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Schlecht gesicherte Kellertüren, Terrassen und versteckte Fenster locken Einbrecher an. Die Polizei berät kostenlos zum Thema Haussicherheit. Ob es nach der Polizeireform dabei bleibt, ist fraglich.

© Thilo Rückeis

Potsdamer Einbrecher vor Gericht: „Ich bin ein Einbrecher“

Er verunsicherte Potsdams Innenstadt und tischte dem Gericht eine Mär vom dritten Mann auf: Für mehr als zwei Jahre muss ein Serieneinbrecher nun ins Gefängnis. Die Anklage glaubt, dass er noch mehr tat.

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Die Vorgehensweise war stets dieselbe. Eingangstüren wurden aufgehebelt, das Innere von Arztpraxen, Geschäftsräumen oder Privatwohnungen nach Wertgegenständen, Bargeld oder Kreditkarten durchwühlt. Zwischen Februar 2011 und Oktober 2012 versetzte ein Serieneinbrecher Bewohner und Händler in Potsdams Innenstadt und in Babelsberg in höchste Alarmbereitschaft. In der Nacht des 9. November 2012 stellten Polizeibeamte in der Nähe der Hebbelstraße einen Verdächtigen. Er trug Arbeitshandschuhe, hatte zwei für Einbrüche präparierte Schraubendreher, eine Taschenlampe und ein Handy bei sich, das aus einem der vorhergehenden Einbrüche stammte. Am Mittwoch nun wurde der 32 Jahre alte Paul M. zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Der Haftbefehl bleibt wegen Wiederholungsgefahr in Kraft. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft hatte gar drei Jahre Freiheitsentzug gefordert.

Bei einer Wohnungsdurchsuchung direkt nach der Festnahme Am Alten Markt hatten die Beamten noch einen Teil des Diebesgutes gefunden – aber vieles war offenbar schon verkauft worden.

Wegen besonders schweren Diebstahls in zwölf Fällen und Wohnungseinbruchs stand M. nun vor dem Schöffengericht. Der Hartz-IV-Empfänger, der seit Ende Januar in Untersuchungshaft sitzt, bestritt die Taten, tischte dem Gericht eine Geschichte auf, die das Gericht als Mär ansah: Er habe seine Wohnung einem Bekannten zur Verfügung gestellt. Dessen Namen könne er nicht nennen, da es sonst „ordentlich Ärger gäbe“. Bei gelegentlichen Besuchen in seiner Bleibe – ansonsten habe er sich bei seiner Freundin in der Holzmarktstraße aufgehalten – seien ihm die dort lagernden Sachen „nicht ganz koscher“ vorgekommen. Mit der Diebstahlsserie habe er nichts zu tun. Der Staatsanwalt war sich hingegen sicher, der Angeklagte habe noch weitaus mehr Einbrüche begangen, als ihm nachgewiesen werden konnten. „Wir haben heute nur den Extrakt dessen verhandelt, was mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Verurteilung führen konnte“, sagte er.

Gleich zweimal soll der mehrfach wegen Diebstahls Vorbestrafte M. nach Überzeugung des Gerichts in eine Orthopädiepraxis des Oberlinhauses eingedrungen sein, dort mehr als 1000 Euro und Briefmarken für 150 Euro entwendet haben. Aus einer Anwaltskanzlei in der Gregor-Mendel-Straße soll er ein Notebook, ein iPod-Shuffle, zwei Fahrzeugschlüssel und 60 Euro gestohlen haben, im Kulturcafe in der Benkertstraße 300 Euro, eine Digitalkamera, drei Schlüssel und zehn Packungen Kaffee, aus einem Keller in Alt Nowawes ein teures Mountainbike. Besonders dreist – so der Vertreter der Anklage – verhielt sich Paul M. am 29. Oktober 2012 nach dem Einbruch in eine Modeboutique in der Mittelstraße. Die Personenbeschreibung, die die Boutiquebetreiberin hinterher der Polizei abgab, entsprach exakt dem Äußeren des Angeklagten. In der Boutique fehlten ein Notebook und eine unbekannte Menge Bargeld. Von der Inhaberin auf frischer Tat ertappt, soll der ehemalige Sportschüler nach deren Aussage „ganz cool“ erklärt haben, er sei ein Einbrecher, sodann sei er gemächlichen Schrittes davongeschlendert.

Gabriele Hohenstein

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