Landeshauptstadt: „Ich bin im Rechnen einfach besser“
Matheasse gewinnen bei der Olympiade und trainieren im Club – ganz ohne Einsatz moderner Medien
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Wie lang muss ein Seil sein, wenn man es um die Erde schlingt? Nick Piwon ist nicht an dem bekannten Erdumfang von 40 000 Kilometern interessiert, sondern an dem wirklichen, unter Berücksichtigung aller Berge und Täler. Aber diese Aufgabe hebt er sich für später auf, zunächst einmal ist der Neunjährige von der Grundschule „Bruno H. Bürgel“ stolz auf seinen dritten Platz bei der Potsdamer Mathematikolympiade. Dabei traten die „Matheasse“ der dritten und vierten Klassen gegeneinander an. Gelöst werden mussten Textaufgaben wie: Ein Sportler hat zwei Hosen, drei T-Shirts und vier Pullover – wie viele Kombinationen sind möglich? „Das haben einige geschafft, viele aber auch nicht“, verkündet Andreas Klee vom Matheclub bei der Auszeichnung im Treffpunkt Freizeit. Im Matheclub treffen sich einmal pro Woche die besten Schüler der vierten bis zehnten Klassen, deren mathematische Begabung hier gefördert wird und die auf Matheolympiaden bis hin zum Bundeswettbewerb trainiert werden. Als „Lehrer“ hat Klee ein leichtes Spiel: „Diejenigen, die kommen, haben ein großes Interesse an dem Fach und müssen nicht motiviert werden“. Nachwuchsprobleme gibt es auch nicht, weil der Matheclub schon seit 1965 besteht. „Viele Eltern kennen den Club von früher oder die älteren Geschwister empfehlen uns“, so Klee, der seit 31 Jahren mathematikbegabte Kinder fördert. Vom pädagogischen Konzept her habe sich seitdem nicht viel geändert, meint der Leiter, auch nicht nach 1989. Im Matheclub geht es darum, auf spielerische und interessante Weise Lösungswege für Problemaufgaben zu finden. Dabei verzichtet Klee ganz bewusst auf den Einsatz moderner Medien und arbeitet nach wie vor mit der Schultafel. „Es kommt auf das Denken mit dem Kopf an“, so der Matheförderer, davon würden Computer nur ablenken. Im Gegensatz zu den Matheolympiaden rechnen die Schüler im Club miteinander. Sie lernen also auch die Teamarbeit und das soziale Miteinander.
Auch Clara Müller besucht den Matheclub. Die Zehnjährige von der Gerhart-Hauptmann-Grundschule gewann bei der Potsdamer Matheolympiade den ersten Preis der vierten Klassen und begeisterte das zahlreiche Publikum bei der Auszeichnung mit schnellen Denkleistungen: Clara konnte im Kopf sechs vierstellige Zahlen schneller addieren als ihre Schulkameraden mit dem Taschenrechner. „Unsere Tochter interessierte sich schon mit acht Jahren für Sudoku-Rätsel“, sagt Claras Mutter. Ihre Schulklasse wird beim Matheunterricht geteilt, Clara gehörte von Anfang an zu den Guten. „Vielleicht haben wir als Eltern da etwas weiter gegeben“, sagt Claras Mutter, „wir sind beide mathebegeistert und ich wollte das Fach eigentlich mal studieren“. Clara, die sich in ihrer Freizeit gerne Rechenaufgaben ausdenkt, ist aber auch in den anderen Fächern gut und momentan hat sie den Wunsch, später einmal Lehrerin zu werden. Auch für Nick ist Mathematik das Lieblingsfach seit der zweiten Klasse. „Ich bin im Rechnen einfach besser“, sagt er. Damit er im Unterricht nicht unterfordert wird, gibt ihm sein Lehrer schwerere Aufgaben. Nick geht nicht in den Matheclub, er spielt Fußball beim SV Babelsberg. Karsten Sawalski
Karsten Sawalski
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