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Sport: „Ich arbeite in der nächsten Saison hier weiter“

Babelsbergs Regionalliga-Trainer Dietmar Demuth über seine neuen Spieler, seine neue Taktik und die Partie beim VfL Wolfsburg II

Stand:

Herr Demuth, am Freitag startet der SV Babelsberg 03 mit dem Spiel beim Tabellen-Schlusslicht VfL Wolfsburg II in die restliche Regionalliga-Rückrunde. Spüren Sie schon ein gewisses Kribbeln?

Man freut sich schon, dass es endlich wieder los geht. Nach dem vielen Training und den Vorbereitungsspielen will man jetzt sehen, ob das alles etwas gebracht hat.

Ist Ihre Mannschaft gut auf die weitere Meisterschaft vorbereitet?

Aus meiner Sicht ja. Die Truppe hat in den vergangenen fünf Wochen viel und gut gearbeitet. Was die Spieler absolvierten, war nicht wenig, aber sie werden merken, dass ihnen das zugute kommt. Man überlegt zwar bis zuletzt immer wieder, ob alles optimal war. Aber die Mannschaft ist körperlich so hergestellt, dass sie 90 Minuten marschieren kann. Die Feinabstimmung muss nun in den Spielen kommen.

Wurde Nulldrei durch den Personalwechsel in der Winterpause stärker?

Das werden jetzt die Punktspiele zeigen. Aber ich gehe davon aus, dass alle drei Neuverpflichtungen Verstärkungen sind und uns weiterhelfen können.

Was ist mit Abwehrspieler Martin Neubert, der gleich nach Trainingsbeginn wieder verletzungsbedingt ausfiel und bei dem eine Vorwölbung der Bandscheibe diagnostiziert wurde?

Er ist noch immer nicht hergestellt, sondern weiter im Aufbautraining. Unter Wettkampfbelastung macht sein Rücken immer noch nicht mit, so dass wir erst einmal nicht mit ihm planen. Er und wir sind aber froh, jetzt den medizinischen Befund zu haben, woran er leidet.

In der bisherigen Saison bot der SVB mit 33 Gegentoren die zweitschlechteste Bilanz der gesamten Regionalliga-Staffel Nord auf. Können Almedin Civa und Nadir Benchenaa die Löcher in der Defensive stopfen?

Die vielen Gegentore haben nichts mit dem Defensiv-Personal zu tun, sondern resultieren aus Fehlern im Defensivspiel der gesamten Mannschaft. Schon die letzten Punktspiele hatten gezeigt, dass wir hinten besser standen.

Abwehrspieler Nadir Benchenaa ist ganz neu in Babelsberg und spricht noch kaum Deutsch – kann der Schwede am Freitag schon helfen?

Ich gehe davon aus, muss aber nochmal eine Nacht darüber schlafen. Er hat das gewisse Auge und die fußballerischen Fähigkeiten und man merkt, dass er nicht zum ersten Mal in einer Viererkette spielt.

Stichwort Viererkette: Behalten Sie Babelsbergs bisher bevorzugtes Spielsystem 4-4-2 bei?

Eher nicht, ich tendiere mehr zu einem kompakten Mittelfeld. Es bekommt der Mannschaft mehr, wenn sie mit zwei Sechsern spielt, also im System 4-2-3-1.

Im Mittelfeld hing bisher fast alles von den Regie-Qualitäten von Patrick Moritz ab. Wird das weiter so bleiben?

Patrick Moritz hat seine Fähigkeiten und war in der Vergangenheit das Herzstück der Mannschaft. Aber wenn man als Gegner Babelsberg beobachtete und daraufhin Moritz neutralisierte, lahmte es nach vorn. Das aber darf nicht sein, dann müssen andere Spieler Kreativität und Offensivgeist an den Tag legen. Manuel Stiefel und Julian Prochnow haben hier in der Vorbereitung große Fortschritte gemacht, aber auch Tom Mauersberger und Sven Hartwig können das.

Im Nulldrei-Angriff wird der zu Union Berlin abgewanderte Shergo Biran als neunfacher Saison-Torschütze schwer zu ersetzen sein. Knabbern Sie immer noch an seinem Weggang?

Das ist Geschichte, wir müssen jetzt nach vorn schauen.

Wir haben drei Stürmer, die alle noch nicht so viele Tore erzielten, um als Ersatz für Biran zu gelten. Sie sind aber auch andere Spielertypen.

Welcher Typ ist denn Neuzugang Christian Dreier? Hätte der Deutsch-Schwede das Zeug, in Birans Fußstapfen zu treten?

Dreier spielt sehr mannschaftsdienlich. Er ist körperlich sehr robust, schont sich nicht und geht weite Wege. Daher benötigt er viel Kraft, um sich vor dem Tor noch konzentrieren und den Ball über die Linie bringen zu können. Mitunter muss er sich deshalb mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Wir haben aber lieber einen Spieler, der sich zurücknehmen muss, als jemanden, den man antreiben muss.

Ist es eigentlich ein Vorteil, jetzt gegen den Tabellenletzten wieder in die Saison zu starten?

Das kann ich Ihnen nach dem Spiel sagen. Vor diesem ersten Spiel weiß eigentlich niemand so richtig, wo er wirklich steht. Daher ist es fast egal, gegen wen man zum Auftakt antritt, zumal in unserer Staffel fast alle Mannschaften auf gleicher Augenhöhe sind. Die bisherige Saison hat ja gezeigt, dass fast jeder jeden schlagen kann.

