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ZEITZEUGE: Horst Goltz: Die Bombe fiel am 21. Juni 1944

Wie ist die US-amerikanische 250-Kilogramm-Bombe in den Garten von Rainer Fanghänel in der Wildeberstraße Am Stern gekommen? Horst Goltz hat da eine sehr eindeutige Vermutung.

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Wie ist die US-amerikanische 250-Kilogramm-Bombe in den Garten von Rainer Fanghänel in der Wildeberstraße Am Stern gekommen? Horst Goltz hat da eine sehr eindeutige Vermutung. Goltz, heute 82 Jahre alt, geboren in Potsdam und bis heute Potsdamer, ist ein Zeitzeuge des Zweiten Weltkriegs in der heutigen Landeshauptstadt. Als 14-Jähriger führte er Tagebuch, notierte in den Jahren 1943 und 1944 akribisch jeden Fliegeralarm, jede Luftwarnung. 1943 noch mit Tinte, 1944 dann, als es keine Kalender mehr gab, mit Bleistift. Es habe ihn einfach interessiert sagt er, so wie die Jungs damals eben Granaten, Bombensplitter und Flugzeugteile gesammelt hätten.

Goltz hat die dramatische Bombennacht von Potsdam am 14. April 1945 miterlebt, als die Briten die Stadt angriffen – und auch den einzigen Angriff von US-Fliegern auf Potsdam am 21. Juni 1944.

Mitten am Tag, nach Goltz’ Tagebucheintrag zwischen 9.30 und 11.15 Uhr, wurden an diesem 21. Juni 103 Tonnen, meist fünf Zentner schwere Sprengbomben aus angeblich 20 Flugzeugen abgeworfen, die meisten über der Insel Hermannswerder. Der Bombenteppich verlief, so sagt Goltz, im Süden und Südwesten der Stadt vom Lazarett Hermannswerder über den Tornow und die Havelbucht Vorderkappe, weiter über die Leipziger Straße, den Brauhausberg, das RAW-Gelände und die Nuthewiesen bis zur Alten Zauche und zum heutigen Wohngebiet Am Stern – dorthin, wo Rainer Fanghänel wohnt und wo am Freitag der Blindgänger unschädlich gemacht wurde. Bis dahin habe das Bombardement herübergereicht, sagt der Zeitzeuge Goltz.

Wie durch ein Wunder, so beschreibt es Goltz, seien am 21. Juni 1944 kaum Menschen ums Leben gekommen oder verletzt worden. Die meisten Blindgänger, die vor allem auf Hermannswerder niedergegangen waren, wurden bereits wenige Tage später gesprengt, beschreibt Goltz. Häftlinge hätten die Sprengkörper zuvor unmittelbar an der Havel an der Mauer von Hermannswerder im Sumpf freigelegt.

Insgesamt hat Horst Goltz im Juni 1944 zehnmal Fliegeralarm und zwei Luftwarnungen in Potsdam gezählt. SCH

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