Aus dem GERICHTSSAAL: „Ich bin doch der Tatort-Kommissar!“
Jörg Schüttauf mit 2,22 Promille auf dem Fahrrad ertappt / 3000 Euro Geldstrafe
Stand:
Der Angeklagte möchte sich vor Gericht weder zu seiner Person noch zur Sache äußern. Bei einer Verkehrskontrolle in der Nacht des 27. Mai 2005 war er nicht so zurückhaltend. „Er weigerte sich, uns seine Personalien zu nennen und meinte, ich müsse ihn kennen. Er sei doch der Tatort-Kommissar“, erzählte der Polizeibeamte René S. (32) im Zeugenstand. „Als er mir in der Friedrich-Engels- Straße so schwankend entgegen radelte, kam er mir zwar bekannt vor. Mein Kollege sagte dann, das ist doch der Jörg Schüttauf.“ Die Ordnungshüter entschlossen sich, den offensichtlich stark Angetrunkenen anzuhalten, um ihn pusten zu lassen. Das passte dem Schauspieler gar nicht. „Er behauptete, er sei überhaupt nicht gefahren und lehnte den Alkoholtest ab. Dann schaute er mir mit starrem Blick in die Augen und sagte: Du bist so Scheiße. Das hat er sogar noch mal wiederholt“, berichtete der Zeuge, der daraufhin Anzeige gegen Schüttauf erstattete. Die Staatsanwaltschaft erließ einen Strafbefehl über 3000 Euro wegen vorsätzlicher Trunkenheit im Verkehr sowie Beleidigung gegen den Mimen. Der legte Einspruch ein. Gestern kam es zur mündlichen Hauptverhandlung.
„Es ist mir wirklich peinlich, dass ich mich so habe gehen lassen. Tut mir leid“, entschuldigte sich Jörg Schüttauf (43). „Halten Sie Ihren Strafantrag aufrecht?“, fragte die Staatsanwältin daraufhin den Polizeizeugen. Der nickte, berichtete dann vom weiteren Fortgang der Dinge. So sei es erst der Besatzung eines zweiten zur Unterstützung gerufenen Streifenwagens gelungen, den Aufgebrachten zur Wache zu fahren, wo er sich etwas beruhigte. Als der Arzt mit der Spritze zur Blutentnahme erschien, wollte er doch lieber pusten und schaffte gut zwei Promille. Nun kam er um eine Blutprobe nicht mehr herum. Schließlich liegt die Grenze der absoluten Fahruntüchtigkeit für Radfahrer bei einer Promillezahl von 1,60. Schüttauf hatte 2,22.
„Es hat bestimmt 20 Minuten gedauert, bis wir den Herrn auf der Wache hatten“, erinnerte sich der Polizeibeamte Rainer S. (35). Auch ihm gegenüber habe der Alkoholisierte beteuert, sein Rad geschoben zu haben. „Aber seine Hand war blutig. Dem Arzt hat er allerdings erzählt, er sei mit dem Fahrrad hingefallen.“
Amtsrichterin Kerstin Devriel hakte nach: „Hatten Sie den Eindruck, dass der Angeklagte noch verstanden hat, was Sie von ihm wollten?“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Für meine Begriffe war der so besoffen, dass er nicht mehr wusste, was er tut.“
Die Vorsitzende erteilte Jörg Schüttauf den guten Rat, seinen Einspruch gegen den Strafbefehl zurückzunehmen. Bei einer Verurteilung könne es auch teurer werden, gab sie zu bedenken. Nach langer Beratung mit seinem Verteidiger auf dem Gerichtsflur stimmte der Schauspieler zu. Hoga
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