Landeshauptstadt: Humboldtring wird Sackgasse
Bis Mitte 2015 umfangreicher Brücken- und Straßenbau auf Nuthestraße und Humboldtbrücke
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Zentrum-Ost – Ausbau der Nuthestraße auf 1,6 Kilometern, Abriss am Humboldtring, neue Brücke über die Rudolf-Breitscheid-Straße, Auffahrtrampen, Stütz- und Lärmschutzwände, Sanierung der Humboldtbrücke, Geh- und Radwege – im Eiltempo zählt Catrin During von der Gesellschaft für Infrastruktur- und Wirtschaftsentwicklung (GiW) auf, was in den nächsten zweieinhalb Jahren an der wichtigsten Verkehrsader von Babelsberg zur Berliner Vorstadt passiert.
Die zahlreichen Bewohner vom Zentrum-Ost, die Freitagabend zur Info-Veranstaltung in die Mensa der Lenné-Schule gekommen waren, hört der Bauassessorin aufmerksam zu. Manchen scheint ihre Darstellung geradezu verwirrt zu haben: „Wohin führt am Ende die Humboldtstraße?“ Fachbereichsleiter Norbert Praetzel, seit 1978 in der Stadtverwaltung für Brücken und Straßen verantwortlich, antwortet klipp und klar: „Die Humboldtstraße wird zur Sackgasse.“ Die sogenannte Rampe vom Humboldtring wird bereits Anfang 2013 abgerissen – die größte Belastung für die Zentrum-Ostler. Damit entfällt die direkte Fahrverbindung zur Nuthestraße und der Überweg zum Babelsberger Park. Am Ende der „Sackgasse“ entsteht eine Brachfläche. Was daraus wird, dafür gebe es laut Praetzel noch keine fertige Planung. Vielleicht entsteht eine Grünfläche. Für einen Parkplatz, wie vorgeschlagen, gebe es keinen Bedarf.
Der Abriss der Rampe, schon seit 2005 im Gespräch, wird im Stadtteil immer noch kontrovers diskutiert. Die einen sehen den Vorteil, dass der Durchgangsverkehr wegfällt, die anderen fürchten längere Wege und höhere Belastungen auf den beiden verbleibenden Zu- und Abfahrten. Die Planungsgemeinschaft Nuthestraße habe alles bedacht, die Zufahrten über die Lotte-Pulewka-Straße und den Kreisel reichten aus, sagt Praetzel. Und: „Ich wüsste nicht, was wir noch besser machen könnten.“ Dass es schwieriger werde, mit dem Auto in den „Potsdamer Norden“ zu gelangen, räumt er ein, doch die Verbesserungen rechtfertigten das.
Die nächsten spektakulären Baumaßnahmen nach dem Rampenrückbau erfolgen 2014, wenn die Auffahrt von der Friedrich-List-Straße zur Nuthestraße stadteinwärts und die Brücke über die Rudolf-Breitscheid-Straße neu gebaut werden. Laut Darstellung von During soll das Befahren der Nuthestraße im Wesentlichen in beiden Richtungen zweispurig möglich bleiben, wenn auch mit reduzierter Spurbreite.
Dass es mit diesem zweiten Bauabschnitt überhaupt weitergeht, ist das Ergebnis eines finanziellen Kraftaktes. Als der neue Baubeigeordnete Matthias Klipp (B90/Die Grünen) im September 2009 sein Amt antrat, verwirrte er die Öffentlichkeit mit der Bemerkung, er sei für mehr Radverkehr und nicht für Autobahnen. Damals war die Nuthestraße nebst Humboldtbrücke erst zur Hälfte fertig, die für das Gesamtprojekt veranschlagten 35 Millionen Euro ausgegeben. Für den Rest fehlten über 22 Millionen Euro. Daher ruhte der Bau über zwei Jahre. Den Löwenanteil für die jetzt vorgesehenen 22,1 Millionen Euro zahlt das Land. Doch auch die Stadt musste in einem zähen Verfahren über acht Millionen Euro im Nachtragshaushalt locker machen. Kritiker merkten an, dass dadurch die Finanzen für den Straßenbau bis 2016 blockiert seien. „Es wird auf Verschleiß gefahren“, hatte Straßen- und Brückenexperte Praetzel noch vor Monaten geklagt. Auf der Bürgerversammlung am Freitag schränkte er ein: „Sehen Sie sich Potsdams Straßen an; so schlecht sind wir im Vergleich mit anderen Städten gar nicht.“
Günter Schenke
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