Nach Wolfsburg warten mit Braunschweig, Erfurt, Union Berlin, Essen und Wuppertal Hammerspiele auf Nulldrei

Für diese Spiele muss ich meine Mannschaft nicht extra motivieren, da wird sie vor sicher großer Kulisse alles geben. So weit sind wir aber noch nicht. Erst einmal müssen wir in Wolfsburg bestehen und von dort drei Punkte mitnehmen.

Wäre bei derzeit zehn Punkten Rückstand auf den ersehnten Tabellenplatz zehn mit einer Niederlage in Wolfsburg schon alle Hoffnung auf die neue dritte Liga dahin?

Nein, denn danach stehen noch 15 weitere Spiele auf dem Programm, in denen 45 Punkte zu vergeben sind. Und so lange rechnerisch etwas möglich ist, werden wir nicht aufgeben.

Aber nach der Partie gegen Wuppertal wird feststehen, ob der SVB nur noch für die Regionalliga planen kann, oder?

Man kann davon ausgehen, dass sich dann zeigt, wohin der Weg geht.

Würde Dietmar Demuth die Nulldreier auch in der Regionalliga trainieren?

Ja, ich bin mit dem Verein schon einig, dass ich hier in der nächsten Saison weiter arbeiten werde. Unabhängig davon, ob wir dann in der dritten oder vierten Liga spielen.

Spielt es für den SVB eine Rolle, dass der VfL II im Winter mit dem Bulgaren Petar Houbtchev einen neuen Trainer erhielt?

Seine Mannschaft wird dadurch sicher neu motiviert sein und neue Impulse erhalten haben. Das sollte uns aber egal sein.

Beim knappen Babelsberger 3:2-Heimsieg im Hinspiel gegen Wolfsburg II waren Sie und Ihr Co-Trainer Jens Härtel noch nicht im Amt. Haben Sie die Wolfsburger Bundesliga-Reserve beobachtet?

Wir haben sie bei ihren letzten Vorbereitungsspielen beobachten lassen.

Welche Eindrücke wurden übermittelt?

Der VfL II ist eine typische zweite Mannschaft der Profis. Das sind alles sehr gut ausgebildete, laufstarke und technisch gute junge Spieler. Allerdings offenbaren sie die für viele Reservemannschaften typischen Defizite.

Ein Babelsberger Sieg ist also möglich.

Natürlich, aber es wird eine sehr schwere Sache. Man sollte sich nicht vom Wolfsburger Tabellenplatz täuschen lassen. Das wird alles andere als eine Pflichtaufgabe.

Der VfL Wolfsburg II hat mit 44 Treffern noch mehr Gegentore kassiert als Ihre Mannschaft.

Sicher, aber der neue Trainer hat nach unseren Beobachtungen auch in der Abwehr den Hebel angesetzt.

Sie selbst haben vor Ihrer Erfolgszeit beim FC St. Pauli Mitte der 90er Jahre als Co-Trainer in Wolfsburg gearbeitet und haben lange im benachbarten Braunschweig gelebt. Ist das Gastspiel beim VfL II deshalb etwas Besonderes für Sie?

Nein, damit habe ich abgeschlossen. Ich bin mittlerweile durch ganz Deutschland gekommen, habe jetzt einen neuen Arbeitgeber und konzentriere mich ganz darauf.

Können Sie am Freitag auf alle Ihre Spieler zurück greifen?

Mit dem Stand vom heutigen Dienstag können wir aus dem Vollen schöpfen. Bis auf Neubert ist niemand verletzt.

Was ist mit Pascal Fofi, der im Winter von Germania Schöneiche kam, zuletzt aber ständig fehlte?

Mit ihm ist jetzt alles klar. Er hat ab heute seine Freigabe und kann ebenfalls spielen.

Babelsbergs letztes Testspiel am vergangenen Samstag in Plauen war die Generalprobe für den Regionalliga-Wiederanpfiff. Beim 1:0-Sieg spielten Sie mit Roggentin, Benchenaa, Laars, Jonelat, Rudolph, Lukac, Civa, Moritz, Mauersberger, Ahmetcik und Dreier. Ist diese Besetzung auch die erste Wahl für Wolfsburg?

Ich werde für Freitag alle Vorbereitungsspiele ins Kalkül ziehen, werde also auch die guten Eindrücke im Trainingslager in meine Entscheidung einfließen lassen. Das hatte ich der Mannschaft vor dem Spiel in Plauen auch signalisiert.

Kann man trotzdem davon ausgehen, dass zum Auftakt Sven Roggentin im Tor steht und Ihre Nummer eins zwischen den Pfosten wird?

Das kann passieren. Wir hatten zum Ende der Hinrunde erklärt, dass Carsten Busch bis zur Winterpause die Nummer eins im Tor bleibt und danach die Karten neu gemischt werden. Daran halten wir uns auch.

Wie hoch wird Nulldrei in Wolfsburg gewinnen?

Das ist egal. Hauptsache, wir schießen ein Tor mehr als der Gegner – auf der richtigen Seite natürlich. Mit unserer Vorgabe, die zehn Punkte Rückstand noch aufholen zu wollen, haben wir uns selbst in die Pflicht genommen, in jedem Spiel auf Sieg zu spielen. Deshalb will ich nun eine Babelsberger Mannschaft sehen, die diese Mentalität an den Tag legt und den Willen hat, nach vorn zu spielen, ohne die Defensive zu vernachlässigen.

Das Interview führte Michael Meyer.

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