Sport: „Ich bin gedanklich schon viel weiter“
Bob Hanning und die Füchse Berlin am Freitag in Potsdam / Möglichkeiten der Kooperation werden demnächst ausgelotet
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Den Blick zurück auf vergangene Stationen seines Wirkens gestattet sich Bob Hanning dieser Tage nur selten. Der 38-Jährige, als Handball-Fachmann bundesweit geschätzt, arbeitet seit dem Sommer 2005 mit Hingabe an der Verwirklichung einer Vision. Und er ist dabei, beurteilt man den derzeitigen Stand der Dinge, auf gutem Weg. Sein an den Bundesliga-Standorten in Willstätt, Solingen, Essen und Hamburg gesammeltes Know-how soll den Füchsen Berlin in diesem Jahr dazu verhelfen, den Aufstieg in die 1. Bundesliga zu schaffen und den Verein dort auf Dauer zu etablieren.
Hanning und sein am Berliner Gendarmenmarkt beheimateter Stab von vier Mitarbeitern ist, was das große gemeinsame Ziel betrifft, einstweilen im Plan. Was es zu gewinnen gab vor den Gastspiel am kommenden Freitag beim 1.VfL Potsdam (19.30 Uhr, Sporthalle Heinrich-Mann-Allee), wurde gewonnen. Die Bilanz von 20:0 Punkten verführt die Berliner jedoch keinesfalls dazu, die anstehende Aufgabe beim Aufsteiger und Schlusslicht nicht mit dem gebotenen Ernst anzugehen. „Wir sind nicht in der Situation, uns auch nur einen Fehltritt leisten zu können. Alle bei uns wissen, dass jede einzelne Partie erst gespielt und gewonnen werden will. Das gilt auch und gerade für die Partie in Potsdam“, sagt Hanning kategorisch, bevor nach ein paar Minuten der Besinnlichkeit der Abflug nach Frankfurt ansteht.
Hanning reiste gestern von dort aus nach Elsenfeld weiter, wo er als Experte des Deutschen Sportfernsehens (DSF) das Bundesliga-Heimspiel des TV Großwallstadt gegen den HSV Hamburg kommentierte. Man sieht es ihm gern nach, dass er wörtlich davon spricht, die Partie zu übertragen. In der Branche gilt er als angenehmer Typ mit liebenswerten Macken. Nebenstehendes Foto mag dies stützen. Es entstand in der Zeit, während der Bob Hanning für den HSV Hamburg tätig war, sich ständig mit wirtschaftlichen Problemen herumschlagen musste und letztlich realisierte, dass es keinen Sinn macht, sich dort weiter aufzureiben.
„Ich habe dort als Trainer gearbeitet und in Eigeninitiative 1,5 Millionen Euro aufgetrieben. Als wir irgendwann einmal Tabellenletzter waren und dann in Folge Magdeburg, Kiel und Flensburg bezwingen konnten, habe ich mich im Überschwang der Gefühle eben auch mal als Napoleon ablichten lassen.“ Hanning lacht und deutet dann auf ein Projekt, was angedacht ist und nach Lage der Dinge in der Winterpause der 2. Bundesliga Nord Kontur annehmen könnte.
Um sich in der Region zu verankern, streben die Füchse nach strategischen Partnerschaften. „Es wäre ideal, wenn wir nach dem Aufstieg in der Perspektive mit einem Zweitligisten und einem Regionalligisten kooperieren. Ich denke da an die Standorte Potsdam und Oranienburg. Was den VfL betrifft, bin ich ganz gut im Bilde.“ Hanning hat sich mit dem VfL-Manager Jan Thiele darauf verständigt, sich gegebenenfalls noch mal zusammen zu setzen und zu beratschlagen, was zu tun ist. „Es ist völlig normal, dass wir uns als Nachbarn begreifen und entsprechend miteinander umgehen“, sagt er und deutet an, dass es in der Winterpause zu personellen Wechseln einzelner Berliner nach Potsdam kommen könnte. Abhängig sei dies jedoch auch davon, ob die Berliner mit Blick auf die kommende Saison schon eigene Transfers tätigen. „Ich bin gedanklich schon viel weiter“, deutet der Füchse-Manager an. Wer ihn kennt, weiß, dass das keine leeren Worte sind.
Alles, was Hanning im Leistungshandball angepackt hat, gewann früher oder später Kontur. In Potsdam spielen mit Victor Pohlack und Christian Schücke zwei ehemalige Füchse. „Von ihnen weiß ich, dass die Sache in Potsdam stimmig ist und derzeit eigentlich nur ein paar Punkte fehlen. Darauf lässt sich doch aufbauen“, so der gelernte Kaufmann.
Wie die Potsdamer darüber denken? Alexander Haase, der Trainer des Zweitliga-Aufsteigers, wirkte gestern interessiert, verwies jedoch darauf, dass „das Paket stimmen muss“. Der 30-Jährige, dem speziell die jüngste 32:34-Niederlage beim SC Magdeburg II zugesetzt hat, ist mental jedoch zu sehr mit den kommenden Aufgaben befasst. Die Partie gegen die Füchse ist das erste Heimspiel nach fast einmonatiger Pause. Ganz unabhängig von der derzeitigen sportlichen Situation der Potsdamer steht eine attraktive Partie ins Haus, in der sich die Gastgeber Selbstvertrauen für die dann anstehenden Aufgaben gegen die HSG Varel (A), den OHV Aurich(H), Post Schwerin (A) und Empor Rostock (H) holen können. Ob das eventuell sogar mit einem Punktgewinn gelingt?
Thomas Gantz
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