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Landeshauptstadt: Hüneke contra Klipp

Kontroverse um „Langen Stall“ Bauausschuss stimmt für massive Wohnanlage

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Innenstadt – Ein heftiges Wortgefecht um die Bebauung auf dem Areal des „Langen Stalls“ lieferten sich die beiden Grünen-Parteifreunde Saskia Hüneke und Baubeigeordneter Matthias Klipp am Dienstag im Bauausschuss. Grünen-Fraktionschefin Hüneke stellte den Antrag, den Bebauungsplan für das Gebiet hinter der Garnisonkirche „zügig“ abzuschließen. Mit der Nummer Eins sei es das älteste Vorhaben nach der Wende, das die Verwaltung bis heute „hingezogen“ habe.

Statt den Bebauungsplan aufzustellen, hatte Klipp mit Rückendeckung der Stadtverordneten-Mehrheit einen „städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb“ ausgelobt. Im zweiten Stock der Stadtverwaltung in der Hegelallee sind alle Ergebnisse ausgestellt. Wie berichtet hatte die Jury der „Stephan Höhne Gesellschaft für Architekten GmbH“ den ersten Preis zuerkannt. Der Entwurf sieht auf dem „Stall-Grundstück“, auf dem eigentlich eine Exerzierhalle stand, einen vierstöckigen 160 Meter langen Wohn-Bauköper und in Richtung der alten Feuerwache ein Häuserblock-Karree vor.

„Diese Entwürfe sind in keinster Weise akzeptabel, sie sind eine Bausünde“, sagte Mitteschön-Aktivistin Barbara Kuster. Sie forderte namens der Bürgerinitiative: „Da muss etwas hin, was sich einfügt in die unmittelbare Nachbarschaft der Garnisonkirche.“

Die Zustimmung zum Hüneke-Antrag würde zur Folge haben, dass die Ergebnisse des Wettbewerbs auf Eis gelegt und in einer Abwägung sogar durchfallen könnten, sagte hingegen Klipp. Über diese Aussicht regte sich der Dezernent sichtlich auf: „Wenn etwas bei einem Wettbewerb rauskommt, stellen wir es infrage, das ist keine Wettbewerbskultur.“ In bestimmendem Tonfall fügte er hinzu: „Ich darf versichern, dass wir das Wettbewerbsergebnis umsetzen werden.“ Für einen Teil des Grundstücks gebe es bereits Bau-Vorbescheide, teilte die Verwaltung mit. Der Eigentümer könnte auch ohne B-Plan anfangen. Stadtplanungs- chef Andreas Goetzmann: „Dann wäre eine zusammenhängende Lösung für das Areal Langer Stall nicht mehr möglich.“ Laut Klipp gebe es keine anderen baulichen Möglichkeiten. Die Stadt erhoffe sich Erlöse, mit denen sie Vorhaben wie den Abriss des Rechenzentrums und die Wiederherstellung der Plantage finanzieren könne.

Hüneke beklagte, dass die Stadtverordneten mit diesem Vorgehen zum wiederholten Male vor vollendete Tatsachen gestellt würden. Vor der Abstimmung im Bauausschuss zeigte sie auf die Projektion des Höhne-Entwurfs mit dem „wahrscheinlich längsten Wohnbaukörper Deutschlands“ und fragt sichtlich verzweifelt: „Wollen Sie das wirklich?“ Doch die Mehrheit der Ausschussmitglieder folgt der Sichtweise des Baubeigeordneten. Hünekes Vorstoß lehnten sie mit großer Mehrheit ab. Ihr Widerstand gegen den vorgesehenen Riesen-Wohnblock scheint damit nicht beendet zu sein. Hüneke erläuterte den PNN, dass Sanierungsträger, Verwaltung und Investoren weniger an der Anlehnung an die historische Bebauung als an der höchstmöglichen Nutzfläche interessiert seien. Unter den nicht prämierten Entwürfen seien einige, die insbesondere durch die Dachgestaltung den Anspruch an die Potsdamer Baukultur besser erfüllen. G. Schenke

G. Schenke

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