
© Andreas Klaer
Sport: Hungrig am Beckenrand
Deutschlands erfolgreichster Schwimmtrainer hatte nach den Olympischen Spielen von London seinen Rücktritt erklärt. Jetzt will Norbert Warnatzsch wieder Erfolg haben – mit Potsdamer Top-Athleten
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Norbert Warnatzsch sitzt am Beckenrand – in jeder Hand eine Stoppuhr – und ruft in regelmäßigen Abständen Zeiten ins Wasser. „Ich gebe Kommando“, signalisiert er den jungen Schwimmern. Fünf Sekunden später ruft er: „Ready - go!“
Der erfolgreichste deutsche Schwimmtrainer steht wieder auf der Kommandobrücke. 15 Monate nach den Olympischen Spielen und seinem erklärten Rücktritt als Trainer arbeitet Warnatzsch wieder am Beckenrand. Am Potsdamer Olympiastützpunkt wird der 66 Jahre alte Erfolgscoach gemeinsam mit Cheftrainer Jörg Hoffmann die Top-Athleten des Potsdamer SV trainieren.
Warnatzsch Verpflichtung ist ein Signal: Potsdam hat sich in den vergangenen Jahren einen national beachteten Ruf im Schwimmsport erarbeitet - mit internationalen Zwischentönen vor allem durch Yannick Lebherz, Christian Diener oder Felix Wolff. Zuletzt unterstrich Carl Louis Schwarz als Zweiter bei den Juniorenweltmeisterschaften die gute Nachwuchsarbeit. Doch soll Potsdam künftig zum internationalen Vokabular für erfolgreichen Schwimmsport gehören. Ex-Weltmeister Hoffmann fordert seine Schützlinge mehr und mehr bei Wettkämpfen in den USA, um sich mit der Weltspitze zu messen. Als Unterstützung hat er nun dafür einen Weltklasse-Trainer an der Seite.
Warnatzsch weiß, wie Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften oder Olympischen Spielen geschmiedet werden. Als ehemaliger DDR-Nationaltrainer und Coach beim SC Dynamo Berlin gewannen seine Athleten 18 internationale Plaketten. 1980 führte er Jörg Woithe in Moskau über 100 Meter Freistil zum Olympiasieg, seine erfolgreichsten Athleten wie Franziska van Almsick oder Britta Steffen gehören zum Who is who des Schwimmsports.
Sein Rücktritt nach London wurde lediglich eine Auszeit. „Ich bin nach wie vor ambitioniert und hungrig auf Erfolg“, sagte Warnatzsch gestern im Gespräch mit den PNN. Er habe verschiedene Möglichkeiten sondiert und sich schließlich für Potsdam entschieden. „Ich weiß um die guten Trainingsbedingungen hier und um das Potenzial der Sportler“, begründet er seinen Entschluss. Er sehe hier sehr gute Möglichkeiten, um noch einmal erfolgreich zu sein. Warnatzsch: „Ich strebe nach Erfolg!“ Neben seinem Ehrgeiz wolle er sein fundiertes Wissen einbringen, „damit es nicht verloren geht“.
Dazu gehören auch die Erfahrungen, die Warnatzsch in seiner 37-jährigen Trainerkarriere im Umgang mit Athleten gemacht hat. „Ich war immer bereit, von meinen Athleten zu lernen und bin es auch jetzt wieder“, sagt der 66-Jährige. Er bezeichnet es als Glück, sich auch mit den Sorgen und Problemen junger Sportler beschäftigen zu müssen: „Dadurch bin ich nicht alt geworden“, sagt er. Er pflege zu seinen Schützlingen ein kameradschaftliches, aber auch kritisches Verhältnis. „Ich bin der Boss, aber die Athleten sollen und müssen mitdenken und mitreden“, sagt er.
Die Voraussetzungen, die es heute braucht, um als Sportler in die Weltspitze zu gelangen, definiert Warnatzsch aus seinem Erfahrungsschatz sowie den Anforderungen der Gegenwart. Die Sportler brauchen Talent und Willen. Dem trainingsmethodischem Aufbau von der Jugend zur Spitze müsse die Absicherung folgen, „sodass die Athleten ohne Sorge und Verlust trainieren können“, sagt Warnatzsch. Und es brauche die Zusammenarbeit von Spezialisten bei der Betreuung der Sportler. Warnatzsch habe in den vergangenen Jahren immer mit einem Netzwerk aus Ärzten,, Physiotherapeuten, Psychologen und anderen Trainern agiert, um seine Sportler zu Erfolg zu führen. Wenn man diese Expertise auch in Potsdam zusammenführt und lenkt, könnte auch sein Engagement an der Havel zu einer Erfolgsgeschichte werden.
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