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Landeshauptstadt: Hundertwasser-Style bei Coubertin

Oberschule mit Berufsorientierung bekommt Geld für Küchenausbau und träumt vom Umbau des Hauses

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Am Stern - Juri Gagarin ist abgeflogen. Das Bild des Astronauten, das einst die Ecke der zweiten Etage in der heutigen Coubertin-Schule schmückte, ist weg. Nichts mehr erinnert in der einstigen Polytechnischen Oberschule an den ersten Mann im Weltall. Inzwischen prägen neue „Leitbilder“ die Schüler – sie heißen Eminem, Anastasia, Lukas Podolski oder Oliver Pocher. Der Berufswunsch Astronaut ist so alt wie Fenster und Fassade der Schule. Heute versuchen die Lehrer der Oberschule den Geist des Pädagogen und Initiators der Olympischen Spiele in der Neuzeit, Pierre de Coubertin, zu transportieren.

Doch zu den Schülern der Coubertin-Oberschule passt wohl am besten Friedensreich Hundertwasser – ein Mann, dessen Leben nie gerade verlief, der aber ein geordnetes Chaos kreierte. Bei den Schülern der neuen siebten Klassen sei erstmals seit Jahren keiner dabei, der die Empfehlung für eine weiterführende Schule mit Gymnasialzweig habe, sagte Schulleiterin Christiane Ohlert gestern beim Schulhoffest zu Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs. Wer innen lernt, spiegelt seit gestern am und im Schulgebäude wieder – mit den Schülern, deren Weg weniger geradlinig verläuft, wurde gestern das Hundertwasser-Fassadenprojekt offiziell übergeben.

Ihre Schüler seien besonders auf den „dualen Zweig der Oberschule mit Allgemeinbildung und beruflicher Ausbildung“ angewiesen, so Schulleiterin Ohlert. Die Schüler lernten berufsorientiert, seit drei Jahren gibt es das Fach „Praxis lernen“. Darin gehen Schüler einmal wöchentlich in Betriebe und schnuppern ins Berufsleben rein. Die Ergebnisse sind auch sichtbar, unter anderem im gemauerten Ofen auf dem Schulhof, der mit einem Spitzdach vor schlechtem Wetter geschützt wurde. Schüler haben beides errichtet – gemeinsam mit Auszubildenden aus den Handwerksunternehmen, die die Schule unterstützen.

Eine lang ersehnte Förderung hat die Schule gestern erhalten. Nachdem der Ausbau und die Gestaltung bisweilen ohne öffentliche Mittel realisiert worden ist, übergab Jann Jakobs einen Bescheid über 15 800 Euro. Die Gelder sollen in den Ausbau der Schulküche fließen, in der die Schüler selbst kochen.

Selbst ist der Schüler heißt es in der Gagarinstraße ohnehin. Hinweisschilder an Türen sind aus bemalten oder bunten Fliesen. Sitzgruppen und Liegeflächen sind im Stile Hundertwassers gestaltet. Ein paar Steine gemauert, geschliffen und danach bunt gefliest – dazu neue Farbe in den Fluren und Folien an den Fenstern.

Inzwischen gilt die Coubertin-Schule in der städtischen Schulentwicklungsplanung als gesichert, das besondere Profil und neue Werbemaßnahmen an Grundschulen haben beim Anwahlverfahren der künftigen Siebtklässler gefruchtet. Und auch auf die Volleyballer der Schule ist Schulleiterin Ohlert stolz. Insgesamt dreimal haben diese das Land Brandenburg beim Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ vertreten. Blickt Ohlert in die Zukunft, sieht sie neue Bauprojekte an der Schule. Seit 15 Jahren hat sich die Einrichtung der Ganztagsbetreuung verschrieben, nun rechnen Ingenieure die Kosten für einen Umbau durch: Eine Aula und ein großer Theaterraum sollen entstehen. Auch wenn hier heute keiner mehr von Gagarin spricht – die hoch fliegenden Träume sind geblieben.

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