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Sport: Humpelnde Heldin

Romy Richter verletzte sich in Potsdams Volleyball-Zweitliga-Heimspiel gegen Emlichheim, biss sich aber durch und siegte mit dem SC deutlich mit 3:0

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Die Heldin des Samstagnachmittags in der Potsdamer Sporthalle Heinrich- Mann-Allee ist 21 Jahre jung, 1,78 Meter groß und heißt Romy Richter. Im Volleyball-Zweitliga-Heimspiel des SC Potsdam gegen den SCU Emlichheim zog sie sich im zweiten Satz einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zu – trotzdem spielte die Studentin weiter. Als einzige Zuspielerin im Tages-Aufgebot der Gastgeber war sie sich ihrer Wichtigkeit auf dem Feld bewusst und hielt durch, obwohl sie fortan nur noch humpelnd und sichtlich mit Schmerzen kämpfend agieren konnte. „Ich wollte sie sofort auswechseln, aber sie signalisierte, weitermachen zu wollen. Respekt, dass sie sich für die Mannschaft geopfert hat“, applaudierte Potsdams Trainer Volker Knedel, nachdem seine Mannschaft die Gäste souverän mit 3:0 (25:15, 25:19, 25:20) besiegt hatte. „Sonst hätte ich Mittelblockerin Julia Plaschke zuspielen lassen müssen. Dann aber wäre unser Spiel viel ausrechenbarer gewesen.“

Romy Richter schilderte später ihr Missgeschick so: „Bei einem Zuspiel habe ich bei einer Kniebeuge einen stechenden Schmerz gespürt. Aber ich habe gleich gedacht: Du musst weiterspielen.“ Schließlich war die gerade von einer Knie- und einer Daumenverletzung Genesene am Samstag einzige Zuspielerin des SC. Susanne Langer fällt wegen ihres langwierigen Handwurzelknochenbruchs noch mindestens bis Jahresende aus, Lisa Riedel meldete sich vor der Partie mit Fieber krank. „Ich wusste also, was auf dem Spiel stand, und habe mich für die Mannschaft durchgebissen“, meinte Richter. „Und die Mannschaft hat mir geholfen, wo sie konnte. Um so schöner ist, es, dass uns in drei Sätzen ein schneller Sieg gelang. So hat das heute trotz meiner Verletzung viel Spaß gemacht.“

Dieser Teamgeist war es, der dem letztjährigen Meister der 2. Bundesliga Nord vorgestern half, nach zuletzt zwei knappen 2:3-Niederlagen gegen die beiden Aufsteiger Iserlohn und Hamburg II wieder in die Erfolgsspur zu kommen. „Ich habe die Frauen heute ihre Mannschaftssitzung vorm Spiel mal allein machen lassen. Sie sollten allein Verantwortung übernehmen – und das hat geklappt“, freute sich Knedel nach dem Befreiungsschlag. „Mit der Art, wie wir das Spiel gestalteten, kann ich zufrieden sein. Hätten wir heute nicht gewonnen, hätten wir in den nächsten Wochen trainieren können, wie wir wollen – das hätte im Kopf fest gesessen."

Dass der Sieg gegen den vorjährigen Vizemeister so klar ausfiel, war nicht vorhersehbar gewesen. „Wir haben uns heute unter unserem Niveau verkauft“, klagte Emlichheims Trainerin Danuta Brinkmann, deren Team sich zu viele Fehler leistete, während Anika Zülow strahlte. „Mir ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen. Endlich haben wir wieder gewonnen – und das gegen eine Mannschaft, die in den letzten Jahren immer zu den Mitfavoriten der Staffel gehörte“, sagte die 19-Jährige, die nach 65 Spielminuten mit einem Schmetterball den Matchpunkt holte. „Das ist besonders schön: Du spürst schon in der Luft das Kribbeln, wenn du die Lücke siehst und weißt: Das ist es jetzt.“

Bis zum nächsten Zweitligaspiel bei Spitzenreiter Alemannia Aachen hat der SC Potsdam nun zwei Wochen Zeit. „Das wird unser leichtestes Spiel. Wir haben dort als Außenseiter nichts zu verlieren und wollen Aachen so lange wie möglich ärgern“, meint Knedel, der hofft, dann zumindest Zuspielerin Lisa Riedel wieder zur Stelle zu haben. Romy Richter muss ihren Muskelfaserriss möglicherweise längerfristig auskurieren.

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