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Sport: „Ich bin kein Fan des Mauerns“

Rot-Weiß-Trainer Pavel Dotchev über Erfurts Spiel beim SVB, eigene Stärken und Wundertüten-Teams

Stand:

Am kommenden Sonntag um 14 Uhr empfängt Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 den FC Rot-Weiß Erfurt zum dritten Heimspiel der Saison. Trainer des derzeitigen Tabellendritten ist der Bulgare Pavel Dotchev.

Sie hatten vorhin gerade eine Besprechung mit Ihrer Mannschaft, Herr Dotchev. Haben Sie Ihre Truppe schon auf das Spiel in Babelsberg eingeschworen?

Nein, noch nicht, dazu ist es noch zu früh. Wir haben uns nochmal das Spiel vom letzten Wochenende gegen Braunschweig angeguckt und unsere Fehler dort analysiert.

Sind Sie sehr traurig, durch ein 2:2 zu Hause gegen Braunschweig die Tabellenspitze verloren zu haben?

Nein. Natürlich sind wir sehr ehrgeizig und natürlich freut man sich immer über einen Spitzenplatz. Aber ich kann nach wie vor zufrieden sein – bis auf die letzte Partie, in der wir gegen Braunschweig nicht so gut spielten wie vorher.

In der vergangenen Saison war Erfurt am Ende Elfter, diesmal streben Sie einen einstelligen Tabellenplatz an, und Ihr Verein hat seinen Dauerkartenbesitzern eine Geld-zurück-Garantie gegeben, falls die neue dritte Liga nicht erreicht wird. Der Druck auf Sie und Ihre Mannschaft muss enorm sein

Diese Aktion mit den Dauerkarten soll ein Ausdruck unserer Zuversicht sein, dass wir die Qualifikation für die dritte Liga auch schaffen. Der Druck ist natürlich da – den haben aber auch viele meiner Trainerkollegen und deren Mannschaften. Letztlich kommt es darauf an, wie man damit umgeht. Wir hatten nach dem Abstieg 2005 aus der zweiten Liga hier eine schwierige Zeit mit viel Stress und Druck, weil wir immer gegen den Abstieg gespielt haben. Jetzt haben wir langsam wieder etwas aufgebaut und gezeigt, dass wir mit Druck umgehen können.

Hat es Sie deshalb überrascht, zu Hause lediglich 2:2 gegen die Braunschweiger gespielt zu haben, die davor gegen Babelsberg mit 1:3 verloren?

Das hat mich nicht überrascht. Ich wusste schon vorher, dass die Braunschweiger viel besser sind, als es ihr Tabellenplatz aussagte. Sie haben gegen uns ganz anders gespielt als zu Hause gegen Babelsberg, wo sie als Favorit sehr offensiv und druckvoll nach vorn spielten und böse überrascht wurden. Bei uns haben sie defensiv und abwartend gespielt.

Am kommenden Sonntag ist Rot-Weiß von der Tabellenkonstellation her beim Aufsteiger der klare Favorit, oder?

Das sehe ich nicht so. Ich habe Babelsbergs Mannschaft gegen Braunschweig beobachtet und ich habe eine sehr eingeschworene Truppe gesehen, die läuferisch und kämpferisch stark war. Sie hat keinen ausgesprochenen Star, dafür sind alle bereit, für die Mannschaft zu arbeiten. Und in unserer Liga gibt es sowieso keinen leichten Gegner. Babelsberg ist für mich eine Mannschaft, die eingespielt ist und die den Schwung des letzten Aufstiegsjahres nutzen will. Zur Erinnerung: In den letzten beiden Jahren gab es zunächst mit Jena und zuletzt mit Magdeburg schon zwei Aufsteiger, die gleich ganz oben mitmischten. Solche Mannschaften können dank ihrer Euphorie gefährlich sein, wenn sie eingespielt sind und zusammenhalten. Babelsberg könnte so eine Wundertüten-Mannschaft sein und für einige Überraschungen sorgen. Wir nehmen dieses Spiel deshalb sehr ernst. Wir haben großen Respekt vor Babelsberg, aber keine Angst.

Eine etwas ketzerische Frage: Warum wird Ihrer Meinung nach Erfurt am Sonntag gewinnen?

Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Aber wir sind gut vorbereitet und haben in der bisherigen Meisterschaft bewiesen, dass wir in der Lage sind, attraktiven Fußball zu spielen. Deshalb traue ich meiner Mannschaft zu, sich auch in Babelsberg durchzusetzen.

Ist es für Rot-Weiß von Vorteil, dass Babelsberg am vergangenen Wochenende spielfrei hatte und pausierte?

Das glaube ich nicht. Es gibt immer Vor- und Nachteile. Es kann durchaus von Nutzen sein, zwischenzeitlich zu regenerieren, sich auszuruhen und ein bisschen Fitness zu bolzen. Über solche Frage mache ich mir nicht viele Gedanken. Wichtig ist für mich vor allem, dass meine Mannschaft Woche für Woche konzentriert ins Spiel geht.

Erfurt hat bisher in fünf Partien 15 Tore geschossen, so viele wie kein anderer Regionalligist. Setzen Sie als Trainer ganz auf Offensive?

Klar. Ich bin kein Fan des Mauerns und lasse gern offensiv spielen. Natürlich spielen wir keinen Harakiri-Fußball – die gesunde Mischung macht es. Es gibt immer zwei Phasen im Fußball: Wie verhalte ich mich, wenn der Gegner am Ball ist, und was mache ich, wenn ich am Ball bin. Das müssen wir bestmöglich umsetzen.

Sie haben mit Ihrem Neuzugang Dennis Wolf, mit Albert Bunjaku und Dominik Kumbela gleich drei Dreifach-Torschützen in Ihren Reihen. Wer aus dem Trio hat Sie bisher am meisten überrascht?

Denis Wolf. Ich hatte ihn eher als Vorbereiter erwartet und nicht damit gerechnet, dass er so torgefährlich ist. Aber er genießt bei uns auch mehr Freiheiten als zuletzt bei Fortuna Düsseldorf.

Haben Sie am Sonntag Ihr bestes Aufgebot zur Verfügung?

Nein, uns fehlen zwei wichtige Stürmer. Kumbela sitzt das letzte von vier Spielen Sperre nach seiner Roten Karte gegen Dortmund ab, und mit Adam Jabiri aus Schweinfurt fällt ein weiterer neuer Spieler wegen einer Schulterverletzung noch ein paar Wochen aus.

Das Interview führte Michael Meyer

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