Landeshauptstadt: Hortensien schmücken Gärtchen im Winkel
Wer den Durchgang mit der Gedenktafel für die zerstörte Synagoge durchquert, findet auf dem Innenhof des Platzes der Einheit gleich rechts im Winkel zwischen den Häuserfronten ein originell gestaltetes und gut gepflegtes Gärtchen. Hinter einem Metallgitterzaun blühen Dutzende Rosen und in Pflanzgefäßen Hortensien und Geranien.
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Wer den Durchgang mit der Gedenktafel für die zerstörte Synagoge durchquert, findet auf dem Innenhof des Platzes der Einheit gleich rechts im Winkel zwischen den Häuserfronten ein originell gestaltetes und gut gepflegtes Gärtchen. Hinter einem Metallgitterzaun blühen Dutzende Rosen und in Pflanzgefäßen Hortensien und Geranien. Zwei Engelchen, hälsereckende Kraniche und eine Vogeltränke schmücken das von hohen Bäumen beschattete Geviert. Vor gut drei Jahren war der Winkel noch eine „Pullerecke“, erzählt Ursula Grigat, dann sperrte ihn die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ durch einen Zaun ab. Hier könnte man doch ein Gärtchen anlegen, dachte die damals bereits 80-Jährige. Von der Genossenschaft erhielt sie die Erlaubnis, das Fleckchen Erde zu gestalten, wobei ihr ein junger Mann aus der Bekanntschaft half und hilft. Die Mühe und die im Vergleich zur schmalen Rente nicht unerheblichen Kosten haben sich gelohnt. Jetzt hat die allein lebende und gehbehinderte alte Dame einen Ort im Grünen, wo sie sich erholen, Kaffee trinken und lesen kann. Nur dass sie bisher niemanden fand, der die defekte Hollywoodschaukel repariert, stimmt sie ein wenig traurig. Mit Blumen ist Ursula Grigat aufgewachsen. Auch später hat sie dann stets einen Garten gehabt. Ein böser Sturz führte aber zu der Gehbehinderung, und so konnte sie den Weg hinaus in die Kleingartensparte am Weißen See nicht mehr bewältigen. Nun ist das Gärtchen auf dem Innenhof die größte Freude, die Ursula Grigat im Alter hat. Über die Potsdamer Nachkriegsgeschichte kann die Verkäuferin viel erzählen. Sie leitete ab Ende der 40er Jahre für ein Monatsgehalt von 290 Mark die erste Lebensmittelverkaufsstelle der HO, zuerst in der Friedrich-Ebert-, dann in der Brandenburger Straße. Dort konnte man ohne Lebensmittelkarte, aber zu deutlich höheren Preisen einkaufen. Später baute sie, beginnend am Luisenplatz, ein Netz an HO-Kiosken mit auf. „Schade“ sagt sie, „all diese Orte habe ich lange nicht gesehen. Ich schaffe es nicht mehr bis dorthin.“E. Hoh
E. Hoh
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