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Der Bau des weltweit größten Teleskops macht langsam Fortschritte / Das AIP mit Weltneuheit dabei

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Der Bau des weltweit größten Teleskops macht langsam Fortschritte / Das AIP mit Weltneuheit dabei Von Michael Krause Gespannt sehen die Mitarbeiter des Astrophysikalischen Instituts (AIP) in diesen Wochen zum Mount Graham im amerikanischen Arizona. Dort wird mit Teilen aus Potsdam das weltweit größte Teleskop LBT (Large Binocular Telescope) gebaut. Etwa zehnmal schärfere Bilder als das 15 Jahre alte Hubble-Weltraumteleskop soll das neue Doppelteleskop bald liefern. Dabei wird es mit seinen zwei Spiegeln von insgesamt 110 Quadratmetern Fläche tiefer in den Weltraum schauen als alle anderen Einzelteleskope der Welt. Selbst das Licht einer 2,5 Millionen Kilometer entfernt brennenden Kerze könnte es noch auffangen. Doch der Bau des ehrgeizigen amerikanisch-deutsch-italienischen Projekts gerät immer wieder ins Stocken. Klaus Strassmeier vom AIP spricht von einer „Summe von Verzögerungen“, die sich während der fast zehnjährigen Bauzeit des LBT addierte. Abgesehen von einem Waldbrand auf dem Mount Graham im letzten Sommer, hätten die Wissenschaftler des LBT-Projekts vor allem technische Probleme zu lösen. Denn viele Teile des Teleskops sind völlige Neuentwicklungen der beteiligten Institute. Auch nach der Freude über die Fertigstellung des ersten Hauptspiegels Mitte April diesen Jahres, erreichte die Potsdamer Wissenschaftler umgehend die Nachricht von einem neuen Problem. Im April erst war es den Wissenschaftlern am Mount Graham gelungen, den ersten der zwei großen Teleskopspiegel fertig zu beschichten. Der mit 8,4 Metern Durchmesser „größte je gefertigte Parabolspiegel“ wurde im Vakuum mit Aluminium bedampft und wartet nun fertig beschichtet auf den Einsatz. Die erste wissenschaftliche Nutzung, das „First Science Light“, wie Strassmeier es nennt, des Doppelteleskops, rückt somit in greifbare Nähe. Er schätzt, dass im Oktober dieses Jahres die ersten Weltraumaufnahmen mit der „Prime Focus“-Digitalkamera geschossen werden können. Der zweite Spiegel soll im Oktober montiert und aluminiert werden. Das zukünftig lichtstärkste Einzelteleskop der Welt wird über eine Reihe von technischen Innovationen verfügen, die von den beteiligten Instituten erst völlig neu entwickelt werden mussten. Eine solche Weltneuheit ist die in Potsdam gebaute adaptive Optik, genannt „AGW“. „Die überholt das Hubble-Space Teleskop technisch um das Fünf- bis Zehnfache“ erklärt Strassmeier den Wert der AIP-Entwicklung. Dank der optisch-elektronischen Einheit können schärfere Bilder geschossen und anvisierte Himmelskörper genauer verfolgt werden. Weil das LBT nicht wie Hubble um die Erde kreist, werden die von der Atmosphäre verursachten Störungen des Sternenlichts mit einem flexiblen Spiegel herausgefiltert. Blitzschnell misst ein Computer in der AGW die Störungen und rechnet die Gegenbewegung für die Spiegel aus. Die kleinen verformbaren Gegenspiegel werden dann bis zu eintausendmal in der Sekunde verformt und heben so die Störungen auf. „Die AGW’s sind fertig und werden im Juli von den Amerikanern getestet“ sagte Emil Popow vom AIP. Sie sind der Hauptbeitrag der Potsdamer Astrophysiker. Geht bei den Tests alles klar, dann könnten sie im Herbst eingebaut werden. Doch die oben erwähnte Nachricht könnte den Einbau der AGW-Einheiten erheblich verzögern. Sie kam aus dem Spiegellabor in Tucson (Ohio). Beim Polieren des verformbaren Gegenspiegels war dort die nur 1,8 Milimeter dicke optische Schicht gerissen. Der Poliervorgang wurde sofort unterbrochen und die Fehlersuche begonnen. Wie lange sich die Arbeiten am LBT dadurch verzögern werden, kann Strassmeier noch nicht sagen. Nicht sicher ist auch, ob das Großteleskop wie geplant im Jahr 2008 den Routinebetrieb aufnehmen kann. Aber Klaus Strassmeier ist noch optimistisch. Die Fertigstellung des ersten Spiegels war ein großer Fortschritt auf dem Weg in Richtung Fertigstellung.

Michael Krause

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