer Entsorgungsträger: „Es läuft sehr positiv an“
Stand:
Städtischer Entsorgungsträger: „Es läuft sehr positiv an“ Von Günter Schenke „Das ist ein neues System, da gibt es immer ein paar Holpersteine“, sagt Marlene Zierock, die in der Stadtverwaltung für die Hausmüllentsorgung zuständig ist, zu Klagen über das neue „Ident-System“ der Restmüllbehälter. Über das neue Verfahren zur Kennzeichnung der Mülltonnen hat die Verwaltung die Grundstückseigentümer im Oktober in einem Schreiben informiert. Viel der Angeschriebenen kamen jedoch trotz vorheriger Veröffentlichungen durch die Presse damit nicht zurecht. Wer sich durch das zweiseitige Schriftstück durchgearbeitet hat, erfährt, dass seine Mülltonne an bestimmten Tagen mit einem Identifikations-Chip ausgerüstet wird. Ferner wird dem Grundstückseigentümer mitgeteilt, dass dem Schreiben ein kleinen Aufkleber beigefügt ist, den er auf den Abfallbehälter unterhalb der Deckelöffnung gut sichtbar anbringen soll. Doch in vielen Briefen fehlen die Aufkleber. Ein Fehler beim Eintüten der Schriftstücke? Das will Zierock weitgehend ausschließen. Mit dem Versand der 18000 Schreiben sei eine Firma befasst gewesen, die auf diesem Gebiet viel Erfahrung habe. Vielen Kunden sei das kleine Etikett herausgefallen, vermutet die Verwaltungsfachfrau. Nachdem die ersten fünf Reklamationen in ihrer Arbeitsgruppe eingegangen seien, habe sie sich nochmals mit der Versandfirma zusammengesetzt. Diese habe ein Verschulden jedoch ausgeschlossen. Marlene Zierock räumt ein, dass sehr viele Anrufe zu dem neuen Identifikationssystem zu beantworten sind. „Die meisten Anrufer wollen sich informieren und beraten lassen“, sagt sie. Es gebe sehr viel Verständnis. Insgesamt sei alles „sehr positiv angelaufen“. Was tun, wenn die Aufkleber – warum auch immer – nicht mehr vorhanden sind? Anrufern erklärt Frau Zierock: „Nehmen Sie Ihren Gebührenbescheid und schreiben Sie das Kassenzeichen ab, welches mit den Ziffern 01 anfängt.“ Den Zettel mit dem Kassenzeichen soll der Bürger dann an der Mülltonne anbringen. Und wer das nicht weiß, weil er nicht im Bereich Umwelt und Natur anruft? „Der muss sich auch keine Sorgen machen“, beruhigt die Arbeitsgruppenleiterin. Und: „Wer ordnungsgemäß angemeldet ist, seine Gebühren bezahlt und den Restabfallbehälter rechtzeitig rausstellt, dessen Behälter wird auch mit den Chips ausgerüstet“, versichert sie. Also sind die kleinen Aufkleber eigentlich überflüssig? „Die Ausrüstungsfirma verfügt über alle notwendigen Angaben“, versichert Zierock. Viele der Angeschriebenen beklagen sich über den unverständlichen Stil des von Bereichsleiter Klaus-Dieter Bolze unterschriebenen Briefes. Darin ist von einem Chip mit einer „weltweit einmaligen Identifikationsnummer“ die Rede, von einem „Ausrüstungsteam“ und von „Chipnestern“. Marlene Zierock betont, dass ihre Arbeitsgruppe darauf eingerichtet sei, alle per Anruf eingehenden Fragen sachgerecht zu beantworten. Die gestrige Probe aufs Exempel zeigt jedoch, dass es schwer ist, einen Ansprechpartner zu finden. Die im Schreiben genannte Nummer 289-17 96 war immer besetzt. Die Einsatzleitung der Stadtentsorgung Potsdam ist nach langem Musikgenuss des Beethoven-Stückes „Für Elise“ zwar am Apparat, verweist aber auf die Frage „Was tun, wenn kein Aufkleber beiliegt?“ auf die Nummer 2891808 der Stadtverwaltung. Doch hier wählt sich der Bürger die Finger wund, ohne jemanden zu erreichen. Das alles sollte niemanden beunruhigen, denn erst im März 2004 startet das neue System – Zeit genug, um alle Holpersteine aus dem Weg zu räumen.
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: