LEUTE in Potsdam: „Ich bin auch deutsch und doch anders“
Miriam Camara ist Gründungsmitglied des Vereins „Black Flowers“
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Die Wohnungstür öffnet sich. Miriam Camara lacht und lädt in ihre Wohnung. Noch sei es etwas chaotisch, entschuldigt sie sich. Vor vier Wochen ist sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in ihre neue Schöneberger Wohnung eingezogen. Gerade könne sie nicht viel helfen, da sie in wenigen Tagen ihr zweites Kind erwarte.
Die gebürtige Berlinerin hat vor einem Jahr den Potsdamer Verein „Black Flowers“ mitgegründet. Die „schwarzen Blumen“ haben fast alle einen Migrationshintergrund. Die 18 Vereinsmitglieder stammen aus Afrika, Südamerika und Deutschland. Sie tragen guineisch, kubanische oder auch surinamische Wurzeln in sich. Manche sind in Deutschland geboren. Andere leben hier seit vielen Jahren und haben ihren Lebensmittelpunkt gefunden. Ganz unterschiedlich gestalte sich der Alltag der Frauen. „Mein Bruder und ich waren immer integriert“, erzählt Miriam Camara. Dennoch sei es nicht immer leicht gewesen. So kam es vor, dass in Konfliktsituationen Beleidigungen bezüglich ihrer Herkunft fielen. „Meine Mutter ist weiß, Deutsche mit spanischem Hintergrund. Mein Vater ist schwarz und kommt aus Guinea." Ihre Mutter habe Probleme nicht sehen wollen. Ihr Vater verstand seine Kinder, habe die Probleme aber nicht mit seiner Frau thematisiert. „Ich bin auch deutsch und doch anders.“
Ebenso sei es, wenn sie in die väterliche Heimat nach Guinea reist. Sie spricht fließend die Amtssprache Französisch, doch an den Dialekten scheitere sie. Diese äußeren Definitionen von Zugehörigkeit und Bewertung seien ihr nicht mehr wichtig, sagt die 1976 Geborene selbstbewusst. „Ich habe herausgefunden, wer ich bin und was ich kann.“ Ihren Kindern möchte sie das mit auf den Lebensweg geben.
Mit der Vereinsarbeit lebe sie einen Teil ihrer Träume. Hier könne sie sich gesellschaftlich einbringen. So ist ein Café geplant oder auch Workshops. Noch suchen die Frauen geeignete Räumlichkeiten. Gern würde der Verein seine Begegnungsstätte in Potsdam-West eröffnen. Auch wolle man helfen, Frauen in Arbeit zu bringen, sagt die IT-Beraterin. Die Arbeit der „Black Flowers“ ist auf Potsdam konzentriert. Vielleicht werde sie eines Tages auch nach Berlin und ins Umland ausgeweitet.
Früher habe sie gern getanzt zu Salsa oder auch Soul. Viele Jahre sang sie im Gospelchor und nahm Gesangsunterricht. „Nun singe ich nur noch zu Hause“, erklärt sie lachend. Manchmal träume sie von einer Villa am Strand. Aber wirklich wichtig seien ihr ihre Familie und ihre Freunde. Dazu möchte sie ihrem Leben einen Sinn geben. „Für mich heißt das, auch für andere Menschen dazu sein“, sagt sie. „Und das kann ich mit der Arbeit in dem Verein, die mir viel Spaß macht.“ U. S.
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