Landeshauptstadt: Hospiz hatte 118 Gäste im ersten Jahr Lions-Clubs spenden erneut für Hospiz-Betrieb
Hermannswerder - Einer hat sein halbes Arbeitszimmer mitgebracht ins Hospiz, saß in seinen letzten Tagen lange am extra aufgestellten Schreibtisch mit Blick auf die Havel. Im Sommer gab es diesen rührigen Ehemann einer Hospiz-Bewohnerin, der jedes Wochenende für das ganze Haus gegrillt hat.
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Hermannswerder - Einer hat sein halbes Arbeitszimmer mitgebracht ins Hospiz, saß in seinen letzten Tagen lange am extra aufgestellten Schreibtisch mit Blick auf die Havel. Im Sommer gab es diesen rührigen Ehemann einer Hospiz-Bewohnerin, der jedes Wochenende für das ganze Haus gegrillt hat. Und in der Weihnachtszeit hat die Familie eines anderen Hospiz-Gastes für Hausmusik mit Flöte, Klavier und Gesang gesorgt. „Es sind diese Momente, die uns ein Stück weit mittragen“, sagt Schwester Carmencita Rupprecht. Sie leitet das vor einem Jahr eröffnete stationäre Hospiz Potsdam auf der Halbinsel Hermannswerder. 118 Gäste haben sie und ihre 13 Mitarbeiter in dem Haus mit acht Betten bereits in den Tod begleitet.
Für Michael Blümchen, den Geschäftsführer der Evangelischen Hospiz Potsdam gGmbH, die gemeinsam von der Hoffbauer-Stiftung und dem Evangelischen Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin getragen wird, ist das eine Bestätigung. „Es gibt in Potsdam tatsächlich den Bedarf nach einem stationären Hospiz“, resümiert er. Denn auch in Lehnin, wo das Diakonissenhaus ein Hospiz mit zwölf Betten betreibt, ist die Nachfrage nicht zurückgegangen – und das, obwohl das Haus bis 2012 zu einem Drittel von Potsdamern genutzt wurde. „Wir fühlen uns mit unserem Engagement bestärkt“, sagte Blümchen am gestrigen Freitag vor Pressevertretern. Er bedankte sich zugleich für die vielen Spender aus Potsdam für das Haus und die ehrenamtliche Unterstützung vom Hospiz- und Palliativberatungsdienst Potsdam.
Seit wenigen Tagen ist auch die Finanzierung des rund 1,5 Millionen teuren Flachbaus mit Havelblick endgültig abgeschlossen: Nach der anstandslosen Prüfung der Verwendungsnachweise sei die verbliebene Summe an Fördermitteln überwiesen worden, so Blümchen. Allein 215 000 Euro waren seinerzeit an Spenden für den Bau zusammengekommen. Und Spenden sind auch für den laufenden Betrieb nötig: Denn die Pflegekassen übernehmen nur 90 Prozent der Kosten, zehn Prozent müssen die Betreiber an Eigenmitteln aufbringen – für das Potsdamer Hospiz entspricht das laut Blümchen 80 000 Euro pro Jahr.
Über eine Großspende konnte sich Blümchen am gestrigen Freitag freuen: Insgesamt 4 500 Euro überweisen vier Lions-Clubs – drei aus Potsdam und einer aus Berlin – an die Einrichtung. Das Geld hatten die Clubmitglieder von den Lions Clubs Potsdam und Potsdam-Sanssouci, von der Lions-Jugendorganisation Leos und dem Berliner New Century Lions Club Victoria unter anderem beim Glühwein-Verkauf auf dem Adventsmarkt gesammelt.
Die Gäste des Hospizes stammten aus allen Gesellschaftsschichten, für die Aufnahme gibt es nur medizinische Voraussetzungen, betonte die Leiterin, Schwester Carmencita Rupprecht. 12,4 Tage blieben den Gästen im Durchschnitt bis zum Tod: Manche verstarben schon nach wenigen Stunden, im längsten Fall wohnte ein Gast sieben Monate im Hospiz. jaha
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